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Konzerte

 

Ein Singen, Schwelgen und Schmachten
Mit „Romantik plus" erfreuen die „Preußen" Prenzlaus Klassikgourmets.
Anmutig im Zentrum steht Mendelssohns Violinkonzert op. 64.
VON PETER BUSKE ( Uckermarkkurier 01.12.2008 )

PRENZLAU. Heiter und unbeschwert, ein wenig nachdenklich bis elegisch nachsinnend - so präsentierte sich das 2. KlassikKonzert des Preußischen Kammerorchesters am Freitag im Kultur- und Plenarsaal des Landkreises Uckermark. Diesmal ist auch dessen „Chef“ anwesend, um sich - wie schon 2004 - am Geigenspiel seiner Nichte Katharina Triendl (Orchestermitglied der Münchner Phil¬harmoniker) zu erfreuen. Gleich ihm lassen sich auch die weiteren Klassikgourmets von der „Romantik plus"-Zusammenstellung auf angenehmste Weise „unterhalten", die Chefdirigent Frank Zacher ganz auf die Möglichkeiten der „Preußen" zugeschnitten hat. Manch Unbekanntes von vergessenen oder verkannten Komponisten ergänzt auf unaufdringlich-bildungsbeflissene Weise das im Zentrum stehende e-Moll-Violinkonzert von Felix Mendelssohn Bartholdy.  Fast durchweg dürfte es sich dabei um uckermärkische  Erstaufführungen handeln. Doch nicht alles lässt einen innerlich nach einem Dacapo von Namen oder Werk rufen. Hübsch anzuhören und lebhaft musiziert, pulst die Ouvertüre zum Singspiel „Die Freunde von Salamanca" von Franz Schubert dahin. Ein Entree zum Aufwärmen, auch um intonatorische Unabgestimmtheit zwischen den ersten Geigen zu beseitigen - mehr nicht.
Singen, schwelgen, schmachten: die Orchesterrhapsodie „Abends" von Joachim Raff (1822-1882) macht ihrem Namen alle Ehre. Da breiten sich nächtliche Stimmungen in gedeckten Farben und weitgehend tiefen Lagen nebst anhörlichem Horngesang aus. Hingebungsvoll und sehr kultiviert, aber nie kitschig erzeugen die „Preußen" zwischen Waldeinsamkeit und firmamentaler Erhabenheit Kuschelklänge für die Seele. Gleichsam im Kontrast dazu steht  Mendelssohns anmutiges, von Solisten innig geliebtes Violinkonzert op. 64, das seine interpretatorischen und technischen Tücken hinter" einem liebreizenden Gewand versteckt.  Bei allem erfreuenden Bemühen gelingt es der Solistin wie dem Orchester nicht, hinter die letzten Geheimnisse des kapriziösen „Faltenwurfs" zu kommen. Es fehlt schlichtweg an der dafür notwendigen virtuosen Entrückung, an elfengleicher Leichtigkeit und Lockerheit.
Und so verbleibt die Interpretation auf einer gleichsam grundsoliden Erdverbundenheit. Dafür entschädigt Katharina Triendl mit klarem, beweglichem und leidenschaftlich-kraftvollem Ton, der sich in den Lyrismen des Seitenthemas kantabel aussingen kann. Schön innig, legato - selig, voller Anmut und klanglicher Wärme breitet sie das Andante aus. Es findet, nach der Pause, eine Art von Fortsetzung in der Legende op. 17 von Henryk Wieniawsky (1835-1880). Deren elegisch-meditativen Ausdruck bringt sie allerdings weit weniger intensiv als  erforderlich, dafür umso klangschöner zum Ausdruck.
Als heitere Spielmusiken und gefällig im Gestus entpuppen sich die vier Sätze der D-Dur-Sinfonie op. 52 von Paul Wranitzky (1756-1808), der unter Joseph Haydns Leitung als Geiger in der Kapelle des Fürsten Esterhazy in Eisenstadt spielte. Auch in dieser Sin¬fonie finden sich dessen Einflüsse genauso wieder, wie Wendungen von Vater und Sohn Mozart oder Beethoven. Lockeren Tons ausgebreitet, gehen die unterhaltsamen und unbeschwerten Klänge angenehm in die Ohren.
Die Hände erklatschen ihnen ein Satz-Dacapo.

 

Wie eine „Reportage" voller Eindringlichkeit

Die Verkündigung von Bachs „Weihnachtsoratorium" vereint deutsche und polnische Künstler.
UckermarkKurier  22.12.2008    (von Peter Buske)

Zacher erzeugte Spannung vom ersten bis zum letzten Takt.

PRENZLAU. Es gehört inzwischen zur Adventszeit wie Lichterbaum, Christstolle und Spekula¬tius: Bachs mehrteiliges „Weihnachtsoratorium" BWV 248 mit seinem Jauchzen und Frohlocken, seinen wirbelnden Pauken und strahlenden Trompeten, jubilierenden Geigen, innigen Flöten und Oboen. Regelrecht neugierig nähern sich am Vorabend des 4. Advents das Preußische Kammerorchester, der Chor der Camerata Nova Stettin, Mitglieder des Uckermärkischen Konzertchores Prenzlau und ein junges Solistenquartett den stimmungsfestlichen Noten dieser so prächtig vertonten Weihnachtsbotschaft.   Sie erklingt diesmal in der rappelvollen Pfarrkirche St. Maria Magdalena, deren vorzügliche Akustik sich... wahrlich als Dienerin am Werk erweist. 
Für „Preußen" - Chefdirigent Frank Zacher ist's das erste „WO", wie man die Kantatensammlung in Fachkreisen ein wenig salopp bezeichnet. Er hat die ersten drei Teile ausgewählt. Und bevorzugt dabei eine lebendige, fast modern anmutende Lesart wie eine spannende, von Glanz überstrahlte „Reportage" voller glaubhafter Eindringlichkeit. Da wird nicht übertrieben gejauchzt und frohlockt, forciert den Arieninhalten nachgeforscht oder seelenvoll salbadert. Stattdessen bevorzugt Frank Zacher gleichmäßig atmende Tempi, durch die sich die Barockklänge frei entfalten können. Er setzt auf einen klaren und intensiven, mitunter etwas nüchternen Ton, der ohne Umschweife zum Wesentlichen vordringt.
Spannung vom ersten bis zum letzten Takt. Textverständlichkeit dito.
Im berühmten Eingangschor „Jauchzet, frohlocket, auf preiset die Tage" verbindet sich der kernige polnische Männerstimmenklang mit der Sicherheit und Geschmeidigkeit der deutschen Damenriege auf das Vorzüglichste. Auch sind Chor-und Orchesteraufgebot im Massegleichgewicht - Ohren, was wollt ihr mehr ?!
Frisch wird mu¬siziert, wobei die zur Arienbe¬gleitung so wichtigen Holzbläser...  erhöht im vorderen Altarraumbereich sit¬zen, die Streicher plus Pauken und Trompeten dagegen vor den Treppenstufen. Zur musikalischen Verkündigung treten die seitlich sitzenden Gesangssolisten je nach Erfordernis zwischen die singenden und musizierenden Heerscharen. Auch solche Optik schafft dem Hörer sofort die nötige innere Aufnahmebereitschaft.Sehr engagiert, ein wenig opernnah und leider stark erkältet trägt Joseph Schnurr mit seinem baritonal eingefärbten lyrischen Tenor die Rezitative des Evangelistenberichts vor.  Bewundernswert, wie er die gestaltungsanspruchsvolle und koloraturenrasante „Frohe Hirten" - Arie meistert. Den Erfordernissen nach wortgezeugtem Ausdruck entsprechen sowohl Markus Vollberg (Bass), der kraftvoll und zügig den „Großen Herrn und starken König" lobpreist, als auch Uta Buchheister (Mezzosopran), die ihre beseelten Arien, („Bereite dich, Zion", „Schlafe, mein Liebster" und „Schließe, mein Herze" ) mit marienmütterlicher  stiller  Freude vorträgt. Nur sie ist es auch, die die Da Capo Teile der Arien nach barocker Singepraxis  mit Verzierungen ausstattet.
Hell getönt, in der Höhe leicht verhärtet, singt Friederike Harmsen den Sopranpart. Von „matten Gesängen-", wie es im Eingangs - und Schlusschor der dritten Kantate heißt, ist weit und breit nichts zu hören. Dafür viel von „der Herzen frohlockendem Preisen ", das abschließend mit  anhaltendem Beifall belohnt wird.

 

Zwischen höfischer Eleganz und bodenständiger Direktheit
Das Preußische Kammerorchester Prenzlau lässt klassische Raritäten von Hummel und Busch entdecken.
VON PETER BUSKE (UMK 21. Febr.2008)


Für welchen Raum, so möchte man fragen, hat Johann .Nepomuk Hummel (1778-1837), Großherzoglicher Kapellmeister in Weimar, seine „Sieben Tänze finden Apollo-Saal" geschrieben? Natürlich für den in der Deutschen Staatsoper zu Berlin? Weit gefehlt! Ein so genanntes Etablissement gab es auch im Wien des Jahres 1808, in welchem der österreichische Kaiser Franz I. zum dritten Mal heiratete.....
So begann eine musikalische Entdeckungsreise, die das Preußische Kammerorchester Prenzlau unter Leitung von Frank Zacher.... unternahm.
Eine echte Rarität, die den Geist Mozarts und Haydns beschwört und mit mancher folkloristischen Zutat aus dem Vielvölkerstaat aufwartet.
Leichtfüßig, mit gebührlicher Betonung schwerer Taktteile, werden die Tänze musiziert. Die Menuette zeigen sich nicht nur von ihrer höfisch-eleganten Art, sondern strahlen auch viel bodenständige Direktheit aus. Anderes suggeriert elegantes Schweben, gravitätisches Schreiten, pompöses Hofzeremoniell, springhüpfende Verrenkungen ... Amüsante Gebrauchswaren.
Der Vergangenheit entrissen werden ebenfalls „Acht Variationen über ein Thema von W. A. Mo¬zart" op. 41 aus der Feder von Adolf Busch (1891-1952), bekanntem Geiger und Bruder des legendären Dirigenten Fritz Busch. Allerdings gäbe es um das verwendete Thema selbst bei Fach¬leuten großes Rätselraten,
so Frank Zacher bei seiner Publikumsinformation. Stammt es gar nicht vom Wolferl, sondern von Adolf B. selber? Neben Gassenhauerischem finden sich in den kurzweiligen, originellen, mitunter gewöhnungsbedürftigen Variationen auch sentimentalische Anwandlungen. Die „Preußen" zeigen sich ihnen klangvoll gewachsen.
Dagegen beschränken sie sich bei Fryderyk Chopins (1810-1849) Klavierkonzert Nr. 2 f- moll op. 21 (nach Autorenabsicht und mangels instrumentaler Masse) mehr auf eine solide, unauffällige Dienerfunktion.
Umso vortrefflicher kann sich Solist Markus Groh, längst in die Oberliga der Pianisten aufgenommen, als romantischer Pfadfinder mit schnörkellosem Spiel ausweisen. Fürs elegante Rankenwerk hat er genauso den passenden Anschlag parat wie für die leidenschaftlichen Erregungen und Ausbrüche der Seele. Spielerische Lockerheit und gestalterische Ernsthaftigkeit gehen dabei eine überzeugende Liaison ein. Das Larghetto deutet er tastensingend als eine Romanze aus....

 

Erfreuliche Entdeckungsreise zu selten gespielten Werken
Mit schwelge¬rischer Virtuosität begeistern die „Preußen" ......
VON PETER BUSKE (UMK 17.März 2008)


Nun wird's richtig deutlich: bei ihren KlassikUnter¬nehmungen meiden die „Preußen" weitgehend ausgetretene Pfade. Nicht, dass es keinen Mozart - Haydn - Beethoven mehr geben würde, aber die Entdeckungsreisen zu unbekannten oder wenig gespielten Werken und ihren Schöpfern nehmen erfreulicherweise zu.
Es ist also etwas in Gang gekommen beim Preußischen Kammerorchester, was immer mehr jugendliche Zuhörer den Weg in den Kultur - und Plenarsaal finden lässt.
Wie am Freitag zum 4. „Klassik-Konzert“ unter Leitung von Frank Zacher, in dem Werke erklangen, die größtenteils höchst selten gespielt werden. Alle sind sie in eine romantische Gewandung gehüllt. Ihr Hören gerät zum reinen Vergnügen.
Dabei handelt es sich ausnahmslos um Stücke für Streicher, die Stammbesetzung der „Preußen". Und die ist mittlerweile homogen zusammengewachsen und künstlerisch gereift. Es klingt einfach unverschämt gut, wenn sie ohne Bläser spielen. .....
Der Abend beginnt und endet mit Sir Edward Elgar (1857-1934). Im eingangs erklingenden „Introduktion und Allegro" op. 47 spielen die Musiker bereits ihre Stärken aus. Sie offerieren einen warm getönten, voluminösen und unforcierten Klang, intonieren sauber, zeigen sich rhythmisch exakt. Die skurrile Fuge des Allegro bieten sie federnd und voller Spielwitz dar.
Auch im „Intermezzo" op. 8 von Franz Schreker (1878-1934) erlebt man den direkten Klang, den sonoren Sound, die klangsinnliche Hingabe.
Die Musiker finden sich dabei in deutlich voneinander getrenn¬ten Gruppen wieder. Das stärkt die Ausdrucksintensität beim Musizieren von handfester Poesie.
Von ihr gibt es auch   in   Giacomo Puccinis stimmungsdichter Elegie „Crisantemi" eine Menge zu hören. Ihre Wiedergabe kennt kein zuckersüßes Zerfließen.
Klangliche Schönheit gewinnt    sich   das    Chrysanthemen-Bukett   aus   eher   preußischer Nüchternheit.
In den Konzerten erhalten „Preußen-Mitglieder“ ihren solistischen Auftritt, mit dem sie ihr Können aufs Vorzüglichste unter Beweis stellen.
Statt der von den Komponisten vorgesehenen großen Orchesterbegleitung werden Bearbeitungen für Streicher ...... verwendet.
In der Art russisch-romantischer Virtuosenkonzerte hat Dirigent Sergej Kussewitzky (1874-1951) sein Kontrabasskonzert fis-Moll op. 3. geschrieben, dessen Solopart Thomas Paffrath mit volltönender Direktheit und sehr beweglichem Saitenklang souverän bewältigt. Exzellent sind seine Lagenwechsel, expressiv die Aus¬deutung des Notengeschehens. Die elegische Breite des zweiten Satzes kostet er genüsslich aus. Es ist ein unaufhörliches Singen und  aufrührerisch -anregendes Debattieren zwischen Solist und seiner Begleitung.
Schwelgerische Virtuosität zeichnet ebenfalls die Wiedergabe von Elgars Violoncellokonzert op. 85 aus, in dem Balint Gergely mit kraftvollem und leuchtendem Ton ein gefühlsstarkes Saitensingen betreibt. Wie in fiebriger Erregung ...eilt der zweite Satz vorüber, ehe im Adagio sich Poesie pur verströmt. Etwas nachdenk¬lich, sozusagen mit distinguiert - britischem Frohsinn en¬den Werk wie Abend, der - zugabebedankt - beifallsheftig aufgenommen wird.

 

Konzertabend voller kindlicher Genialität
Im Kreuzgang: Preußisches Kammerorchester mit Elisabeth Brauß und Aiko Ogata
WALKENRIED  ( Jana Köring Harz Kurier 22.05.2008)

„Mozart im Mai'“ so der Titel eines außergewöhnlichen Konzerts am vergangenen Samstag in Walkenried ...
Gleich zu Beginn versetzte Mozarts erste Sinfonie, gespielt vom Preußischen Kammerorchester unter Leitung von Frank Zacher, mit Staunen.....
Auch das zweite, Werk versprach Besonderes. Die erst 1995  geborene Elisabeth Brauß musizierte Mozarts Klavierkonzert C Dur KV 415 Eine junge Dame betrat selbstbewusst das Podium, ... und plötzlich verflog alle Kindlichkeit aus ih¬ren Gesichtszügen. Man fühlte und sah, wie sie ganz in die Musik eintrat und sich von ihr inspirieren ließ . Mit herausragender Professionalität spielte sie den „großen“ Mozart.
Das Publikum dankte es mit nicht enden wollendem Applaus...
Nach der Pause ...die Konzertmeisterin, Aiko Ogata ...interpretierte Mozarts Rondo in C-Dur KV 373 für Violine und Orchester.
Einfühlsam und mit musikalischer  Hingabe .... verleitete zum Träumen, die Gedanken verloren sich im Raum.
Das Konzert nahm seinen Abschluss mit der 29. Sinfonie A-Dur KV 201…Das Orchester musizierte mit Frische, Spielbegeisterung und mozartlichem Schwung – eine Freude für alle Konzertbesucher ....

 

Zum Klassik-Finale der„Preußen" gibt es philharmoni¬schen Edelklang aus Berlin.
VON PETER BUSKE (Uckermark Kurier ,21.04.2008)
PRENZLAU.

Sie ist geprägt von zigeunerischem Klangzauber und waldesromantischer Stimmungsmalerei. In beidem kennen sich die Musiker bestens aus, und so verhelfen sie auch den „Tänzen aus Galánta" von Zoltán Kodály (1882-1967) zu einer leidenschaftsgeprägten, schmachtend  elegischen Wiedergabe....
Eine weitere Facette von national geprägtem Kolorit zeigen die Musiker mit Felix Mendelssohn Bartholdys A-Dur-Sinfo¬nie op. 90 „Die Italienische" vor.
Sie sind von schier übersprudelnder Spiellaune erfüllt, wenn sie die in Noten niedergeschriebene Lebens¬freude und Ausgelassenheit der Südländer in adäquate Klänge verwandeln.
Sie sind als Preußen ganz auf präzises Zusammenspiel, straffe Artikulation und Durchhörbarkeit aus. Innig singt sich das liednahe Andante aus, locker und klangschön das Con moto moderato , springtanz-turbulent bis elfenhuschend das Saltarello - Presto. Ob die kommende Klassik-Saison die Höhenflüge der diesjährigen wird fortsetzen können?

 


 
Mitteldeutsche Zeitung (06.06.200o)
Opulenter Reigen von Bildern und Klängen
Bravo Rufe für Aufführung des Oratoriums „Wittenberg 1517"
Von MELCHIOR FRANK
Wittenberg/MZ. Mangel an Farben herrschte nicht. Ein blauer Engel, eine rote Eminenz, grüne Palmzweige, dazu der Kontrast zwischen dem strahlenden Weiß eines Brautkleids und dem bedrohlichen Schwarz von Gevatter Tod. Und die Musik kolorierte die Szenerie aus einer reichhaltigen Palette tönender Nuancen.
Mit einem opulenten Bilder- und Klangreigen wurde am Sonnabend der Wittenberger Kultursommer eröffnet - wie in den letzten Jahren durch Künstler des Mitteldeutschen Landestheaters. Doch wirkten bei der Uraufführung des Oratoriums „Wittenberg 1517", von WittenbergKultur bei Generalmusikdirektor Jörg Iwer (Musik) und Oberspielleiter Markus Schuliers (Textzusammenstellung und Regie) in Auftrag gegeben, auch zahlreiche Amateure mit.
....Am Pult des engagiert musizierenden Orchesters zeichnete mit Frank Zacher (Plauen) ein kompetenter Gast für den musikalischen Zusammenhalt verantwortlich, der weder mit den Einsätzen des seitlich postierten Chores , noch mit denen entfernterer Solisten Mühe hatte. ......

 

 

Sinnenfreudiges Hohelied auf die Allmacht der Liebe
Wittenberger Kultursommer mit Oratorium von Jörg Iwer/Markus Schuliers eröffnet (06.06.200)

WITTENBERG. Das Gewitter ließ sich die gemäße Zeit. Doch der laue Wind wehte bisweilen schon bedrohlich über das dramatische Geschehen. So, als wäre selbst die Luftbewegung mit inszeniert - Vorbote für die großen Umwälzungen, derer man sich künstlerisch komplex erinnern wollte.
„...und hätte die Liebe nicht, so wäre nichts..." - haben der Komponist Jörg Iwer und der Regisseur und Textfinder Markus Schuliers jenes Oratorium genannt, das sie mit so vielen engagierten Leuten geschaffen und in beeindruckende Szene gesetzt haben.
........Die Bilder von Hexenverbrennung, papistischem Hochmut, Volkes Beschwingtheit jagen sich mal gemessen, mal mit dem Tempo der Zeit, getrieben von der Musik des Jörg Iwer, die an vielen Stellen des 70-Minuten-Wer-kes unter die Haut geht.
Riesenbeifall zur Premiere des Spiels für alle Beteiligten, die Solisten des Mitteldeutschen Landestheaters mit einem innerlich bewegten, staunenden Hans-Jürgen Zander als Luther.
Mit Stadtwache, Fanfarenzug, Trachtenverein, Musikschule, Theaterjugendklub und einem trefflichen Frank Zacher, der das Orchester des MLT sicher durch die Uraufführung steuert.
Lothar Günther


  


Turbulente Tollereien und trotziges Tanzen
Philharmoniker Neubrandenburg setzen sich für Unterhaltsames von Unbekannten ein
Von unserem Mitarbeiter Peter Buske
Neubrandenburg. Dicke sind selten beweglich. Aber sie besitzen Charme und sind auf ihre Art mitunter sehr graziös. Was der Kontrabass den Streitern, bedeutet die Tuba den Bläsern. Einmal kräftig ins Rohr geblasen und schon hat die Dicke dicke Ausrufungsseichen ins Klangkollektiv gesetzt. Dass sie statt brummiger Töne auch säuseln und liebliche Melodien singen kann. sich grazil und anmutig zu bewegen sowie schlank und rank in den Hüften zu wiegen versteht wie ein Model a la Claudia Schiffer, beweist sie aufs vorzüglichste im neoklassizistischen Concertino für Tuba und Orchester des Franzosen Eugene Bozza (1905-1991). Nichts da von Rumtata und Tiefengrummeln. Im Andante stimmt die Solistin geschmeidige und sehnsuchtsvolle Melodien an, während sie in den Allegro-Ecksätzen leichtfüßig auf Klangspitze tanzt, eingekleidet in duftigen Tontüll.
Intervallreicher Notengarten
Für letzteren ist am Donnerstag die Neubrandenburger Philharmonie unter Leitung von Vize-GMD Frank Zacher zuständig, für die aparten Pirouetten, spritzigen Höhenflüge und eleganten Linien dagegen der Tubist Jörg Wachsmuth. Lange Jahre gehörte er dem Orchester der Viertorestadt an. Nun, als Gast von der Dresdner Philharmonie, bewies er erneut exzellentes blastechnisches Können und gestaltungsbravouröses Spazierengehen im intervallreichen Notengarten. Als Beifallsdank ließ er ein Geschwader von Brummern durch die Konzertkirche sausen - eine originelle Variante von Rimski-Korsakows „Hummelflug".
Wer noch nie den Namen Bozza gehört hatte, konnte mit dem von George Antheil (1900-1959) genauso wenig anfangen. Auch dieser US-amerikanische Tonsetzer mied die Neutönerei wie der Teufel das Weihwasser, bediente sich in seiner Sinfonie Nr. 5 ..Joyous" eher der göttlichen Einfälle eines Schostakowitsch oder Weill. Wahrlich freudig und turbulent geht es in den drei Sätzen zu. die - motorisch aufgedreht - sich durchweg beschwingt und skurril anhören.
Leicht verdauliche Kost Den einkomponierten amerikanischen Größenwahn geht Frank Zacher direkt an und lässt ihn effektvoll krachen; die Sentimentalitäten breitet er gleich einer Hollywood-Schnulze nicht weniger hingebungsvoll aus.
Dieser leicht verdaulichen Kost folgt mit Mozarts g-Moll-Sinfonie KV 550 geistige Vollwertnahrung. Ein atemberaubendes Spielkonzept hält der Dirigent nicht parat, dafür interpretatorische Solidität. Diese rüttelt an keinerlei Erkenntnissgrundlagen , auch wenn sie sich auffahrend gibt, zum herb-trotzigen Tanzen anhebt (Menuetto) und mit Vor-Beethovenscher Pranke dem Schicksal in den Rachen zu greifen trachtet. Dem spielerischen und pseudo-sorglosen Einstieg ins Molto allegro folgt gelegentlich ein jäher Umschwung in kämpferisch-dramatische, dann in schmerzerfüllte und fahle Farben getauchte Szenen voller Schwermut. So dräut es sich atmosphärisch düster, klangtransparent, unruhevoll, kontrastbetont und dissonanzengeschärft.


 

Gegensätze beim Philharmonischen Konzert
Güstrow •
Einen Spagat zwischen zeitgenössischen Werken sowie einer Sinfonie aus der Zeit der Wiener Klassik hatten die Musiker der Neubrandenburger Philharmonie unter Leitung von Frank Zacher beim 5. Konzert zu bewältigen.
Ausgangspunkt dieses Ansinnens war die 5.Sinfonie ,,Joyous" von George Antheil, die die Musiker gekonnt in Szene setzten. Ausgestattet mit einein sicheren Gespür für rhythmische Präzision und dynamische (Entwicklungen fanden sie zu einet kalkulierten Balance, die das Ohr des Hörers nicht überforderte. Ein Blick aus der Vogelperspektive war ob der detailfreudigen Komposition angebracht, um den Zusammenhang nicht aus dem Auge zu verlieren. Doch Dirigent und Orchester konnten dem versteckten Stilmix vieles abgewinnen. Sie bauten mit ihrer Interpretation nicht nur Vorurteile ab, sondern wurden für den künstlerischen Wert mit Verständnis und Zustimmung belohnt....


 


Schwebende Walzerseligkeit
Neujahrskonzert der Preußen in Templin
Von unserem Mitarbeiter Peter Buske
Templin.
Ohne den berühmten „Radetzky-Marsch" von Jobann Strauß Vater geht auch in Templin das Neujahrskonzert des Preußischen Kammerorchesters nicht zu Ende. Rhythmisches" Klatschen begleitet den federnd absolvierten musikalischen Pferderitt, wobei der Neustrelitzer Kapellmeister Frank Zacher als „Rittmeister" dem geschmeidig tänzelnden Klangklepper gehörig die Sporen gibt. Straff hält er es an der Kandare. Das Ergebnis: Ein fast fehlerfrei absolvierten Durcheilen des Parcours im Muttikulturen Zentrum von Templin. Doch auch im Champagner-Galopp und zahlreichen Polkas, verfertigt von Vertretern der Strauß-Dynastie, fühlen sich Pferd und Reiter pudelwohl.
An der Futterkrippe unvergänglicher Operetten- und Orchestermelodien von Johann Strauß jr. („Eine Nacht in Venedig", „Der Zigeunerbaron", „Die Fledermaus") bis Richard Eilenbergs gleichsam schneestiebender „Petersburger Schlittenfahrt" kann sich das „Preußen"-Gestüt mit seinen Aushilfen und Prenzlau erfahrenen Vokalgästen sattsam laben. Doch auch die erwartungsfrohen Zuhörer kommen voll auf ihre Kosten. Lustvoll delektieren sie sich an dem, was „Im Feuerstrom der Reben" sowohl Kehlen als auch Instrumenten entströmt. Angeführt von nur vier ersten Geigen, klingt das Orchester sehr sauber und klangschön.
Es hat Schwung und Schmäh, zeigt sich von seiner charmanten Seite, kann Schwebendes und Walzerseliges mit leichter Hand aus dem Ärmel schütteln. Des Rezensenten Wunsch: es möge 2004 insgesamt so bleiben I Es stimmt schon: Wenn man kanns ungefähr, ist» nicht schwer.......
........sondern stattdessen aufeinander reagierende und miteinander spielende Partner wie beispielsweise im Heiratsbericht „Wer uns getraut" aus dem „Zigeunerbaron „ mit singender Stichwortgebereinlage des Dirigenten als Chorersatz. Auch solche Details sorgen mit dafür, dass dem gefällig und schwungvoll sich ausbreitenden Melodienreigen der herzlichste Beifall zufällt.


 


ELBE-SAALE-RUNDBLICK SCHÖNEBECK
Montag, 10. Mai 1999 Seite
VIII. Anrechtskonzert
Gastdirigent Frank Zacher am Dirigentenpult
Von Renate Kohns
Schönebeck. Nur 14 Tage liegen zwischen dem letzten Anrechtskonzert und nicht einmal eine ganze Woche zwischen dem grandiosen Konzert zur Eröffnung der Konzertreihe „Klänge im Raum" mit dem überragenden Gastspiel des Geigenvirtuosen von Weltklasse Igor Oistrach. Und dennoch haben die Konzertfreunde noch lange nicht genug und nahmen auch das VTH Anrechtskonzert der Kammerphilharmonie Schönebeck unter dem Gastdirigat von Frank Zacher (Plauen) begierig in sich auf.
Die St. Marienkirche war wie immer in einem Top-Zustand und bot das entsprechende Ambiente.
Es heißt, ein Orchester ist immer so gut. wie es fähig und bereit ist, sich auf einen anderen Dirigenten einzustellen. Das gelang vortrefflich und in großer Harmonie, denn Musiker und Dirigent verstanden sich vom ersten Ton an, und so empfanden es auch die Zuhörer als eine gelöste, glückliche Arbeitsatmosphäre.
Frank Zacher hatte gut daran getan, die Reihenfolge der ersten beiden Programmpunkte auszutauschen.
So war „Quiet-City" -Suite für Streichorchester, Trompete und Englisch Hörn von Aaron Copland auch der entsprechende und richtig gelungene Auftakt. In perfektem Wechselspiel agierten die Solisten des Orchesters Wieslaw Borowko/Trompete und Hideaki Onozawa/ Englisch Hörn mit den Streichern. Klar und sauber war der Ansatz von beiden, kraftvoll und strahlend bis zur Festlichkeit ausgefeilt das Spiel der Trompete, eindringlich und sehr gefühlvoll das Englisch Hörn. Und Frank Zacher verstand es, die Streicher so zu motivieren, daß es zu einer gelungenen Kommunikation kam und so ein Klang von subtiler Schönheit erreicht wurde.
Das Adagio für Streichorchester op. 11 von Samuel Barber bewegte auf ganz eigenartige Weise, denn die Musizierweise des Orchesters ließ aufhorchen, sprang auf das Publikum über, welches seine gewachsene Hörerfahrung, die bei diesen beiden Werken der neueren Musikliteratur durchaus vonnöten waren, unter Beweis stellen konnte. Ein Wiedersehen gab es mit der Flötistin der Kammerphilharmonie. Gaby Zucker, sie befindet sich zur Zeit noch im Babyjahr, im Konzert für Flöte und Orchester G-Dur, KV 413 von Wolfgang Amadeus Mozart. Dafür, daß Mozart die Flöte nicht so sehr liebte, ist dennoch ein ausgesprochen liebliches Werk entstanden, bei dessen Hören dem Zuhörer viel Raum für eigene Betrachtung bleibt. Souverän und mit großer Perfektion zeigten sich Solistin und Orchester. In graziler Schönheit geformte Töne präsentierte Gaby Zucker mit unsagbar prägnantem Ansatz und dem zu jedem Zeitpunkt vorhandenen Gefühl für Akkuratesse und zeigte in den Kadenzen ihre weiter gewachsene und gereifte Virtuosität.
Frank Zacher vollbrachte hier das Wunder, das Problem mit der Akustik nicht aufkommen zu lassen, gemeinsam mit der Solistin zu einer phantastischen Übereinstimmung zu gelangen. Er forderte, ließ aber auch gewähren, was dem Gesamteindruck in hohem Maße dienlich war. Der langanhaltende Applaus für die Solisten des Abends war ebenso herzlich wie anerkennend, desgleichen für den Dirigenten. Im Verlaufe des Konzerts war die Programmfolge so gewählt, daß mit jedem Werk mehr Musiker dazukamen. Frank Zacher, an ein größeres Orchester gewöhnt (in Plauen gehören 58 Musiker zum Orchester), war nun ganz in seinem Element. Obwohl nun schon zum wiederholten Male aufgeführt, erklang die „Tschechische Suite" op. 39 D-Dur von Antonin Dvorak heute in besonders inniger Weise. Dvoraks volksliedhafte Themen schwebten förmlich durch das Kirchenschiff und machten die Schönheit und den Reiz der böhmischen Heimat erlebbar, war in jedem der fünf Sätze nachvollziehbar und bewußt, vor allem aber in der Polka und der Romanze am deutlichsten .erkennbar wurde.
Der große Block der Holzbläser trug neben dem gesamten Klangkörper dazu genauso bei, wie die immer wieder im Vordergrund agierenden und das Geschehen bestimmenden Streicher.
Nicht enden wollender Applaus, den das Orchester seinerseits für den Dirigenten spendete, erforderte noch einmal das Finale.
Publikum und Musiker würden sich auf ein Wiedersehen mit Frank Zacher freuen.


 

Stimmgewaltiger Experte für Rüsseltiere zeigt den Charme des Knuddelbären
SAISONSTART
VON PETER BUSKE (Oktober 2005)
PRENZLAU. Groß und stämmig wie eine sturmerprobte Eiche tritt er in Erscheinung, der aus Neubrandenburg stammende Zootechniker und Elefantentrainer Dirk Aleschus. Doch er kann nicht nur den grauhäutigen Rüsseltieren im Tiergarten Schönbrunn mancherlei Kunststückchen beibringen, sondern ihnen sogar mit Gesang das Gehegeleben verschönern. Am Wochenende .hat er damit auch beim Saisonauftakt für die „Unterhaltung"-Reihe des Preußischen Kammerorchesters Prenzlau im Kultur- und Plenarsaal des Landkreises Uckermark großen Erfolg. Vor einem zunehmend angegackerten Publikum, dass sich nicht nur von seinen bass-buffonesken Köstlichkeiten die Zeit vertreiben lässt. Auch Bariton Hans Gröning darf sich über nicht weniger heftig bejubelte Zuneigung freuen.......
Heiteres aus dem Reich der deutsch-französischen-italienischen Spiel-Oper .... hält der Abend unter dem merkwürdigerweise pluralisierten van Bettschen Arienzitat „Ja, wir sind klug und weise und uns betrügt man nicht" aus Albert Lortzings „Zar und Zimmermann" parat. Ein Duett wird aus der „O Sancta Justitia"-Arie dennoch nicht. In ihr ist Dirk Aleschus ganz in seinem Element. Stimme und Statur entsprechen einander dabei vorzüglich, denn beide strahlen den Charme eines Knuddelbären aus. Des Sängers schwarzes Kehlengold zeigt sich voluminös, ruht auf sicherem Fundament und ist in richtig tiefen Abgründen verwurzelt. Dass die bewegliche Stimme zudem über ein unverwechselbares Timbre verfügt, macht die Sache nur noch angenehmer.
Fast ein wenig tolpatschig wirkt Aleschus, wenn er Bijous Bekenntnis „Ich bin im Chor der erste Sänger" aus Adolphe Adams „Der Postillon von Lonjumeau" vorträgt, Plumketts „Porterlied" aus Flotows „Martha" stimmgewaltig anstimmt, Osmins Rachegedanken „Solche hergelaufne Laffen" aus Mozarts „Entführung aus dem Serail" in -Richtung des Dirigenten Frank Zacher schmettert .Immer mit verschränkten Armen.
Weiß er sonst nichts mit ihnen anzufangen? Als spielbegabter Mime singt er, was das Zeug hält und was die Noten hergeben.
Darin steht ihm Hans Gröning in nichts nach. Auch er steht nicht hilflos auf dem Podium herum, sondern agiert mit Lust, was Text und Musik hergeben. Von. Anfang an entpuppt auch er sich als ein Komödiant im Fach des Kavalierbaritons. Bei den Duetten aus Donizettis „Don Pasquale" und Nicolais „Die lustigen Weiber von Windsor" sorgen beide für regelrechte Szenenauftritte durch Türen und Publikumsreihen.
Am Pult der „Preußen“ heizt Frank Zacher die Stimmung mächtig an. Gelöst und mit teilweise theatralischem Aplomb tänzelt die janitscharenmusikklingelnde Ouvertüre „Der Calif von Bagdad" von Francois Adrien Boieldieu vorüber. Anderes von Donizetti, Rossini und Franz von Suppe folgt ihr.
Mit leichter Hand wird an diesem Abend musiziert und gesungen, ohne dabei in die Klamotte abzugleiten. Ein froh stimmender Start in die neue Saison.

 


Mit stürmischem Applaus gefeiert
Das erste Unterhaltungskonzert der „Preußen" lässt auf weitere unvergessliche Konzertabende hoffen
PRENZLAU (LM). „Bravo, Figaro! Bravo, Bravissimo!", sang Bariton Hans Gröning in der Arie des Figaro aus Rossinis „Der Barbier von Sevilla". Ein Bravo, dass das Publikum ebenso ihm wie Dirk Aleschus (Bass) beim ersten Unterhaltungskonzert des Preußischen Kammerorchesters in der neuen Spielzeit durchaus zurückgeben konnte.
Denn was den Musikfreunden an diesem Freitagabend geboten wurde, war besonderer Art. Ein Konzert, bei dem die Solisten wie auch Dirigent Frank Zacher und die „Preußen" bewiesen, dass sie die ausgewählten Werke aus Oper und Operette nicht nur musikalisch beherrschen und aufzuführen wissen, sondern dass sie voll Humor und Begeisterung bei der Sache sind; dass szenische Einfälle, komödiantisches Talent der Sänger und Improvisation Musikaufführungen eine ganz spezielle Note zu geben vermögen. Sollte dies das Niveau sein, an dem man sich in der neuen Spielzeit orientieren will, dürfen sich die uckermärkischen Musikfreunde auf unvergessliche Konzertabende freuen.


 


Pianisten wachsen Hände und Flügel
Sommerkurs Klavier am Plauener Vogtlandkonservatorium startet mit Konzert
FESTIVAL MITTE EUROPA (Freie Presse 23.07.1999)

PLAUEN (vm). Haben Pianisten auch nur zwei Hände? Es kann eigentlich nicht sein.
Die schlicht als „Klavierkonzert" bezeichnete gemeinsame Veransta1tung von Vogtlandkonservatorium und Theater sowie des Festivals Mitte Europa am Sonntag im Plauener Ratssaal warf die alte Frage wieder auf.
Drei Virtuosen, drei Charaktere
Zur Eröffnung des zehnten „Sommerkurses Klavier" des Vogtlandkonservatoriums „Clara Wieck" zeigten drei frühere Absolventen ihr Können und wurden vor ansprechender Kulisse begeistert gefeiert. Um an die Eingangsfrage anzuknüpfen: Die drei verfügen alle über eine bewundernswerte Technik, aber die meisten Hände schien an diesem Abend doch der aus Falkenstein stammende Andreas Ebert zu haben.
Das lag nicht zuletzt an seinem Stück. Er spielte Sergej Prokofjews erstes Klavierkonzert Des-Dur und ihm waren deshalb ständig ausgedehnte, hämmernde Akkordpassagen, wilde Fugati und abwärts perlende Staccati auferlegt. Daß Ebert, der das erste Mal öffentlich mit einem Sinfonieorchester spielte, das Heft fest in der Hand behielt, ja sogar mit Spielfreude zu Werke ging, ist bemerkenswert und läßt für die Zukunft das Beste erwarten.
Randolf Stock, der den Solisten-Reigen eröffnete, hatte mit Ludwig van Beethovens viertem Klavierkonzert G-Dur ein vergleichsweise ruhiges Werk zu bewältigen, das so gar nicht typisch zu sein scheint für den grimmigen Sinfoniker: durchgängig heiter, gesanglich und allenfalls mit einer geringen Prise seines diabolischen Humors. Wenn jemand wie Stock mit dieser Aufgabe betraut wird, der von Natur aus zurückhaltend, ausgeglichen ist, liegt es in der Luft, daß nicht unbedingt eine vor Spannung knisternde Interpretation zu erwarten ist.
Nun, restlos gemeistert hat Stock den Spagat nicht, und das ist sogar gut. Er ist offensichtlich bei aller Virtuosität und Erfahrung, die er sich in der Vergangenheit erworben hat, er selbst geblieben. Das ist eine Kunst für sich. Und: Auch die im wohlverstandenen Sinne sachlichnüchterne Interpretation der Klassiker hat Tradition und Berechtigung.
Camille Saint-Sains fünftes Klavierkonzert ist eine der merkwürdigsten Schöpfungen der Musikgeschichte: Minutenlang wird in hellsten Farben geschwelgt, wobei das Instrument zu einer Art Wunderharfe wird. Dann im Andante scheint das Ende aller Musik zu drohen. Die angeschlagenen Akkorde verhallen in Leere. Es folgt schließlich ein lichterfüllter, aber etwas gläserner Schluß. Dieses Stück in all seinen Facetten und trotzdem wie aus einen Guß hinzuzaubern, ist der Freibergerin Konstanze John gelungen. Ihr ungezwungenes Auftreten nach dieser Tat, so sympathisch es stimmte, warf dennoch die Frage auf: Weiß sie, was sie da geleistet hat?
Debatten von Ratssaal in Theater?
Ebenbürtig zu den Solisten war das Orchester unter Leitung Frank Zachers. Carl Maria von Webers Oberon-Ouvertüre gelang einleitend so prickelnd, daß zu fragen ist: Sollte künftig nicht immer romantische Musik im Ratssaal stattfinden und dafür die Debatten im Theater?
Bei den folgenden Konzerten sank das Niveau nicht um einen Millimeter. Um so größer ist der Wermutstropfen, daß demnächst die letzte eigenständige Konzertsaison des Klangkörpers bevorsteht.

 


 


Dienstag, 2. Juni 1998
Ohrwürmer der Klassik reißen Publikum mit

Philharmonisches Orchester gibt Pfingstkonzert
PLAUEN (rc). Trotz oder gerade wegen der hohen Temperaturen haben viele Konzertfreunde am Sonntag den Weg ins Vogtland Theater gefunden: Das Philharmonische Orchester gab ein Pfingskonzert.
Und es wurde ein wundervoller Abend, vielleicht auch, weil ein volles Haus dem Engagement der Musiker den letzten Ansporn gibt.
Zum Auftakt erklang Mozarts Ouvertüre zur „Zauberflöte". Mit seiner letzten Oper, einer der schönsten Märchenopern überhaupt, schuf der Komponist eine ebenso volksnahe und lebendige wie geistreiche Musik. Nach den wuchtigen Posaunenklängen, die in erstaunlicher Qualität zu hören waren, folgte das „Allegro" als rasantes Presto. Sicher ist es mitunter noch schneller zu hören. Wenn es auch am Sonntag ein klein wenig langsamer abgespult wurde, mit einem Allegro mozartschen Charakters hatte dies nichts zu tun. Da konnte man nur über die Präzision, das Tempo und die Sicherheit staunen. Ausgespielt war das nicht, geschweige denn fröhlich, und genau,. das will Mozart unter dem Wort „Allegro" verstanden wissen. Wer es mit „schnell" übersetzt, läuft Gefahr, eine, wenn auch sehr musikalische, Etüde zu produzieren.
In der Vergangenheit gastierte der berühmte Pianist Andreas Pistorius schon mehrmals in Plauen.
Grund für diese Ehre dürfte der Umstand sein, daß der Professor aus Mannheim in der Spitzenstadt seine Kindheit verlebte. Diesmal brachte er zwei Konzertstücke mit, und begeisterte sein Publikum mit romantisch virtuoser Musik. Daß er sich als ein souveräner Techniker erweist, ist hinlänglich bekannt. Pistorius versteht es aber, dieses Können für eine ausgezirkelte Musikalität einzusetzen. Sein Spiel ist höchst kultiviert, ein in allen dynamischen Bereichen ausgewogener Klavierton ist ihm lieber als donnernde virtuose Klavierkaskaden, wozu manche Passage verleiten könnte.
Fein nuanciert das „Andante spianato und Grande Polonaise" von Frederic Chopin, gefolgt von der feurigen „Fantasie über ungarische Volksmelodien für Klavier und Orchester" von Franz Liszt. Ersteres gab dem Orchester lediglich eine reine Begleitfunktion, die es unter Frank Zachers Leitung sicher absolvierte.
Bei Liszt war es dann schon mehr Partner, spielte temperamentvoll auf, wenn auch der erste Teil in den Tuttipassagen wegen des sicheren und präzisen Spiels einen preußischen Tonfall annahm. Umso sensibler im ungarischen Esprit die solistischen Episoden aus dem Orchester. Insgesamt ein rundum gelungenes Zusammenspiel, das Publikum verlangte Zugaben.
Dvoraks 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt", eines der populärsten Werke der sinfonischen Musik, rundete das Programm klassischer Ohrwürmer ab. Hörenswert waren alle Orchestergruppen: die Streicher mit vollem Ton, die Holzbläser mit schönen Soli und in sich abgestuften, reizvollem Zusammenspiel sowie die Blechbläser mit einer selten so guten Stimmung im Ensemblespiel. Nur manchmal gefielen sie sich so sehr, daß Einiges übertönt wurde. Mit Beifall und Bravorufen dankten die Zuhörer.


 


Nostalgische Party im modernen Konzertsaal
Neubrandenburger Philharmonie feiert ihr 50-jähriges Bestehen mit dem Repertoire aus Gründungszeiten

Von unserem Redaktionsmitglied Detlef Stapf
Neubrandenburg. Wer zur goldenen Hochzeit den Trauanzug hervorholt, muss damit leben, dass das Erinnerungsstück zumindest nicht elegant wirkt. So feierte die Neubrandenburger Philharmonie am Sonnabend ihr 50-jähriges Jubiläum mit dem Programm ihres Gründungskonzertes vom 17. Juli 1951. Das könnte gut aus dem Repertoire eines Kurorchesters stammen und war klangdominiert von Komponisten wie Otto Nicolai, Albert Lortzing, Franz von Suppe sowie Johann Strauss. Sicher hätte der nostalgische Rückgriff einen gewissen Charme entfaltet, wenn wie anno dazumal die minimalistische Originalbesetzung in Friedland und nicht in der neuen Konzertkirche in Neubrandenburg musiziert, Dirigent Frank Zacher vor jedem Musikstück eine Einführung gegeben und die Zuhörer am Ende Gelegenheit zur Kritik gehabt hätten.
Also, die Philharmonie blieb bei der Musikparty in dem modernen Konzertsaal weit unter ihren Möglichkeiten. Woran auch die angehängte, anspruchsvolle Suite op. 59 aus dem ..Rosenkavalier" von Richard Strauss nicht viel änderte, denn die brachte eher den Bruch in der bis dahin lockeren Stimmung.
Flexible Führung
Zacher, Erster Kapellmeister am Theater Neustrelitz, war zweifellos der richtige Mann für diese Gelegenheit. Er führte das Orchester flexibel und straff von Leo Delibes „Coppelia"-Fantasie bis zu Pietro Mascagnis Intermezzo Sinfonico
aus „Cavalleria rusticana". entfaltete den Reiz der Partituren zwischen Süffigkeit und musikalischer Pointe.
Zacher gelang es aber auch beim „Rosenkavalier", die Philharmoniker durch die Straussschen Klippen der Raffinessen, Klangerfindungen, Kühnheiten, nervenkitzelnden Harmonisierungen und Instrumentierungen zu bringen. Obwohl dabei ab und an Blechpassagen die Brillanz trübten. In den Opernpartien war der junge Bassbariton Peter Bauer der funkelnde Edelstein des Abends, als effektsicher operierender Leporello (Mozarts „Zauberflöte") und mit dem stimmlich eigenen Glanz vornehmer innerer Entschlossenheit in der Arie des van Bett aus Albert Lortzings „Zar und Zimmermann". Daneben wirkte Wolfgang Biebuyck mit der Arie des Sarastro aus Mozarts „Zauberflöte" wie die Verkörperung des Mittelmaßes.
Das Publikum im nicht vollbesetzten Haus differenzierte dann auch beim insgesamt reichlichen Geburtstagsapplaus. Einigermaßen erstaunt waren die Gäste des protokollarisch unterbelichteten Ereignisses, dass aus der Garde der Dirigenten nur Fred Buttkewitz und Hermann-Josef Neilessen dem Orchester die Ehre ihrer Anwesenheit erwiesen.


 


Junge Talente spielen mit Preußen
Konzert mit Musikschülern und Orchester

Prenzlau (wo) Bereits zum sechsten Mal gab es am Sonnabend im Plenarsaal der Kreisverwaltung Uckermark das Konzert ,Junge Talente musizieren mit den Preußen.
Im Zweijahresrhythmus erhalten dabei junge musikalische Talente der Kreismusikschule und anderer Musikschulen der Region die Gelegenheit, ihr Können in einem Konzert mit den „Preußen“ unter Beweis zu stellen.
Auch wenn sich das Orchester unter der Leitung von Frank Zacher sehr einfühlsam auf die jungen, Solisten zwischen elf und 20 Jahren einstellte, es war für alle schon ein ganz besonderes Ereignis. Denn nicht jeder der Jungen und Mädchen wird Musik studieren; und ;so wird es für viele kaum noch einmal die Gelegenheit geben, vor großem Publikum mit einem Orchester musizieren zu können. Der Reigen der Darbietungen war interessant zusammengestellt.


 


Kulturspiegel
Ein Vormittag für romantische Werke
Philharmonisches Orchester gibt zweite Matinee
Von unserer Mitarbeiterin Jana Wunderlich
PLAUEN. Zu einer beeindruckenden Gesamtleistung führte Dirigent Frank Zacher das Philharmonische Orchester des Vogtland Theaters am Sonntag Vormittag. Nahezu ausverkauft war die zweite Matinee, die den Titel „Romantische Hits" führte.
Derzeit ist die romantische Musik wieder mehr ins Gespräch gekommen -gerade durch Franz Schuberts 200. Geburtstag.
Im Vogtland Theater hat man die Romantik jedoch schon lang für sich entdeckt. Damit trifft das Orchester wohl den Nerv des Publikums, wovon die gefüllten Reihen kündeten. Jedoch ist auch feststellbar, daß sich zu den Matineen nicht das typische Konzertpublikum einfindet. So wirkten raschelndes Bonbonpapier sowie ungeübtes, da vorzeitiges Klatschen überaus störend auf den routinierten Konzertgenießer.
Frank Zacher nahms mit einem Lächeln. Er und die Musiker wußten, daß sie Qualität boten.
Die Eröffnung der romantischen Stunde erfolgte mit der beliebten Ouvertüre zur Weber Oper „Der Freischütz", die in der kommenden Spielzeit auf dem Theater-Programm stehen wird. Wirkungsvoll wußten die Hörner zu überzeugen, das volle Orchester stand dem in nichts nach. Gleich nach der Freischütz-Ouvertüre folgte die „Aufforderung zum Tanz", ebenfalls von Weber.
Der Höhepunkt der Matinee zeigte sich jedoch zweifellos bei Peter Tschaikowskis „Capriccio italien", wofür das Orchester stürmischen Applaus erntete. Wiederum glänzten die Hörner mit einer sehr präsenten Einleitung. Zwar wesentlich ruhiger, jedoch nicht weniger überzeugend gelang die Suite Nummer 2, „Peer Gynt", von Edward Grieg. Die bekannte Schauspielmusik des nordischen Komponisten verfehlte auch in Plauen ihre Wirkung nicht. Dem Klangkörper gelang eine sehr stimmungsvolle Interpretation des viersätzigen Werkes.
Den Abschluß der Matinee bildete das Tongedicht „Finlandia" von Jean Sibelius, der zweite Nordländer im Bunde.
Unter Zachers Leitung ließ das Orchester das von Sibelius angedachte Klanggemälde farbenfroh und kontrastreich aufleben. Von liedhaften Passagen über kraftvolle Hymnik bis hin zur Düsternis fand man im 1899 uraufgeführten, spätromantischen Werk einiges, was dem aufmerksamen Zuhörer durchaus die wechselvolle Geschichte Finnlands näher bringen konnte. .

 

 


GÜSTROW
Frisch und temperamentvoll
Neubrandenburger Philharmonie mit Berlioz und Strauss
Das 3. Philharmonische Konzert
bescherte dem Publikum ein Wiedersehen mit dem Dirigenten Frank Zacher. Solide und ausgewogen - so präsentierte sich die Neubrandenburger Philharmonie in ihren Interpretationen, an deren Beginn die Ouvertüre Römischer Karneval von Hector Berlioz stand. Die zwei Themen dieses Werkes wären auch ohne Einleitung durch das Programmheft durchaus zu erkennen gewesen, denn Berlioz konnte die Handlung kaum plastischer umsetzen. Beginnend mit dem Solo der Oboe damore entwickelte sich im Laufe der Handlung eine schillernde Karnevalsszenerie, der das Orchester erfrischend und temperamentvoll Leben einhauchte.
Diesem stimmungsvollen Auftakt folgte das Hornkonzert Nr. 1 Es-Dur op. 11 von Richard Strauss, das neben den Hornkonzerten von Wolfgang Amadeus Mozart zu den schönsten Kompositionen für dieses Instrument gilt. Der Solist des Abends, Bodo Werner, zeigte sich selbstbewusst und mit klarem Konzept, ihm gelang eine durchaus respektable Leistung, die neben der sehr guten Ansatztechnik geprägt war von einem weiten dynamischen Spektrum. Sein großer warmer Ton sorgte ebenso für Aufmerksamkeit wie seine instrumentale Virtuosität. So konnte Bodo Werner jeden Balanceakt vermeiden und in seiner Interpretation absolut überzeugen - Richard Strauss wäre zufrieden gewesen!
Zurück nach Italien führte der zweite Teil des Abends zu einem Werk von Giuseppe Martucci. Leider führen seine Kompositionen in Deutschland ein Schattendasein, weshalb es sich umso mehr lohnte, seiner 1. Sinfonie d-Moll op. 75 zu lauschen. Die Neubrandenburger Philharmonie hatte das richtige Händchen für dieses großflächige Werk. Frank Zacher als Herr der Partitur bewies das richtige Gespür für verschiedene Stimungen.
Kein Satz klang wie der andere - die orchestrale Spielkultur gestaltete sich vorbildlich und auch die Tiefenschärfe innerhalb des Orchesters ließ keine Gefälligkeit aufkommen. Hervorgehoben werden muss das Cellosolo im 2. Satz, das stellvertretend für die erfreulich homogen klingenden Streicher stand. Insgesamt wirkte das Orchester sehr flexibel, spielte schwungvoll und ließ über den Tellerrand des reinen Kompositionshandwerks hinausblicken. Yvette Kulling (Nordkurier, Neubrandenburg)
DAS ORCHESTER 2/0 14

 

 


Kulturspiegel
Dramatik umschmeichelt noch einmal Theaterluft
Letztes. Sinfoniekonzert vor Umbau mit Werken von Barber, Grieg und Hindemith
Von Friedrich Reichet
PLAUEN. Das vorerst letzte Sinfoniekonzert im Vogtland Theater Flauen mit dem Philharmonischen Orchester brachte am Gründonnerstag Bedeutendes der Musikgeschichte, ......Zum Auftakt als subtile Einstimmung erklang Samuel Barbers „Adagio für Streicher". Dieses kurze Stück, das eigentlich als langsamer Satz in einem mehrsätzigen Werk gedacht war, ist fast der Inbegriff amerikanischer Sinfonik. Es ist klar aus einem Gedanken heraus gearbeitet, überschaubar in Form und Stimmführung und einer packenden Intensität.
Dem Streicherensemble unter Frank Zachers Leitung gelang eine Wiedergabe, die mehr auf Stille als auf vollen satten Klang und auf Gelöstheit als erdrückende Expressivität bedacht war. Die Steigerung blieb verhalten, entwickelte sich mehr aus den inneren Strukturen als aus Lautstärke. Eine interessante Lesart in dieser verinnerlichten Haltung.....
....
Hindemith: Überzeugend
Für den Komponisten Paul Hindemith war Grünewald in den Jahren vor dem Naziregime nicht nur ein interessanter Stoff aus dem Zeitgeist heraus, sondern sein musikalischer Stil- - strenger Satz und expressive Sprache - weisen auf ähnliche Haltungen hin. Neben altdeutschen Volksliedern findet die neue Ordnung einer linear geführten, ausdrucksstarken Melodik und der freitonal wirkenden Polyphonie ihren Platz bei den Gestaltungsmitteln zu einer Oper, die sich mit diesem Maler befaßt.
Dem voraus ging die Sinfonie „Mathis der Maler" - ein klingendes Triptychon zum Isenheimer Altar. Es entstand ein kontrastreiches, klanglich sowohl . in den Stimmen als auch zu den folgenden Teilen abgestuftes und dramatisches Klanggebilde. Dem lagen gutes Zusammenspiel in den einzelnen Orchestergruppen und ansprechende solistische Leistungen zugrunde. Zacher führte das Orchester sicher, baute geschlossene Bögen und schuf über die drei Sätze hinweg eine überzeugende Dramaturgie. Das - man könnte fast meinen -gänzlich auf Ostern zugeschnittene Programm fand eine sehr gute Aufnahme beim Publikum. Am Gründonnerstag gab es reichlich Beifall.

 

 


6.Plauener Sinfoniekonzert
Viel Format und großer Glanz
PLAUEN. - Dieses 6. Plauener Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchester war das vorläufig letzte im Großen Haus des Vogtland Theaters, das wegen des notwendigen Bühnenumbaus für längere Zeit geschlossen werden muß.......Das Programm versprach ein typisches Romantik-Konzert und zwei Werke der Musik unseres Jahrhunderts. Es begann mit dem berühmten „Adagio für Streicher" von Samuel Barber, einem der namhaften US-amerikanischen Komponisten, der mit diesem Stück in Europa bekannt wurde. Ursprünglich war es der langsame Satz eines Streichquartetts, der dann infolge seiner geschlossenen Wirkung für Streichorchester bearbeitet wurde. Sehr zurecht, das Stück hat Stil und einen eigenen Charakter. Die Wiedergabe mit dem Streicherkorps der Philharmoniker unter Frank Zacher konnte sich hören lassen, hatte Maß und Klangsinn....
Daß Edvard Grieg....... seines eigenen Klavierkonzerts nicht zu überhören.......
.......Solist des Konzerts war der aus Reichenbach stammende und in Plauen bekannte Dietmar Nawroth.
Sowohl bei ihm, wie auch beim Orchester vermißte man im ersten Satz den zündenden Funken. Es gab Intonationsprobleme, und alles klang etwas bieder. Im schönen Mittelsatz klappte die Zusammenarbeit schon besser. Aber erst im Finale kam der romantische Schwung des Werkes richtig zur Geltung, so daß alles ein gutes Ende nahm.

Die Verantwortung des Künstlers in der Gesellschaft war für Paul Hindemith ein Hauptthema seines musikalischen Schaffens,.....
Die Sinfonie „Mathis der Maler" ist gewissermaßen ein Extrakt der gleichnamigen Oper, die sich mit dem Schicksal des großen Malers Matthias Grünewald in der Zeit der Bauernkriege beschäftigt. .........
........Aus heutiger Sicht ist diese Sinfonie als der Höhepunkt im sinfonischen Werk Hindemiths anzusehen.
Die Titelwahl der drei Sätze geht auf Bildtafeln des Isenheimer Altars - dem Hauptwerk Grünewalds - zurück: Engelskonzert - Grablegung-Versuchung des heiligen Antonius. Der erste Satz enthält drei Engels-Themen, die zu bildhaften Eindrücken führen und am Schluß in ein regelrechtes Engelskonzert münden. Der langsame Mittelsatz ist eine Trauermusik, die von einer etwas herben Lyrik geprägt wird und in der die Holzbläser die Stimmung stark beeinflussen. Im machtvollen Finalsatz wird der Verzweiflungskampf einer menschlichen Seele geschildert. Dies geschieht mit einer aufwühlenden Dramatik und einer starken Gefühlskraft, wie sie bei Hindemith sonst kaum zu finden ist.
Mit dem strahlenden Allejulia-Chor der Blechbläser endet dieses höchst eindrucksvolle Musikwerk eines der größten deutschen Komponisten des 20. Jahrhunderts, das auch durch seine Instrumentierung fesselt. Außer dem vielfältigen Bläsereinsatz spielen die Bratschen eine gewichtige klangliche Rolle (Hindemith war ein erfahrener Bratscher), was nicht häufig zu finden ist. Es war wichtig und richtig, dieses Werk nach 54 Jahren in Plauen wieder einmal aufzuführen. Der Dirigent Frank Zacher fühlte sich gefordert und hat sich richtig in die Aufgabe „hineingekniet", hat die klanglichen Dimensionen des Werkes und seine geistigen Tiefen ausgelotet. So erhielt die Darstellung durch das Philharmonische Orchester interpretatorisches Format und Instrumentalen Glanz. Alle Instrumentengruppen haben dabei ihren starken Beitrag geleistet. Das Publikum war sehr aufgeschlossen und hat die eindrucksvolle Leistung mit viel Applaus gewürdigt.
Gerhard Piehler


 


Musical

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Musical statt Film: Manche mögens live
Komik vom Feinsten - „Sugar" mit Kinocharakter hat auf der Neustrelitzer Bühne Premiere

Von unserem Redaktionsmitglied Detlef Stapf (31.03.2003)

Neustrelitz. Wer das Musical „Sugar" inszeniert, muss sich an der Kino-Vorlage messen lassen. ..Manche mögens heiß" ist die Mutter aller Travestiekomödien, einer der lustigsten Filme überhaupt......
.......Frank Zacher und die Neubrandenburger Philharmonie treffen präzise den Sound, der die charlestonverrückte Zeit Anfang der Dreißiger stimmungsvoll pulsieren lässt. „Sugar" bekommt auf der Neustrelitzer eine durchaus originäre Qualität, die dem Publikum einen entspannenden Abend voller gelungenem Bühnenspaß beschert. Reichlich Beifall bestätigt die Erfahrung: Große Musicals brauchen keine große Bühne.

 

 


Musicalsrundblick (Juni 2000)

Plauen
Theater
SUGAR

Die Interims-Spielstätte des Vogtland-Theaters, die Festhalle Plauen, bot ihren Zuschauern zu dieser Premiere eine kleine Überraschung: acht kreisförmig angeordnete Satellitenbühnen und 282 Drehstühle in der Mitte. Regisseur Gunther-R. Eggert ließ die Vorstellung um den Zuschauer herum fortschreiten, und das bewegte Publikum folgte gern dem Spiel. Eine neue Herausforderung fürs Theater und ein tolles Konzept........
¦ Frank Zacher und das Philharmonische Orchester waren wie eine Bigband auf der ersten Bühne aufgebaut. Sie trafen die Musik Jule Stynes überwiegend ausgezeichnet, so dass sie dem Publikum mitunter buchstäblich in die Beine fuhr... J. Wesner


 


Slapstick statt Schauder
„Sweeney Todd" setzt in Neustrelitz auf schwarzen Humor

Von unserem Redaktionsmitglied Detlef Stapf (29.03.2004)

Neustrelitz . Ein wenig fühlt man sich in eine Musicalversion des Märchens von Hänsel und Gretel oder der Bilder Geschichte von Max und Moritz versetzt. In der Neustrelitzer Inszenierung von Stephen Sondheims musikalischem Thriller......
.....Auch musikalisch geht Frank Zacher mit seiner Neubrandenburger Philharmonie mit viel Frische den Sondheimschen Intentionen nach, wenn er die auf tonale Schlüssigkeit gegründete Harmonik im Gleichgewicht halt: Die Leichtigkeit bewegt den Humor, das Schrille das Gruseln.
Aber zum Schluss bleibt ein aufgegeiltes Melodiengeflecht das in Wittigs Handlungsfühlung keine Erlösung findet. Es gab anständigen Beifall eines vergnüglichen Abends wegen, aber ohne Amplitude.


 


Kultur

Montag, 3. Mai 1999
Begeisternde ausgeflippte Show
Vogtland Theater verlegte Premiere der „Rocky Horror Show" in Plauener Brauerei

Von Lutz Kirchner-
Glück gehabt; Kein Reiskorn ins Auge bekommen. Auch die Wasserpistolen suchten sich ihre Ziele anderswo. Und um ein Haar verfehlte die unvermeidlicherweise noch vollkommen aufgerollte Klopapier- rolle die rechte Schläfe......
Mit einer Lehrvorführung des showgerechten Time-Warp-Tanzens begann der Prolog auf dem Vorplatz unter freiem Himmel, und mit „Lets do the Time Warp again" endete das Spektakel in der liebevoll von Chefausstatter Klaus Weber zu einem intergalaktischen Sündenpfuhl umgestalteten Industriearchitektur.
.....Die Musiker, platziert in einem Käfig an der Seite, brachten unter Leitung des Ersten Kapellmeisters Frank Zacher das Kunststück fertig, sowohl. druckvollen Sound zu liefern und doch die Sänger nicht zu überdecken.
......Nach einer ganzen Reihe von Musicalinszenierungen verfügt das Vogtland Theater über beachtliches Know-how auf diesem Gebiet, das solchen Produktionen bereits von vornherein eine große Erfolgchance mit auf den Weg gibt.


 


Macho erzieht sich Emanze im Sprachlabor
Mecklenburgisches Landestheater Neustrelitz bringt Musical-Klassiker „My Fair Lady" auf die Bühne

Von unserem Mitarbeiter Peter Buske
Neustrelitz. „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen." Na also, klappt doch. Die erste Hürde auf dem Weg zur „May Fair Lady" hat Eliza, kodderschnäuziges Blumenmädchen und kratzbürstige Tochter des Müllkutschers Alfred P. Doolittle, in Frederick Loewes gleichnamigem Musical nach G. Bernhard Shaws „Pygmalion" gemeistert. ...
.......Schwungvoll tönt aus dem Orchestergraben, was Frank Zacher und die Neubrandenburger Philharmonie sehr metiererfahren aus der Loewe-Partitur herauslesen. Drive und Sentiment liegen dicht beieinander.
Es prickelt, wohin man hört.


 


"Ein abenteuerliches Dichterschicksal
Das Musical „Der Mann von la Mancha" in Plauen

Da reist Dale Wassermann, ein amerikanischer Autor, der schon zahlreiche Theaterstücke verfaßt hat, 1959 nach Madrid, um Cervantes Roman von Quixote" zu dramatisieren....
... All das ergibt eine bunte Mischung von grausamem Realismus und blühender Phantasie, die für ein neugieriges Publikum einen spannenden Abend erwarten läßt.
Das Musical verlangt allerdings von den Sängerdarstellern das Äußerste an vielseitigem Können.......
.........Und das Musikalische insgesamt? Es überzeugte überwiegend vom Orchester her. Nach den Vorschriften des Komponisten im Hintergrund der Bühne plaziert, konnte man, wenn es sichtbar war, beobachten, wie Frank Zacher die Mitglieder des Orchesters vom Theater der Stadt Plauen anfeuerte, jeden Einsatz präzise gab und den ganzen Text mitsprach, wiewohl das die Solisten nur über Monitor beobachten konnten. Doch ohne seine überlegene Gesamtleistung wäre wohl manches unbefriedigend ausgefallen. (E.Feuereißen)

Weg nach oben muß nicht Freiheit heißen
Premiere „Der Mann von La Mancha“ in Plauen

Von Dr. Karl-Heinz Löbner
Wie Ratten hausen sie im tiefgelegenen Kerker - Diebe, Mörder, Huren, Ausgestoßene, Unschuldige. Und nur eine kurze Zugbrücke stellt die Verbindung zur Außenwelt her. Doch der Weg nach oben muß nicht Freiheit heißen. Dort bestimmt die Inquisition über das weitere Schicksal der Gefangenen, denn der Schauplatz der Handlung ist Spanien um 1600.
„Der Mann von La Mancha" hatte am Wochenende am Theater der Stadt Plauen Premiere. Es ist ein ungewöhnliches Musical, denn es entspricht nicht dem herkömmlichen Klischee dieser Gattung mit leichter, seichter Handlung in Operettennähe mit Happy-End.....
.........In der Plauener Inszenierung von Peter Makswitat ist es überzeugend gelungen, die Verwobenheit von „realer" Handlung und „Spiel"-Szenen, von Theaterwirklichkeit und Träumen erlebbar zu machen.
... Die Bühne ist bis über den Orchestergraben vorgezogen, aus dem die unter unmenschlichen Bedingungen dahinvegetierenden Gefangenen wie aus naßkalten, verdreckten Löchern kriechen. Wer noch nicht verdorben war, verliert hier die letzte Würde des Menschseins.......
..........Hauptdarsteller waren Claus-Peter Schumann als Cervantes (Don Quichote), Martin Fuhrmann als sein Diener (Sancho Pansa) und Uta Hamann a. G. in der Rolle der Aldonza.
Überzeugend wirkten alle im Programmheft genannten Darsteller. Doch wer die Orchestermusiker der kleinen instrumentalen Besetzung waren, wird ini Programmheft verschwiegen. Vielleicht ist das ein Geheimtipp, denn unter der musikalischen Leitung von Frank Zacher wurde ausgezeichnet begleitet, klangvoll und stimmig, präzis und flexibel zugleich. Für den Dirigenten und die Sänger war das besonders schwierig, weil die Instrumentalisten auf dem hinteren Rand der Spielfläche Platz nehmen mußten, wodurch Hör- und Blickkontakte nur vermittelt erfolgen konnten. Mit dem Musical „Der Mann von La Mancha" hat das Plauener Theater ein attraktives, anspruchsvolles Angebot im Spielplan.


 


Lachtränen mit sozial- kritischem Hintersinn

Musical-Gala am Landestheater Neustrelitz

Von unserem Mitarbeiter Peter Buske ( Febr.2001)
Neustrelitz. „Ihr seid super, Ihr habt den Job“, tönt begeistert eine unsichtbare Stimme per Lautsprecher in den Zuschauerraum. Zuvor mussten sich die Primadonnen und Tenorstars sagen lassen, dass hier eine Musical-Audition stattfinde und kein Opernvorsingen. Aufruhr bei den Angereisten. Ob sie denn nicht was anderes drauf hätten als nur Klassikalisches? Sie haben. Und so entsteht aus der vorzüglich inszenierten „Not" eine vortreffliche Tugend: Sie singen für eine bevorstehende Musical-Gala vor. Eben diejenige, die dem Premierenpublikum am Sonnabend in Landestheater Neustrelitz die Lachtränen in die Augen treibt und die Hände fleißig rühren lässt.......
.....Dem Spielwitz und Tempo auf der Bühne entspricht die ungeheure Spiellust im Graben, wo das Preußische Kammerorchester Prenzlau unter Leitung des 1.Theaterkapellmeisters Frank Zacher einen verdammt guten Musicalsound produziert: rhythmisch präzise, süffig, sentimental und schmissig.
Ansehenswert, diese Musical-Gala!

 

 


„Kiss me Kate“-Premiere fast ein Ballettabend
Cole Porters Musical am Vogtland Theater Plauen

Von unserem Mitarbeiter Hannes Roch
nKiss me Kate**, das um die Welt gegangene Musical, ist nun in Plauen eingetroffen. Ein Stück für zwei Stars und eine Menge Ballett.............Die herausragendste Leistung der Inszenierung lieferte die Choreographin Ute Raab. Sie muß Schwerstarbeit vollbracht haben, nicht nur an und mit ihrer Truppe. Selbst die gewiß schwer zu bewegenden Herren Fuhrmann und Giering hatten ihre (Tanz(bär)nummer. Auch wenns mit dem Corps de ballet noch nicht ganz klappt und es einigen der jungen Damen noch an Standfestigkeit mangelt, so werden diese Schönheitsfehler von der Spielfreude, von der Frische des Ganzen vergessen gemacht. Der Höhepunkt: die Nummer „Es ist viel zu heiß.
Erfreulich diesmal das Philharmonische Orchester unter dem Dirigat Frank Zachers, das zur Überraschung sogar recht unphilharmonisch zu swingen imstande war. Die Akzente saßen,, wo sie hingehörten, und wenn das Orchester zu dominieren hatte; dominierte es auch.. Ohne aufdringlich zu werden.


 


DAS MUSICAL Aug/Sept. 1999 Heft 78

Plauen
Theater / Johanniskirche
JESUS CHRIST SUPERSTAR
Das vogtländische Plauen war am 3. Juli 1999 Ort einer heimlichen Weltpremiere: Jesus Christ Superstar wurde zum ersten mal szenisch in einer Kirche aufgeführt. Der Altarraum wurde mit einer Bühne überbaut, zum Spielen wurde der gesamte Kirchenraum mit Kanzel, Gangen und Empore genutzt - auf letzterer war auch das Orchester plaziert. Die weißen Wände und Säulen der Kirche bieten von sich aus schon Atmosphäre, doch Regisseur und Choreograph Günther R. Eggert steigerte dies noch durch seine Inszenierung. 90 Minuten eine unkapriziöse, gefangennehmende Ensembleleistung, die den Anforderungen an den ungewöhnlichen Spielort ausgezeichnet gerecht wurde. ¦ In dieser während des normalen Kirchenbetriebs fünfzehnmal ensuite gespielten Stadttheater-Produktion waren zahlreiche Gäste aufgeboten. Allen voran Jesus Hardy Lang, der mit ruhigem, konzentrierten Spiel und überragenden stimmlichen Höchstleistungen - eine klare, schwingende Stimme sowohl als hoher Tenor wie auch als Bariton - dem Stücktitel mehr als gerecht wurde. Judas Siruan Casey hielt stimmgewaltig dagegen und ist mit seinem temporeichen, präzisen körperlichen Einsatz kaum zu übertreffen. Die superrollenden Rs von Beatrice Fischer bleiben Geschmacks- bzw. Gewöhnungsfrage. In ihre Interpretation der Maria Magdalena legte sie jedenfalls viel Stimme. Andras Untermann als Pontius Pilatus und Willi Wiedl als nicht so lustig daherkommender Charleston-Herodes schaffen sich die nötige Distanz, um als Figur im Ensemble zu wirken und es facettenreich zu ergänzen. Die Leinenkostüme des Bühnenbildners Klaus Weber arbeiten mit hellen Tönen für die Jünger bis schwarz für die Priester. Maria strahlte im schlichten, langen, roten Kleid und Pontius Pilatus in schwarzer Lederhose und Weste. Herodes war ein eher schriller Farbtupfer mit Rüschenhemd. Da eine Kirche keine ansteigenden Sitzreihen bietet, waren die Sicht Verhältnisse leider teilweise auf die Köpfe der Sänger beschränkt. Kleine Podeste im Gang und eine schräge Bühne wären effektiver gewesen.
Bestens aufgehoben war die musikalische Leitung bei Frank Zacher, der mit dem Philharmonischen Orchester den Rock-Sound fein aufspürte und fulminant erklingen ließ. Dieses Jesus Christ Superstar-Erlebnis dürfte sehr schwer zu übertreffen sein.

 

 


„Evita" im Vogtland Theater: Fließende Übergänge
Die Heilige aus dem Hurenbett
Von Michael Thumser (12.05.98)

PLAUEN. - Ein eigenartiges Stück, diese Show. Im Graben zündet die von Frank Zacher geleitete Orchester-Kapelle mächtig auf, mal rockig fetzig, ebenso oft und sentimental; auf der Bühne ist alles Schwung und Tanz und Tableau, Solo-, Ensemble-, Chorgesang; als Revue schickt Regisseur Günther Eggert das Stück ins Rennen, mit packendem Tempo, bunt und wirbelnd...


 


Sehnen nach dem Traumgefährten
Bejubelte Musicalpremiere „Dracula" von Mathias C. Kosel am Vogtland Theater Plauen (13.06.95)
Von unserem Redaktionsmitglied Horst Philipp

Wanderer am Rand des Hochplateaus im rumänischen Bucegigebirge können die Gemäuer des Grafen Dracula, in denen er einst grausam geherrscht hat, besichtigen - wie er „die leut gespist hat. Und gepraten. Und mit den häubtern yn einen kessel gestoten. Und wie er die leut geschunden hat und zerhacken lassen ..." Der Brite Bram Stoker verpflanzte den Drachen von Transsylvanien vor rund 100 Jahren in einem Roman nach Old England, der Hamburger Mathias C. Kosel schrieb nach dem Stoff ein Musical, das nur kurz nach der Bamberger Uraufführung am Wochenende am Vogtland Theater Plauen Premiere hatte....
Regisseur Rainer Wenke inszeniert das Musical als großes Theater....
....Frank Zacher deutet mit dem Philharmonischen Orchester Plauens die Partitur gleichermaßen in Größe, entdeckt in der Musik Kosels das Schaurige ebenso wie das Dramatische, das Lyrische oder Sehnsuchtsvolle, Soli, beispielsweise von Oboe oder Cello, klangvoll heraushebend und dem Sound | der Zeit mit brio frönend.
Es webbert oder bernsteint mitunter; dennoch sind Kosels Klänge meist eigenständig, und vor allem bedienen sie das Theater wirkungsvoll, auch musikalische Formen wie Walzer oder Blues dort einsetzend, wo es der Szene optimal nutzt.
.......Das Premierenpublikum feierte das Ensemble mit Beifallsstürmen.


 


VOGTLAND-PANORAMA
Das Vogtland Theater Plauen eröffnet die 100. Spielzeit mit einem Herbstball
Charlie läßt die „Lichter der Großstadt" leuchten

Von Lutz Behrens
Die 100. Spielzeit mit einem Herbstball zu eröffnen, das war eine sehr gute Idee des Plauener Vogtland Theaters. Auch die Zutaten: ein Stummfilm von und mit Charlie Chaplin, dazu Musik vom Philharmonischen Orchester, Pantomime, ein nicht billiges und auch nicht nur kaltes Buffett, nochmals Stummfilm, diesmal mit Schlagzeug, und dann noch Tanz, paßten. Warum trotzdem die erwartete und erhoffte „rauschende Ballnacht" ausblieb, ist zu ergründen.


PLAUEN. - Die Kleiderordnung stimmte. Endlich konnten die Damen einmal wieder das lange Abendkleid anziehen. Bei den Herren dominierte der schwarze Anzug, oft gabs dazu eine Fliege......
Dazwischen quirlten vier, fünf Charlie Chaplins herum. Mit Menjou-Bärtchen, Melone, dem Markenzeichen Spazierstock und dem unvermeidlichen Watschelgang mit den großen Schuhen. Sie neckten die Ankommenden und blieben stumm.
Stumm wie der Film „Lichter der Großstadt" von 1930/31. "Aber was für ein Erlebnis! Dazu trug nicht nur die Musik bei. Gespielt wurde unter der Leitung Frank Zacher; von den Damen und Herren des Philharmonischen Orchesters nach den Kopien der Originalnoten. Perfekt war das, was hierbei geleistet wurde. Es paßte jeder Triller, und .schwelgende Geigen lockten am Schluß wohl so manche Träne ins Knopfloch. Der Film war eine Offenbarung. Die märchenhafte Story vom Landstreicher und dem blinden Blumenmädchen (das am Ende sehend wird und doch den heruntergekommenen Helden nimmt, die Geschichte vom Millionär als Selbstmörder, der immer dann menschlich wird, wenn er besoffen ist ) was vielleicht als Vorbild für Brechts Puntila diente;, all dies..........


 


Chaplin frisch wie ehedem
Plauen(lk). Mit Witz ,Charme und Herz kämpfte sich Charlie Chaplin am Freitag und Sonnabend durch die Widrigkeiten einer großen Stadt.
Mit dem frischrekonstruierten Streifen ;,City Lights „ eröffnete das Vogtland Theater den Herbstball und gleichzeitig die 100 Spielzeit des Hauses .
Das Philharmonische Orchester unter Leitung des Ersten Kapellmeisters Frank Zacher begleitete den Stummfilm auf sensible und ausgesprochen wirkungsvolle Weise. Das Theater hatte zuvor die Originalpartitur aus Paris kommen und entsprechend bearbeiten lassen.

Tramp im Getriebe der großen Stadt

Vogtland Theater eröffnet 100. Spielzeit mit Charlie Chaplins Stummfilm ,;City Lights" -Philharmoniker begleiten

Von unserem Redaktionsmitglied Lutz Kirchner .. <
PLAUEN; Hoch her gings offenbar bei den Parties der goldenen 20er Jahre in den Metropolen der Neuen Welt. Der Schampus floß in Strömen. Die am und nach dem Krieg reich gewordenen Newcomer stopften rein, was nur hineinging und /hüpften; sich danach vor Freude über soviel Glück die Seele aus dem –Leib :,Beim Filmball am Freitag und Sonnabend zur Eröffnung der 100. Spielzeit des Vogtland Theaters blieb alles viel geruhsamer....
...........Nach dem anrührenden Happy-end des Stummfilms „City Lights" mit Charlie Chaplin und erstklassiger musikalischer Begleitung durch das Philharmonische Orchester schlenderten die Premierengäste brav und züchtig zum kalten Büfett..........Was Filmmusik überhaupt ausrichten kann, das machte zuvor das Theaterorchester unter Leitung des Ersten Kapellmeisters Frank Zacher klar. Der Klangkörper spielte, nach der Originalpartitur aus den 30er Jahren. Szene für Szene, ja jeder Augenblick, jede Gefühlsregung, die aus der großartigen Mimik Chaplins, sprach, fand.ihre Entsprechung und Höhung in der Musik......


 


Freie Presse 27.02.95

Kultur
Vertrieben von der Lebensbühne
Das Musical „Anatevka" unter der Regie von Rainer Wenke am Vogtland-Theater Plauen

Von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Löbner
Der Familienvater und Milchmann Tevje singt von seinem Wunsch: „Wenn ich einmal reich war..." Zwar ist es keine Schande, arm zu sein, aber eine besondere Ehre ist es auch nicht. Doch Tevjes Sorgen um den täglichen Lebensunterhalt werden in dem Musical „Anatevka" („Der Fiedler auf dem Dach") in der Vertonung von Jerry Bock bald von viel tiefgreifenderen Problemen überlagert.
Einen langen Theaterabend erlebte das Premierenpublikum am Vogtland-Theater Plauen am vergangenen Samstag, doch in der fesselnden Inszenierung des Gastregisseurs Rainer Wenke vergaß man die Zeit. Das lag zunächst an der sehr genauen Personencharakterisierung der einzelnen Bühnenfiguren und an der treffsicheren Wiedergabe der Dialoge....
......Das Bühnengeschehen lebte zugleich von der hervorragenden handlungsbezogenen instrumentalen
Mitgestaltung durch das Philharmonische Orchester des Vogtland-Theaters unter der umsichtigen, flexiblen Leitung von Frank Zacher. Der 1.Konzertmeister George Nojogan war als feinsinnig musizierender „Fiedler auf
dem Dach" ins Bühnenspiel integriert.......


 


„West Side Story" hat in Zwickau Premiere (Okt.2000)
Harmonie gegen Tristesse
ZWICKAU. - Als man Leonard Bernstein, dessen zehnten Todestag wir am 14. Oktober gedachten, wenige Tage vor der Uraufführung nach den Erfolgsaussichten seines Musicals „ West Side Story" fragte, äußerte der sich eher skeptisch.....
......das Gebotene insgesamt kam beim Publikum sehr gut an. Der herzliche Beifall während des laufenden Spiels und am Schluss bewies es.
Besonders erwähnenswert jedoch ist das Philharmonische Orchester Plauen-Zwickau unter Frank Zacher, das sich in allen Phasen der Handlung exzellent anpasste. Olaf Meyer

 


Oper

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Neustrelitz
Liebenswerter Theaterspaß

Neustrelitzer „Wildschütze-Premiere von Bravo-Rufen überschüttet

„So munter und fröhlich wie heute", wovon der Chor der Landleute „beim Tanze, beim Weine" singt, hat man das Ensemble des Landestheaters Neustrelitz schon lange nicht mehr erlebt. Vergnüglich breitet es Albert Lortzings Der Wildschütz als eine liebenswürdige und unterhaltsame Spieloper aus. Fast auf den Tag genau zum 100. Geburtstag des Komponisten ... tollt sie voller Witz, Lust und heitrer Laune, aber nicht überdreht (Regie: Wolfgang Ansel) über die lichthelle, von duftiger Farbigkeit erfüllte und sparsam ausstaffierte Bühne (Ausstattung: Peter Heilein). Der einfallsreiche Theaterspaß ... wird bei der Premiere ... verdientermaßen mit Bravorufen gefeiert.
Was Lortzing unbekümmert, gemütvoll und herzerwärmend vor sich hin singt, findet seine Entsprechung in einer überzeugenden Leistung aller Beteiligten. Die lassen beim Singen und Agieren keinerlei biedermeierliche Betulichkeit aufkommen, sondern schütteln fast pausenlos Leichtigkeit und Lebendigkeit aus den musiktheatralischen Ärmeln. Fantastisch!
Mit leichter Regiehand und ironischen Brüchen seziert Wolfgang Ansei kleinbürgerliche Moralvorstellungen der liebevoll gezeichneten Personen, ohne sie jedoch zu denunzieren oder der Lächerlichkeit preiszugeben. ...
.......Dem Spaß am Bühnengeschehen, wozu noch der vortrefflich singende und differenziert agierende Chor (Einstudierung: Gotthard Franke) gehört, entspricht der Spaß am Musizieren. Zusammen mit der Neubrandenburger Philharmonie erfühlt und erfüllt Frank Zacher den gemütvollen Geist der Musik ausgezeichnet. Ohne je dick aufzutragen, gehen sie flink, dezent, feinsinnig, sehr warm getönt, elegant und differenziert zu Werke... Daran hätte Lortzing sicherlich seine helle Freude gehabt.
Peter Buske (Nordkurier, Neubrandenburg /DAS ORCHESTER 3/ 02 )


 


„Was klagt ihr?"
ZWICKAU. – 08.06.95
Von allen erfolgreichen Opern Verdis ist „Nabucco" wohl die erfolgreichste. Und erfolgreich war die Premiere der Oper am Freitag Abend im Zwickauer Gewandhaus. In einem Gastspiel des Vogtland Theaters Plauen begeisterten Solisten, Chöre und Orchester im nahezu ausverkauften Haus.....
....Bereits in der Ouvertüre wird das stolze Bekenntnis eines Volkes, das man zwar unterwerfen, dessen Rückgrad man aber nicht brechen konnte, hymnenartig deutlich........
Unter dem Dirigat von Frank Zacher spielte das Philharmonische Orchester des Vogtland Theater Plauen sehr präzise und mit bemerkenswerter Anpassungsfähigkeit an Solisten und Chöre. Die stimmlichen wie schauspielerischen Leistungen der Solisten wie der Chöre waren beeindruckend. .........Insgesamt war die Aufführung des „Nabucco" ein beeindruckendes Opernerlebnis für das Zwickauer Publikum. 0. M.


 


Turandot-Premiere in Zwickau
Vogtland Theater stürmisch gefeiert
ZWICKAU/PLAUEN. – (31.05.99)
Es ist das uralte Spiel von Liebe und Haß, das Puccini in seiner letzten, sehr populären Oper „Turandot" nach einer Dichtung von........ Die Oper blieb unvollendet, den Schluß schrieb nach Puccinis Tod 1924 der italienische Komponist Franco Alfano nach überlieferten Skizzen. Die glanzvolle Uraufführung der weltweit sehr viel gespielten Oper erfolgte am 25. April 1926 unter Stabführung von Arturo Toscanini in Mailand. Die letzte Plauener Premiere der Oper war am 17. Oktober 1998.
Prinz Kalaf (Jürgen Müller), Sohn des im Exil lebenden blinden Tatarenkönigs Timur (Andreas Lettowsky) will die Prüfung wagen und schlägt alle Warnungen seines Vaters und dessen treuer Sklavin Liu (Judith Schubert), des Kaisers Altoum (Kammersänger Joachim Giering), der alters- und amtsmüde den blutigen Eskapaden seiner Tochter zusieht, den Bonzen Ping (Claus-Peter Schumann), Pang (Michael Simmen) und Pong (Kryszof Jakubowski) in den Wind. Zum Entsetzen Turandots (Angela Rossetti) löst er die Rätsel und sie müßte nun Kalaf zum Mann nehmen. Der gibt ihr nun selbst ein Rätsel auf. Wenn sie bis zum nächsten Morgen seinen Namen erraten kann, will er sterben. Turandot versucht alles, um den Namen zu erfahren und läßt selbst die treue Liu foltern, die sich lieber selbst tötet, als den Namen des geliebten Mannes preiszugeben. Kalaf bezwingt die Prinzessin mit Gewalt und demütigt sie, dann verrät er ihr selbst seinen Namen. Doch nun verzichtet sieauf ihren Sieg, Kalaf ist der neue Kaiser von China.
Die Inszenierung des Vogtland Theater Plauen bestach musikalisch wie auch schauspielerisch.
Hervorragende Stimmen, hier sollen insbesondere Angela Rossetti, Sopran, als katlherzige, herrische, unpersönliche Prinzessin, Jürgen Müller, Tenor, der den Prinzen Kalaf sehr männlich, selbstbewußt verkörperte, Andreas Lettkowsky, Baßbariton, der trotz seiner schweren Krankheit fürstliche Würde bewahrte, und Judith Schubert,
Sopran, die besonders durch ihre weiche, liebevolle Fraulichkeit bezauberte, namentlich genannt werden.
Eine beeindruckende Leistung bot auch das Philharmonische Orchester des Vogtland Theater Plauen unter Leitung von Frank Zacher durch eine sehr gute, sichere und in allen Phasen der Handlung angepaßte Begleitung.
Besondere Erwähnung verdienen jedoch auch Opernchor, die Singakademie Plauen und der Kinderchor, Einstudierung Eckehard Rösler, die durch musikalische Güte ebenso bestachen wie durch die außerordentliche Präzision ihres Spiels. ...
........In der Regie von Matthias Pohl und der Dramaturgie von Uwe Fischer wurde die Zwickauer Premiere ein großartiger Erfolg, der vom begeisterten Publikum mit fast achtminütigem Applaus gefeiert wurde. Olaf Meyer


 


Nuancenreich und bunt
Opulent: Giacomo Puccinis »Turandot« in der Aschaffenburger Stadthalle
(24.02.2002)
Giacomo Puccinis letztes Opernwerk »Turandot« fand in der Aschaffenburger Stadthalle eine glanzvolle Aufführung durch das Vogtland-Theater Plauen, das mittlerweile zu den Theater-musikalischen »Stammgästen« in unserer Stadt gehört und stets wertbeständige und hervorragende Leistungen vollbracht hat. Nicht anders war es bei dieser Aufführung der »Turandot«, die in der Tat ein glanzvolles Theater-Ereignis war und am Schluss begeistert mit Bravorufen umjubelt wurde.
Dies lag wohl in erster Linie an der ungeheuren Dichte, gemischt mit Dramatik, Realität und Schärfe,....... Szenisches Spiel und musikalische Gestaltung gingen dabei vollgültig Hand in Hand, so dass es keinerlei Bruch im Verlauf des Bühnengeschehens gab.
Hauptträger dieses spannungsreichen Miteinander waren das Philharmonische Orchester des Vogtland-Theaters und der stark besetzte Chor (Opernchor, Singakademie Plauen, Kinderchor) unter der strikten Leitung von Frank Zacher, der sehr engagiert dirigierte und für nahtlosen Zusammenhang zwischen Bühne und Orchester sorgte. In puncto Lautstärke tat er sich allerdings keinerlei Zwang an, was letztlich zu Lasten der Textverständlichkeit bei Sängern und Chor ging. Aber, was sollte er anders machen angesichts der opulenten Orchesterbesetzung, die Puccini gerade bei diesem Werk verlangt, und den damit eng verbundenen dramatisch-drastischen dynamischen Entladungen, die Puccini in seiner Partitur fordert, um spezielle Ausdrucksmerkmale und besondere Stimmungsmomente bildhaft zu illustrieren?.... Ungeheuer feinsinnig zeichnet die Musik jede Gefühlsregung von tiefster Verinnerlichung bis hin zu ekstatischen Ausbrüchen nach, wobei die gesamte Palette orchestraler Klangfarben, einschließlich eigener instrumental-solistischer Effekte (rauschende Harfen-Glissandi, oktayierte Einstimmigkeit bei den Holzbläsern, gestopfte Trompeten, wuchtige Schläge der großen Trommel), angewandt wird.........
.......Als letzter weltweit gefeierter italienischer Opernkomponist greift Puccini hier kompositionstechnische Errungenschaften der Jahrhundertwende auf, setzt sie aber stets in dramaturgischer Absicht zu charakterisierenden Zwecken ein, wobei er sich als Meister nuancenreicher Instrumentierung erweist. Alles dies kam bei der fulminanten Wiedergabe der »Turandot« durch das Vogtland-Theater klangmächtig und farbig zum Vorschein. .......


 


Dramatische Leidenschaften

Von unserem Mitarbeiter Dr. Karl-Heinz Löbner
Flucht eines politischen Gefangenen, Folter und Mord, verbunden mit Liebe, Eifersucht und Erpressung. Damit ist die Handlung der Oper „Tosca" von Giacomo Puccini umrissen,.......
Puccini sagte zur Textvorlage, für die sich selbst noch der greise Verdi interessierte: „In dieser Tosca sehe ich die Oper, die mir auf den Leib geschrieben ist und Gelegenheit für eine Fülle von Musik bietet". Nicht nur Belcanto und außergewöhnliche Harmonik machen die Qualität der Musik Puccinis aus, sondern zugleich die düsteren Klangfarben und hochdramatischen Konturen.
In der jüngsten Premiere der „Tosca" am Theater der Stadt Plauen setzten musikalische und szenische Wiedergabe auf die hochdramatischen, von Leidenschaften geprägten Wirkungen dieses Bühnenwerks. Dirigent Frank Zacher, Regisseur Wolfgang Ansei und Ausstattungsleiter Dietrich Kelterer verwirklichten das gleiche Grundkonzept.
Am Dirigentenpult sorgte Frank Zacher für eine spannungsvolle, klar umrissene musikalische Dramatik ohne Verzicht auf die lyrischen Weiten der Partitur, wobei sich das Plauener Theaterorchester bemerkenswert klangvoll und kultiviert hören lies...... (1994 ?)

Subtiles Kammerspiel im Betonbunker
Enthusiastisch gefeierte „Tosca"-Premiere am Landestheater Mecklenburg Neustrelitz

Von unserem Mitarbeiter Peter Buske (28.01.2002)
Neustrelitz. Das Rätselraten beginnt, noch ehe die grellen Akkordblöcke mit dem Scarpia-Motiv den Beginn von Puccinis deutsch gesungenem Opernkrimi ..Tosca"" im Landestheater Neustrelitz ankündigen. Auf dem Vorhang ....
..... scheint die Regie und das lang anhaltend stürmisch applaudierende Publikum nicht zu kümmern.
Letzteres delektiert sich an den Leistungen der Sänger, die in der stilisierten, atmosphärisch kalten, aus grauen Betonquadern bestehenden Bunkerszenerie (Pascale Arndtz) versuchen, trotz konventioneller Arrangements bis hin zum Rampensingen, ihr Bestes zu geben. Allen voran die in Neustrelitz bestens bekannte Fabienne Jost in der Titelrolle, deren divenhafter Auftritt (ganz in Weiß) und fortan bühnenbeherrschende Erscheinung allen Bravojubel verdient. Anfangs in ihrer Eifersucht noch etwas zurückhaltend, steigert sie sich zunehmend in den lyrischen Liebesrausch ......
.....Den im Dinnerjackett zu seiner Auftragsarbeit in der Kirche erscheinenden. Freiheit und Tosca liebenden, schließlich von Mussolini-Schergen durch Genickschuss hingerichteten Maler Cavaradossi singt Juilus Ursino mit heller und offener, jedoch des lyrischen Schmelzes entbehrenden Tenorstimme.....
Gewinn an Transparenz
Musikalische Unterstützung erhalten sie durch die Neubrandenburger Philharmonie unter Leitung von Frank Zacher, der das knallige Musikdrama dynamisch auf ein subtiles , zuweilen sehr breit musiziertes Kammerspiel zurückfährt
Dem Gewinn an Feinheiten, Transparenz und Klarheit steht allerdings der Verlust an dramatischer Wucht, Schärfe der Akzent und knackigen Orchesterfarben gegenüber. Packend jedoch das kraftvolle coram publico angestimmte ..Te Deum.......


 


Aschaffenburg
Spannungsreiche, doppelgesichtige Oper
Vogtland Theater Plauen brillierte mit Strawinskys „The Rakes Progress"
Wieder einmal brachte das Vogtland Theater Plauen ... eine Opern-Aufführung voller Eindruckskraft auf die Bühne der Aschaffenburger Stadthalle. Es war nicht unbedingt ein Reißer des gängigen Repertoires, der hier geboten wurde, sondern ein heutzutage etwas abseits liegender Opern-Sonderling in Gestalt der Oper The Rakes Progress von Igor Strawinsky...
Strawinsky hat in dieser Oper eine Musik geschaffen, die (ganz wie die Handlung) ein doppeltes Gesicht zeigt......
...... Dieses kompliziert in die Theaterpraxis umzusetzende Stück verlangt von der Regie eine gehörige Portion an Einfallsreichtum und von den Akteuren ein Höchstmaß stimmlicher wie körperlicher Anstrengung, weil angesichts der laufend wechselnden Handlung ... auf der Bühne selbst fortwährend Bewegung herrscht, die nicht selten sportliche Ausmaße annimmt. Eingeschlossen in die Turbulenz des Geschehens, kommt vor allem dem Chor besondere Bedeutung zu, weil er nicht nur sauber zu singen hat, was bei dem hierbei geforderten Part gar nicht so einfach ist, sondern überzeugend natürlich im schauspielerischen Bereich zu agieren hat. Diese vielseitige Aufgabe wurde denn auch von den Damen und Herren des Extrachors und Opernchors tadellosgelöst...
... wurde die blitzgescheite Regie von Wolfgang Ansei deutlich, die sich natürlich auch auf die Personenführung übertrug. Es gab nirgendwo einen Stillstand, jederzeit wurde die Bühne mit Bewegung und Ausdruck der jeweiligen Stimmung analog zur Handlung belebt. Den einzeln wirkenden Akteuren wurden dabei keinerlei Fesseln angelegt, sie sollten und konnten sich frei und gelöst ganz dem Ausdruck ihrer Rollen hingeben, was insgesamt für eine durchgehende Spannung und enorm verdichtete Intensität in Gesang und Schauspiel sorgte.
Judith Schubert (Ann), Jürgen Müller (Tom Rakewell), Hans-Georg Priese (NickShadow) und Claudia Tuch (Türkenbaba) bildeten das die gesamte Oper tragende Solisten-Ensemble, das unter nahezu grenzenlosem Einsatz die ihm übertragenen Parts mit echtem Leben erfüllte. ... Abgesehen von der Schwierigkeit, den Text verständlich über die Rampe zu bringen (Ausnahme waren hier die Rezitative), musizierte das Ensemble glänzend aufeinander abgestimmt, strömend in der Stimmführung und stets ebenmäßig im Klang. Es war einfach schön, ihm zuzuhören...
Einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen dieser Aufführung leistete das Philharmonische Orchester des Vogtland Theaters, das hierbei weitgehend kammermusikalisch-durchsichtig zu musizieren hatte. Oft bestand der Orchesterpart nur in paarweise solistisch angelegten Einsätzen der Bläser, wobei die Hölzer (Flöten, Oboen, Fagotte) ebenso delikat und kultiviert bliesen wie die sauber intonierenden Hörner, was bisweilen extreme Anforderungen an die Musiker stellte, die jedoch ohne Mühe gemeinsam mit den im Klang üppigen, dennoch dezent mitgehenden Streichern bewältigt wurden. Am Pult wirkte Franz Zacher, der kapellmeisterlich jederzeit Herr der Lage war, für dynamischen Ausgleich sorgte und trotz lebhaften Trubels die rhythmisch diffizile, raffiniert verfeinerte Musik Strawinskys unter Kontrolle hatte. Nimmt man zu dem musikalischen Ablauf und der klugen Regie das glänzend auf die Handlungsabschnitte eingestimmte Bühnenbild einschließlich der partiellen Beleuchtungs-Effekte hinzu, kann man dem Vogtland Theater Plauen zu dieser gelungenen Opern-Aufführung nur gratulieren.
(cm Das Orchester 7-8 ´97)

 

 


Jedermann - Gefangener seiner selbst
Zwiespältige Premiere von Igor Strawinsky Oper „The Rakes Progress" am Vogtland Theater Plauen (18.02.97 )
Von unserem Redaktionsmitglied Horst Philipp
Ein Haus mit winzigem Gärtchen, einem kleinen Hof gleich einer Terrasse, eingegrenzt von einem quer über die Bühne reichenden Zaun - das ist die Welt von Vater Trulove und Ann, seiner Tochter zu Beginn der Aufführung von Igor Strawinskys Oper „The Rakes Progress" am Vogtland Theater Plauen zur sonntäglichen Premiere. Wenn dann von Tom Rakewell auch noch gefordert wird, eine wie zu erwarten eintönige Beschäftigung anzunehmen, um Ann als Frau zu bekommen, kann der nur den Kopf schütteln.
Tom Rakewell, ein Jedermann, verschreibt sich der Gunst von Frau Fortuna. Er meint, ihr Füllhorn sei für ihn da. Von dem Moment an ist er in der Inszenierung von Wolfgang Ansei in der Ausstattung von Gerhard Ziegler der Gefangene seiner selbst. Er folgt dem Glück verheißenden Nick Shadow, der nichts anderes als der Teufel ist und zugleich das Gestalt gewordene Alter ego von Tom. Der Rakewell Jürgen Müllers tangiert Gestalten wie Faust oder Peer .......er läßt sich führen und wird verführt.
Der unaufhaltsame Abstieg der Persönlichkeit folgt auf dem Fuße. Hans-Georg Priese braucht als Nick Shadow keine Insignien des Teufels, er spielt ihn über die verschiedenen Haltungen, eifrig, überlegen, dienend, aber zugleich auch herrschend und hat doch seine Freude dran - am Jedermann, der sich fast immer wie Wachs von ihm kneten läßt. Beide erweisen sich auch als stimmkräftig, Müller oftmals mit einem Crescendo in die hohen Töne gleitend, Priese in klanglicher Direktheit, beide aber im Wechsel von lyrischen und dramatischen Farben.
Dadurch kann Frank Zacher dem Philharmonischen Orchester auch oftmals Gelegenheit zum mächtigen Forte geben, ohne daß die Sänger beeinträchtigt würden oder Transparenz verloren ginge. Zacher läßt spannungsreich und nuanciert musizieren und auch die solistischen Passgen klangvoll ertönen. ..... .........Das Publikum im nicht ausverkauften Vogtland Theater nahm die Premiere mit lang anhaltendem Beifall und vielen Bravi auf.


 


Dienstag, 2. November 1993
Gewürzt mit Schalk und einer Prise Ironie
Opernpremiere mit „Martha" am Plauener Theater
Von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Löbner

Von Musik- und Theaterwissenschaftlern gescholten, jedoch von Opernliebhabern wegen der eingängigen populären Melodien immer wieder gewünscht...... Aber nur „Martha" hat seit dem Erfolg der Uraufführung 1847 in Wien die Zeiten überdauert, obgleich sie inzwischen schon ein bißchen in die Jahre gekommen ist. Doch davon spürte man nichts zur jüngsten Premiere am Vogtland Theater Plauen. Die begeisterte Zustimmung des Publikums galt der niveauvollen Einstudierung, einer handwerklich gekonnten Inszenierung und einer soliden musikalischen Wiedergabe.
Gastregisseur Rainer Wenke setzte das Werk mit einigen dramaturgisch sinnvollen Straffungen in Szene. Die diesem Opernsujet eigenen Sentimentalitäten, die Tendenz zu Pseudoromantik und Kitsch wurden durch eine phantasievolle Szenerie kongruent zur Musik überspielt, gewürzt mit einer Portion Schalk und einer Prise Ironie. Zu den besten Regieeinfällen gehört eine kurze szenische Andeutung während der Ouvertüre......
.......In Reiner Wenkes Inszenierung herrschte eine lockere, lustbetonte Spiellaune vor, wodurch die Gesangssolisten zu ungezwungenen, gelösten Darbietungen inspiriert wurden. Die Solistenbesetzung war aller Ehren wert. Glockig, kristallklar war der Sopran von Bärbel Kubicek als Lady alias Martha - nicht nur in der kunstvollen Schlichtheit der „Letzten Rose". Sympathisch und wohltimbriert die Nancy der Kristiina Matti. Pawel Antkowiak bot einen lyrisch schönen, absolut zuverlässigen und differenziert
eingesetzten Tenor für die Partie des Lyonel auf.
Und Andreas Mitschke war ein stimmlich makelloser, gut nuancierender, trefflicher Plumkett. DieSolistenquartette der Hauptdarsteller erklangen in selten zu hörender homogener Schönheit.
Der Chor hat in Friedrich von Flotows. „Martha" große Aufgaben, die vom Opernchor des Vogtland Theaters und Mitgliedern der Singakademie Plauen glänzend bewältigt wurden (Einstudierung Eckehard Rösler).
Nicht zuletzt verdient die musikalische Leitung von Frank Zacher lobende Anerkennung. Sehr präzis führte er Szene und Orchestergraben zusammen, ließ nie die Sänger vom gut disponierten Philharmonischen Orchester des Vogtland Theaters übertönen, das einen wohlklingenden Beitrag zum guten Gesamteindruck der Premiere leistete.


 


Puccini, ein wenig geschrumpft
„La Boheme" hat im Vogtland Theater Plauen Premiere

Von unserem Mitarbeiter Hannes Roch

Puccinis meisterliche Oper nun am Vogtland Theater Plauen. Und man ist, nachdem man sie gesehen hat, zwiegeteilt. Zum einen: Allein, dieses Werk auf die Bühne zu bringen, ist schon verdienstlich, und gar so schlecht, wie sie Konwitschny -Verehrer machen werden, ist die Inszenierung nicht. Zum anderen: Die sängerische Herausforderung ist groß, an ihr wächst das gesamte Ensemble, vorausgesetzt, der einzelne ist zum Wachsen bereit und imstande, es hat jeder seine Grenzen. „La Boheme", eine Geschichte, die sich der Aktualisierung entzieht, die im Paris einer vergangenen Epoche spielt.
Die Boheme, mit der wir es zu tun haben, wird durch ein Männerquartett repräsentiert....
....Die Inszenierung Wolfgang Ansels vermeidet gottlob alle Sentimentalität, die so gefährlich nahe liegt......
....Puccini fordert seine Sänger, und er setzt voraus, daß sie seine Ariern mühelos beherrschen, ja, er verlangt selbst das gefürchtete hohe C. und das nicht nur geradeso. In sängerischer Hinsicht am souveränster war Isabell Ma-Zach als Musette Sie gab ihrer Figur auch das nötige Temperament, und sie zeigte Gefühl dort, wo es ihr angebracht schien. Mimi tat sich da, schon partiebedingt, schwerer. Das Herrenquartett kontrastierte vom Äußeren her recht gut, und jeder formte soweit Partie und Vermögen es zuließen, seine Figur, doch beim Singen zeigten sich deutlich Grenzer und Unterschiede, vor allem, wenn es in die Höhe ging. Ullrich Behnke zeigte sich dem noch am ehesten gewachsen...
...Uneingeschränktes Kompliment dem philharmonischen Orchester und seinem Dirigenten Frank Zacher. So hört man Puccini nicht immer. An den kraft vollen Stellen gab man dem Meister, was des Meisters ist, auch wenn die Sänger alle Mühe hatten durch- und mitzukommen, und an den lyrischen Passagen war das Orchester ganz zart.


 


Kurier-Kultur
Mit Schwung und Innigkeit
„Der Freischütz" aus Plauen in der Stadthalle (Nordbayerischer Kurier 02.03.99)

BAYREUTH Von Frank Ptontok

„Oh, es ist unsäglich, was uns Weber genützt hat. Und es wird so wenig anerkannt" Richard Wagner hatte, als er Cosima diesen Satz in ihre Tagebücher hineindiktierte, wie so oft recht. Weber, dieser einzigartige Mensch und Musiker .........
.......Aber seien wir froh, daß wenigstens «Der Freischütz" seinen festen Repertoireplatz hat Auch das Vogtlandtheater Plauen hat ihn im Programm, nun gastierte es mit der Produktion in der ausverkauften Stadthalle,........
Interessanter wird es natürlich auch dort, wo es um das Eigentliche, die Musik, geht.
Frank Zacher und das Philharmonische Orchester des Vogtland-Theaters interpretieren Webers subtile Partitur mit Schwung und dem rechten Maß an Innigkeit ,wer nur eines davon vermissen läßt, ist mit dieser Musik aufgeschmissen, die ernst genommen werden muß. Agathes erste Arie, jenes legendäre „Leise, leise", wird - dies zum Exempel - nicht sentimentalisch verschleppt, auch vom Orchester ganz wunderbar intoniert. Enorme Probleme gibt es, das konnte am Abend jeder Schüler hören, leider, leider bei den Hörnern, und diesmal kann nicht die Entschuldigung gelten, daß das Hörn doch ein sehr problematisches Instrument ist. .....
.........Auch Martin Fuhrmann, der dem Erbförster Cuno die recht sichere Stimme verleiht, muß innerhalb des sehr einheitlichen Ensembles - den guten Chor nicht zu vergessen - erwähnt werden. Wenn diese Leistungen beispielhaft für das Provinztheater stehen, so wird der Begriff der „Provinz" dankenswerterweise seines Unsinns beraubt.

Ein Abend, der den Grünröcken gehört
„Der Freischütz" von Carl Maria von Weber gilt als die deutsche Oper schlechthin - Mehrfacher Szenenapplaus für Vogtland Theater Plauen
Von Volker Müller

REICHENBACH. In fernen Ländern wie Japan oder Australien gilt der „Freischütz" von Carl Maria von Weber als die deutsche Oper schlechthin, ja, nicht selten sogar als anschauliche Verkörperung unseres Nationalcharakters. Die gut besuchte Aufführung des Stücks am Samstag im Neuberinhaus, ein Gastspiel des Vogtland Theaters Plauen, war bestens geeignet, Wohl und Wehe einer solchen Einschätzung deutlich werden zu lassen......
Strahlende Chöre, innige Arien
Am Ende, nachdem Fürst Ottokar Gnade vor Recht ergehen läßt und das Liebesglück und der berufliche Aufstieg von Max nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben werden, sind wir dann ein großer Gesangsverein, ein Jubelchor, der den Posaunen von Jericho nicht allzuweit nachsteht......
.......Mit Ausnahme der liebevoll verulkten Jungfernkranzszene nimmt . die Plauener Inszenierung von Michael, Apel die romantische Nationaloper ernst und scheut auch beim gruseligen Bühnenbild der Wolfsschluchtszene (Klaus Weber) keine Mittel und Wege, Märchen und Sagenhaftes wirkungsvoll in Szene zu setzen.
Gesang in idealer Ergänzung
Gesungen wird durchweg gut, wobei Judith Schubert als Agathe, die die leisen Töne nach Belieben beherrscht, und Andrea Moon als Ännchen mit ihrem strahlendem Sopran sich ideal ergänzen. Der junge Bariton Andreas Lettowsky als Kaspar ist überragend, wenn es auf der Bühne um Tod und Leben geht, während Volker Hörn als Max ansehnliche tenorale Kraft besitzt, leider aber darstellerisch zu blaß bleibt.
Der kräftige Chor weiß sich im Laufe des Abends in allen Belangen ausdrucksvoll zu steigern - mit Ausnahme der Textverständlichkeit.
Das Orchester unter dem musikalischen Leiter Frank Zacher glänzt insbesondere durch inspiriert musizierende Holzbläser und hat Streichsolisten in seinen Reihen, die die gefürchteten „Freischütz"-Arien sicher und mit Seele begleiten können.
Das Publikum spendete häufig Szenenapplaus und war auch zum Schluss des Lobes voll. (23.11.98 )


 


Natürlich, ohne falsches Pathos
Wagner-Oper „Der fliegende Holländer" zum Saison Abschluss in der Zweibrücker Festhalle
Von unserem Mitarbeiter , Karlheinz Dettweiler
Die Opern von Richard Wagner sind selbst für große Bühnen nicht unproblematisch. Wie würde sich denn ein kleineres Haus wie das Vogtlandtheater Plauen mit dem „Fliegenden Holländer" auf der ungewohnten Zweibrücker Festhallenbühne zurechtfinden? Die Skepsis war unbegründet. Die Gäste aus dem Vogtland imponierten mit einer grundsoliden, musikalisch wie ausstattungsmäßig überzeugenden und glaubhaften Wiedergabe der Ballade um den bleichen Seemann, die der 30jährige Wagner nach einem Heine-Text dichtete und komponierte.
Regisseur Wolfgang Ansel verwendete, wie beim „Sommernachtstraum" im letzten Jahr, eine schräge Bühne, die viel Übersicht erlaubte, sparsame, aber vielseitig verwendbare Versatzstücke wie Segel, Netze und Stellwände. Eine geschickte Lichtregie sorgte für geheimnisvolles Halbdunkel während der gesamten fast dreistündigen Aufführung, in die auch die Spinnstubenszene mit dem Kernstück der Oper - der Senta-Ballade - mit einbezogen war....
...Wolfgang Ansei stellte kein experimentelles Theater vor, er wählte den traditionsreichen Weg und siedelte die Oper im Jahr 1600 an, wo sie Wagner hinhaben wollte.... .
.......Dazu trug auch das vom 1. Kapellmeister Frank Zacher sehr umsichtig und präzise geleitete Orchester bei, das einen schlanken, durchsichtigen Klang präsentierte, sauber und engagiert musizierte und bis auf wenige Ausnahmen für deckungsgleiches Miteinander mit der Bühne sorgte. Gelegentliche Patzer bei den vielbeschäftigten Blechbläsern fielen angesichts des großen sinfonischen Atems nicht Ins Gewicht.
In der Ausstattung von Klaus Weber fühlten sich die etwa 40 Choristen, von Eckehard Rösler sorgfältig einstudiert, und die sechs Hauptdarsteller fühlbar und spürbar wohl. Auch wenn, wie zu hören war, erst am Aufführungsmorgen zwei Ersatzsänger für erkrankte Ensemble-Mitglieder einspringen mußten, ergab sich daraus weder ein musikalischer noch ein gestalterischer Bruch....
.......Das Publikum im ausverkauften Haus dankte..... mit langanhaltendem Beifall.

Das Zweibrücker Kulturprogramm der Saison 1994/95

 

 


Theater der Stadt Plauen: »Don Giovanni«
In Zeiten der Unsicherheit verliert Theater in der Regel an Politik, bangt zu Recht um die Kasse und gibt sich
- was immer das auch heißen mag - gern unterhaltsam und populär. Nachahmung tritt wieder auf den Plan, Handlungsabläufe werden sorgsam illustriert. Figuren und Szenen beschnitten auf |dürre Einschichtigkeit. Beachtung verdient, wer dem widersteht. Wolfgang Ansels »Don Giovanni« ist gewiß mehr als ein Versuch, anderes zu demonstrieren. Mit bewußter Durchgängigkeit stellt er Kunsthaftigkeit aus, ein Modell, eine Partitur....
........ Arien reißen Abgründe auf weisen auf Zerissenheit , fulminante Finali bergen die Dramatik unmittelbarer Konfrontation.
Frank Zacher musiziert kraftvoll, mit straffen Tempi, enormer Dynamik.....
(Frank Kämpfer/ Theater der Zeit - Mai/91)

Roter Samtvorhang hob sich zu
„Don Giovanni"
Plauener Theater würdigt Mozart zu dessen 200. Todestag

- Am Sonntag war Premiere: mit Beginn der ersten Takte wurde deutlich, daß man auf die Feinheiten der dramatischen Instrumentation sehr bedacht war. Die düstere Stimmung der Ouvertüre wurde ergänzt durch eine adäquate Einrichtung. Das Unheimliche war dominierend. Neben dem Schwarz gab es noch die starke rote Farbe - die Farbe der Liebe und des Lebens, aber auch der des Blutes. Die Geschichte wurde uns sehr direkt erzählt - sie wurde uns dargeboten auf einem Podest hinter rotem Samtvorhang mit wunderbaren Trotteln - das grausame Spiel im alten bürgerlichen Theaterguckkasten.
Sehr offen wurden die letzten Stunden des Wüstlings Don Giovanni dargestellt.
In seiner Inszenierung setzt Wolfgang Ansei ganz auf die psychologische Wirkung der Fabel. Er geht dabei mit der musikalischen Struktur der Partitur sehr genau nach. Musik und Szene gehen zusammen - die Geschehnisse erhalten Spannung - vor allem die bekannten Musiknummern verlieren dabei ihre Unverbindlichkeit und werden zwingend...
.......Auf der Bühne agierte ein überragendes Quo: Don Giovanni und sein wackeres Faktotum Leporello - mit Jürgen Kurth von der Leipziger Oper und Hans-Joachim Staub fanden sich Darsteller, die sängerisch und spielerisch das Spiel von Liebe, Verführung und Untergang im Griff hielten.
Auch die anderen solistischen Leistungen waren durchaus ansprechend....
.......Aber wesentlichen Anteil am guten Gelingen dieser Aufführung hatte das Orchester unter Frank Zacher.
Er hatte das Geschehen zwischen Bühne und Orchestergraben fest im Griff. Wichtiger als diese eigentliche Selbstverständlichkeit erschien mir, daß die Impulse für das Bühnengeschehen von einer auf Wirkung zielenden , genau charakterisierenden und den Tonfall zwischen freud- und leidvoll treffenden Wiedergabe der Musik gekennzeichnet war. Hier wurde die Vielfalt der Dynamik ausgelotet, ohne daß die Sänger vom Orchesterklang überdeckt wurden......Friedrich Reichel

„Saison Mozart" ist eröffnet - Start in Plauen mit Giovanni
Dynamische Mitgestaltung des Orchesters, sängerisch unausgewogen
Die „Saison Mozart" ist eröffnet. Im Jahre 1991 gedenkt die Musikwelt seines 200. Todestages. Deshalb werden Neueinstudierungen von Opern des Meisters, die ohnehin zum festen Repertoire unserer Bühnen gehören, mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt......
..... Der Gesamteindruck ist mehr statisch, selbst wenn der Titelheld kurzzeitig vom Rang aus und im Parkett agiert.
Die Spannungsmomente kamen zunehmend vom Orchester (Leitung Frank Zacher). Gewiß, die Ouvertüre hätte zu Beginn noch mehr Intensität und dann mehr Leidenschaft vertragen, aber insgesamt musizierten die Orchestergruppen klangschön und sauber. Das Plauener Theaterorchester spielte der Bühne die Mozartschen Impulse zu, nuancenreich und sängerfreundlich. Das war keine blasse Zutat, sondern dynamische Mitgestaltung......
.....Die Moral im Finale - die Überlebenden singen gemeinsam: „Also stirbt, wer Böses tat." Die Welt scheint für sie in Ordnung. Erst das nachträgliche Hohngelächter des „bestraften Wüstlings" schreckt Darsteller und Publikum auf.
Dr. Karl-Heinz Löbner


 


Deutsche Bühne
Kolportagestory ohne Kommentar

Versuch der Reanimation von Kreneks Zeitoper „Jonny spielt auf" am Landestheater Neustrelitz

„Nun ist die Geige mein!" Wenn der farbige Jazzbandmusiker Jonny in Ernst Kreneks „Jonny spielt auf" seinen Triumphgesang anstimmt, dann besingt er den Sieg der Neuen Welt über die alte: Er ist ein rechter Fiesling und bedient in dieser abstrusen Kolportagestory mit Krimieinschlag alle Negativklischees vom Schwarzen. Sollte man das von naiver Amerika-Begeisterung nur so strotzende Stück in heutiger Zeit spielen, wo Ausländerfeindlichkeit und Antiamerikanismus wuchern?.........
Einer Beantwortung dieser Frage entzieht sich die Inszenierung von Wolfgang Ansel am Landestheater Neustrelitz. Er entstaubt das Original des einstigen Bühnenhits, indem er die Handlung kommentarlos aufs Wesentliche konzentriert,Seelenkitsch von der Bühne verbannt, die Gletscherszenen als Sinnbild für Abgeschiedenheit und künstlerischen Intellektualismus eliminiert, Tingeltangel von der spartanisch ausstaffierten, bauhausnahen Szene (Ausstattung:PascaleArndtz) fern hält. .....
...Was sich in schnellen Verwandlungen abspielt, hat zwar inneres Tempo, kann aber die Schwächen des trivialen Textes (vom Komponisten) nicht vergessen machen. Von ihm versteht man ohnehin nicht allzu viel.
Faszinierend hingegen, wie die Neubrandenburger Philharmonie unter Frank Zacher die Kreneksche Mischung aus Shimmy und Blues.Schrekerscher Edelsüße und atonalen Schönberg-Sticheleien präzise und geschmeidig auskostet. Da wird noch in kompaktesten Stellen kammermusikalische Delikatesse gewahrt, eindrucksvoll das Tempo der zwanziger Jahre beschworen. Schmachtend bis aufbrausend begleitet Zacher die Liebesgockeleien des Geigenvirtuosen Daniello (Johannes Schwärsky), gestaltet das hämische Frohlocken des Fieslings Jonny (baritonbalsamisch: Serge Novique) nicht weniger prägnant. Der Beifall, auch für die lakonische Darstellung einiger Nebenrollen und den agilen Chor (Einstudierung: Gotthard Franke), fällt einhellig aus.
> PETER BUSKE


 


(Nordkurier)
Sehr faszinierend dagegen, wie die Neubrandenburger Philharmonie unter Frank Zacher die Kreneksche Mi-schung aus Shimmy und Charleston, tonaler Edelsüße eines Franz Schreker und atonalen Sticheleien a la Arnold Schönberg rhythmisch genau, präzise im Zusammenspiel, klangvoll und geschmeidig auskostet. Die Musiker spielen schräg und schroff, offenbaren in kompaktesten Stellen kammermusikalische Transparenz, beweisen Gespür für Zwischentöne, beschreiben spannend das Tempo der zwanziger Jahre. ....

 

 


Happy-End für alle

PLAUEN. - Es lebe Gaetano Donizettli „Der Liebestrank", seine bekannteste und meistgespielte Oper, hatte am Sonntag Premiere im Plauener Vogtland Theater und war so recht nach dem Geschmack des Publikums. ..........Für die Piauener Neuinszenierung wurde sie von Regisseur Rainer Wenke und Regieassistentin Sylvia Mannigel noch einmal bearbeitet: Aus den Rezitativen im Parlandostil wurden gesprochene Dialoge, was zu zügigem Ablauf beitrug.......
........Erzählt wird die Geschichte vom armen Bauern, der........ also, ein Happy-End für alle - ein Erfolgsrezept früher wie auch heute. In der Premierenaufführung stimmte einfach alles: Beschwingt musizierte das Philharmonische Orchester des Vogtland Theaters unter Frank Zacher die heiteren Melodien Donizettis gingen ins Ohr......
(19.06.96 Günther Schliwa)

Zaubermixtur ohne große Wirkung
Premiere von Donizettis „Der Liebestrank" am Vogtlandtheater Plauen
Von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Löbner
Die junge noch unvermählte Wirtin Adina verspottet und verlacht den in der Weltliteratur abgehandelten Tristan-Stoff, weil sie nicht an den Zauber eines Liebestranks glaubt. Und in ihrer Wahl der sie umwerbenden Männer ist sie so unentschlossen wie kurzschlüssig.
Für die Plauener Neuinszenierung von Gaetano Donizettis komischer Oper „Der Liebestrank die am Sonntag am Vogtlandtheater Premiere hatte, erarbeitete der Regisseur Rainer Wenke eine eigene Fassung. Das Textbuch ist gestrafft und in Einzelheiten verändert.........
......Stimmlich herausragend in Kantilenen und Koloraturen war die Adina der Judith Schubert, während der sympathische Nemorino mit Pawel Antkowiak recht blaß geriet. Opernchor und Singakademie waren wie immer in guter Verfassung (Einstudierung Eckehard Rösler), und Frank Zacher am Dirigentenpult animierte das Philharmonische Orchester des Vogtlandtheaters Plauen zu kultivierter und flexibler Begleitung.


 


Dr. Dieter David Scholz
Tel. 030/ 453 48 16 Fax (030)454 2163
Berlin, 19.12.1994
Rezension für MDR-Kultur, Frühstücksjournal" am 20.12.1994:
"Ritter Blaubart“ (Qffenbach) - Vogtlandtheater Plauen, Prem. 18.12.1994

Nachdem die Komische Oper in Berlin vor zwei Jahren die legendäre Inszenierung des Offenbachschen "Blaubart" von Walter Felsenstein, die fast 30 Jahre hindurch mit dem größten Publikums-Zuspruch an die vielhundertmal gezeigt wurde, nachdem die Komische Oper dieses Markenzeichen Felsensteins und seines Hauses 1992 sang und klanglos, vor allem grundlos in der Versenkung verschwinden lies, muß man in die sogenannte Provinz fahren, um Offenbachs funkensprühende Bearbeitung der blutrünstigen Blaubart-Legende zu erleben.
......auch an kleinen Häusern besetzt und zufriedenstellend realisiert werden kann, wie eben auch die Neuproduktion am Vogtlandtheater in Plauen zeigt, ......
Freilich: die sarkastischen Untertöne, das beängstigende Rumoren im Untergrund, die beißende Zeitkritik des "Blaubart", die einst einen Karl Kraus so faszinierte, die politischen Warnschüsse dieser Opera-bouffe und ihres Humors, dem nicht zu trauen ist, sie bleiben in Plauen unverstanden und verborgen. Auf der Bühne jedenfalls!
Aus dem Orchestergraben hingegen tönte ein Offenbach von weit schärferer Kontur und vielschichtigerer Dimension. Mit Frank Zacher am Pult des Philharmonischen Orchesters des Vogtland Theaters hatte Offenbach eben kompetenten und temperamentvollen Anwalt seiner Opera Bouffe gefunden, wie man ihn selbst an größeren Bühnen nicht oft findet . Die Rasanz, mit der der junge Dirigent durch Offenbachs musikalische Blaubart-Parodie fegte, die stürmische Dramatik, zu der er sich hinreißen ließ, der Ernst; mit dem er sich Offenbachs differenzierter und intelligenter Partitur annahm ohne deswegen humorlos zu sein, verhalfen der Aufführung zu außergewöhnlich erfreulicher Qualität; die auch von Chor und Solisten des Plauener Theaters nicht enttäuscht wurde....
...........der stimmungsmachende Mittelpunkt einer Aufführung, die wieder einmal beweist, daß es sich durchaus lohnen kann, auch in der Provinz nach Offenbach Ausschau zu halten, die aber noch deutlicher darauf hinweist daß der "Ritter Blaubart" endlich auch an den großen Bühnen gleichnamig neben "Orpheus in der Unterwelt oder "Pariser Leben" gestellt zu werden verdient.

 

 


Operetten

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Jugendliche Frische
und echt saustark

Gelungene Premiere des Zigeunerbarons in der Festhalle

Von Kathrin Beier

PLAUEN. „Hoffentlich bringt uns das ..Schwein. Glück,, und die Tierschützer haben die paar Minuten gerade einmal weggeschaut."Die Begeisterung, mit der die zwei Plauenerinnen am Samstag.abend nach der Vorstellung im Foyer der Festhalle von der eben erlebten Operette „Der Zigeunerbaron“ schwärmten, ist exemplarisch für die Meinung des Premierenpublikums....
................Mit nicht enden wollendem Applaus honorierte das Publikum am Schluss der Vorstellung die in allen Bereichen gelungene Inszenierung: Das Bühnenbild, die Rollenbesetzung, tänzerische Leistungen, stimmliche Qualitäten nicht, nur der Schauspieler, sondern auch des Chores und der Mitglieder der Singakademie Plauen sowie die musikalisch meisterhafte Begleitung durch das Orchester des Vogtland-Theaters unter der musikalischen Leitung von Frank Zacher.
........Und wäre das Premierenpublikum ebenso frisch wie die 99-er Inszenierung des Zigeunerbarons, so hätte die Jugendsprache für diese Vorstellung wohl passend den Ausdruck „saustark" parat. ( Okt.1999)

 

 


ZEITSPIEGEL
Das „Schwarzwäldmädel" des Plauener Vogtlandtheaters
Ein Panorama-Spektakel
Von Michael Thumser (18. April 1994)

PLAUEN. - Ein leichtgewichtiges Singspiel ist dies.....
....Wer Leon Jessels musikalisches Lustspiel in Plauen erlebt - was seit Samstag möglich ist -, bekommt es mit einer Art Gesamtkunstwerk zu tun; mit einem von ganz eigener Art freilich, bei dem neben den Sinnen des Sehens und des Hörens auch noch die Nerven des Geschmacks auf ihre Kosten kommen können. Denn anders als sonst verfügt sich der Zuschauer nicht tatenlos vor die Bühne des Vogtlandtheaters; er begibt sich in die Festhalle und hier mitten hinein ins Spiel, nimmt am Biertisch Platz, läßt sich womöglich gar badischen Wein und oberrheinische Spezialitäten schmecken, derweil rund herum Theater wie ein Volksfest sich ereignet. Manch wackerer Esser läßt sich vom Auftakt der Ouvertüre noch lange nicht aus der Ruhe bringen......
Unter Auditorium und Gastronomie mischt sich, knapp zwei pausenlose Stunden lang, ein alemannischer Komödienstadl, den Gastregisseur Detlef Rogge mit allen nur erdenklichen..... Übertreibungen, Albereien, naiven Hemmungslosigkeiten ausgestattet hat. Von all der Possenreißerei läßt sich das Publikum rasch, intensiv und anhaltend begeistern........

Dabei hält, was im allgemeinen Trubel zuweilen überhört wird, das Spektakel ein beeindruckendes musikalisches Niveau: Dirigent Frank Zacher führt das Orchester zu illustrativer, aber nirgends tumb differenzierungsloser Volkstümlichkeit (von den Bläsern etwa kommen sentimentale Beiträge von eindrucksvoller Prägnanz). Und die Sänger zeigen sich, von der Laune der Schau-, Hör- und Trinklustigen angespornt, fast durchweg zu guter Form aufgelegt.....


 


Beschwingtes macht Alltag vergessen
Vogtland Theater: Philharmonisches Orchester präsentiert mit viel Erfolg „Weniger Streß mehr Strauß" (31.06.96)
Von unserem Mitarbeiter AxelRöhrborn
PLAUEN. „Nur nicht den Humor verlieren" - dieses Motto von Johann Strauß begleitete den Meister des Wiener Walzers durch sein gesamtes Leben und Schaffen. Die Wiener Strauß-Familie führte im 19. Jahrhundert den Walzer zu einem ungeahnten Höhepunkt. Von dem Zauber ihrer Melodien haben sich am Sonntag im Plauener Vogtland Theater sehr viele Musikliebhaber einfangen lassen. Das Strauß-Konzert der Philharmoniker unter Leitung von Frank Zacher stand unter dem Motto „Weniger Streß - mehr Strauß"....
Mit einer abwechslungsreichen Zusammenstellung populärer Melodien machten die Musiker tatsächlich den alltäglichen Streß vergessen.......Gleich zu Beginn stand die „Waldmeister-Ouvertüre" auf dem Programm. Dieses Werk von Johann Strauß wirkte in seiner transparenten und leicht erscheinenden Interpretation durch das Philharmonische Orchester stellvertretend für den gesamten Abend. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den tiefen Streichern und der Flöte im Solo war genauso kennzeichnend für dieses Stück wie eine gelungene dynamische Arbeit und präzise Tempiwechsel. , t.
Gesangssolisten, Opernchör und die Singakademie sowie das Ballett sorgten zudem für attraktive Abwechslung............... Die Freude der Ausführenden übertrug sich schnell auf das Publikum.
.......Wer kennt sie nicht, die „Fledermaus", eine der berühmtesten Operette ja die Krone des Genres. Die Ouvertüre zu diesem Werk stand im folgenden auf dem Programm. Ein schön klingender, transparenter Orchesterklang; vor allem der kräftige Streicherteppich und die anmutigen Soli der Oboen und der Celli wurden für diesen Teil charakteristisch.......
........ Beschwingt und kräftig führte das Orchester mit diesem Werk ein gelungenes Konzert zum Ende. Die von der Musik ausgehende Freude ließ wahrhaftig den alltäglichen Streß vergessen, so wie es das Orchester zuvor versprochen hatte......

Premiere eines Musiktheater-Streifzuges im Vogtland Theater
Das Studium der Weiber ist schwer - das der Männer nicht weniger

PLAUEN. - Es ist legitim, wenn ein regionales Theater ab und zu ein gemischtes Programm von musikalischen Zugnummern geschickt zusammenstellt, mit Texten verbindet und das serienmäßig in den Spielplan aufnimmt. Das kommt meistens beim Publikum ganz gut an......
.....doch noch ein Titel eingefallen: „Und ewig schockt das Weib". Der Titel sollte zugleich Motto sein...,. Musikalische Belege dafür aus allen Sparten des Musiktheaters sollen ihn dabei unterstützen.
Das begann recht witzig. Im ersten Teil wurde vieles nicht ernst genommen, manches durch den Kakao gezogen.
Die Musikfragmente wurden bunt gemischt. Das reichte von Wagner über Humperdinck, Flotow, R- Strauß über Kalmann, Millöcker, Leo Fall und Offenbach bis zu Irving Berlin, Cole Porter und anderen. Wenn Joachim Giering die Hexe mimte und sang und gleichzeitg die Königin der Nacht anklingen ließ, dann war das schon komisch. Auch wenn Martha mit dem Portemonnaie verschwand (P. Antkowiak). Es gab aber auch „echte" Musikszenen - so mit Andrea Moon, Claus-Peter Schumann, Andreas Lettowsky und weiteren - und auch zwei hübsche Balletteinlagen....... Das Publikum fühlte sich gut unterhalten, war aber ein wenig enttäuscht, weil es schon so bald zu Ende ging....
Am meisten beschäftigt war an diesem Abend naturgemäß das Philharmonische Orchester, das frisch und klangvoll musizierte - ein eindeutiges Plus der Vorstellung. Frank Zacher erwies sich dabei als wendiger und erfahrener Theaterkapellmeister, der über alle Klippen hinwegführte. Die Lehar-Melodienfolge am Beginn des zweiten Teils hatte Schmiß und musikalische Verve.......
Gerhard Piehler (Montag 22. Dezember 1997)

 

 


Glaubhaftes Liebesdrama
statt Schmarrn
„Land des Lächelns" in Neustrelitz Feuilleton (04.12.2000)
Von unserem Mitarbeiter Peter Buske
Neustrelitz« „Ich meine aber, dass . in der Operette niemals der Zusammenhang mit dem Menschlichen verloren gehen darf", verkündet Franz Lehar sein Credo über das gefällig-anspruchsvolle Genre.....
...Der neue 1. Kapellmeister Frank Zacher zeigt den richtigen, weil spannenden Umgang mit den Lehar-Noten. Unter seiner Leitung zwingt die Neubrandenburger Philharmonie aus der Partitur den Schmalz raus, aber nicht immer den erforderlichen Schmelz rein. Nie wird dick aufgetragen, sondern schlank und entschlackt musiziert.


 
Die „Fledermaus" zum Auftakt
Aus der Sicht eines Theaterfreundes: Eklat im Foyer - Harmonie auf der Bühne
PLAUEN.
.......Außerdem war ja dieser Fledermaus Abend keine Premiere.
Diese fand bereits am 18. September 1989 statt, also noch vor der Wende. Gewendet hat sich bei der Operettenübernahme indessen ,auch einiges, aber zum Guten. Da sind zahlreiche Neubesetzungen.....
..... Der größte Gewinn der Wiederaufnahme des Werkes aber ist die Leistung des Orchesters unter der Stabführung von Frank Zacher. Nichts drängt sich klanglich in den Vordergrund, was sich für alle Vokalisten höchst vorteilhaft auswirkt. Dazu ein ausgezeichneter Kontakt mit der Bühne, ein beschwingtes und leichtes Musizieren so, wie es Johann Strauß verlangt. Das allein sollte genügen, sich diese „alte" und „neue" „Fledermaus" auch ein zweites Mal anzusehen und vor allem anzuhören. (Vogtland Anzeiger 03.09.1990)

 

 


Musikalisch prickelnd wie Prosecco
Neustrelitzer „Fledermaus" beifallsfreudig aufgenommen
Von unserem Mitarbeiter Peter Buske ( Montag, 14. Oktober 2002 )

Neustrelitz. Kaum eine Ouvertüre, die so geistsprühend auf das Kommende einstimmt wie die zur „Fledermaus". Prickelnd wie Prosecco, leicht und elegant klingt sie am Freitagabend bei der Premiere am Landestheater Neustrelitz aus dem Orchestergaben herauf, wo die Neubrandenburger Philharmonie unter Leitung von Frank Zacher im Verlaufe des Abends den Sekt der Marke Johann Strauss unentwegt moussieren lässt. Die Sänger erfreuen sich durchgängiger dirigentischer Sorgfalt, was sie mit respektablen Leistungen danken. Wenn Kammerzofe Adele (Franka Krancis) von den Möglichkeiten ihrer theatralischen Verwandlungskunst singt, ist nicht nur Gefängnisdirektor Frank (mit kraftvoller Baritonpranke: Thomas K. Schmidt) beeindruckt, sondern auch das Publikum spendet immer wieder Szenenapplaus......


Schön verlogen übersüß
Fulminanter Operetten-Auftakt bei den Schlossgarten-Festspielen
Von unserer Mitarbeiterin Bea Bernstein (Juli 2003)
Neustrelitz. „Joi. Mama!" - machen wirs wie die Ungarn und schwatzen drauf los wie... nun sagen wir wie „Die Csárdásfürstin". Warum renne ich im 21. Jahrhundert noch in die Operette von Emmerich Kaiman? Nun, fast der Hauptgrund, die „Csárdásfürstin"-Premiere der Neustrelitzer Schlossgartenfestspiele am Freitagabend zu besuchen, ist nämlich der Graf Boni und Tenor-Buffo (Hardy Lang).
.......Anpassungsfähig und fantasievoll, manchmal lyrisch sensibel, machmal den Schmelz der Operette ironisierend, so verstanden Frank Zacher und die Neubrandenburger Philharmonie die „Csárdásfürstin".
Und lausche ich dem Jubel der über 2000 Gäste für die 180-Mann-Aufführung, fällt mir doch ausgerechnet Karl Kraus ein: „Orphischen Lied des Reim, ich wette, er steht auch in der Operette."


 


Donnerstag, 20. Januar 1994

Vogtland-Theater aus Plauen mit der »Csárdásfürstin« in der Aschaffenburger Stadthalle


.....Der junge Kapellmeister Frank Zacher bewies dabei ein hohes Maß an Übersicht und korrekter Einschätzung der Akustik. Gemeinsam mit seinem delikat und schmissig musizierenden Orchester verlieh er der einschmeichelnden Musik Kalmans das typische elegant-duftige, melodisch schwingende Flair. Gestützt auf diese musikantische, niemals überlagernde und zuverlässige Instrumentalbegleitung, konnten sich die Gesangssolisten vorteilhaft in Szene setzen.
 

 

 

 

 

 

 

 

itteldeutsche Zeitung (06.06.200o)
Opulenter Reigen von Bildern und Klängen
Bravo Rufe für Aufführung des Oratoriums „Wittenberg 1517"

Von MELCHIOR FRANK
Wittenberg/MZ. Mangel an Farben herrschte nicht. Ein blauer Engel, eine rote Eminenz, grüne Palmzweige, dazu der Kontrast zwischen dem strahlenden Weiß eines Brautkleids und dem bedrohlichen Schwarz von Gevatter Tod. Und die Musik kolorierte die Szenerie aus einer reichhaltigen Palette tönender Nuancen.
Mit einem opulenten Bilder- und Klangreigen wurde am Sonnabend der Wittenberger Kultursommer eröffnet - wie in den letzten Jahren durch Künstler des Mitteldeutschen Landestheaters. Doch wirkten bei der Uraufführung des Oratoriums „Wittenberg 1517", von WittenbergKultur bei Generalmusikdirektor Jörg Iwer (Musik) und Oberspielleiter Markus Schuliers (Textzusammenstellung und Regie) in Auftrag gegeben, auch zahlreiche Amateure mit.
....Am Pult des engagiert musizierenden Orchesters zeichnete mit Frank Zacher (Plauen) ein kompetenter Gast für den musikalischen Zusammenhalt verantwortlich, der weder mit den Einsätzen des seitlich postierten Chores , noch mit denen entfernterer Solisten Mühe hatte. ......

Sinnenfreudiges Hohelied auf die Allmacht der Liebe
Wittenberger Kultursommer mit Oratorium von Jörg Iwer/Markus Schuliers eröffnet (06.06.200)

WITTENBERG. Das Gewitter ließ sich die gemäße Zeit. Doch der laue Wind wehte bisweilen schon bedrohlich über das dramatische Geschehen. So, als wäre selbst die Luftbewegung mit inszeniert - Vorbote für die großen Umwälzungen, derer man sich künstlerisch komplex erinnern wollte.
„...und hätte die Liebe nicht, so wäre nichts..." - haben der Komponist Jörg Iwer und der Regisseur und Textfinder Markus Schuliers jenes Oratorium genannt, das sie mit so vielen engagierten Leuten geschaffen und in beeindruckende Szene gesetzt haben.
........Die Bilder von Hexenverbrennung, papistischem Hochmut, Volkes Beschwingtheit jagen sich mal gemessen, mal mit dem Tempo der Zeit, getrieben von der Musik des Jörg Iwer, die an vielen Stellen des 70-Minuten-Wer-kes unter die Haut geht.
Riesenbeifall zur Premiere des Spiels für alle Beteiligten, die Solisten des Mitteldeutschen Landestheaters mit einem innerlich bewegten, staunenden Hans-Jürgen Zander als Luther.
Mit Stadtwache, Fanfarenzug, Trachtenverein, Musikschule, Theaterjugendklub und einem trefflichen Frank Zacher, der das Orchester des MLT sicher durch die Uraufführung steuert.
Lothar Günther

 

 

Ein Singen, Schwelgen und Schmachten
Mit „Romantik plus" erfreuen die „Preußen" Prenzlaus Klassikgourmets.
Anmutig im Zentrum steht Mendelssohns Violinkonzert op. 64.
VON PETER BUSKE ( Uckermarkkurier 01.12.2008 )

PRENZLAU. Heiter und unbeschwert, ein wenig nachdenklich bis elegisch nachsinnend - so präsentierte sich das 2. KlassikKonzert des Preußischen Kammerorchesters am Freitag im Kultur- und Plenarsaal des Landkreises Uckermark. Diesmal ist auch dessen „Chef“ anwesend, um sich - wie schon 2004 - am Geigenspiel seiner Nichte Katharina Triendl (Orchestermitglied der Münchner Phil¬harmoniker) zu erfreuen. Gleich ihm lassen sich auch die weiteren Klassikgourmets von der „Romantik plus"-Zusammenstellung auf angenehmste Weise „unterhalten", die Chefdirigent Frank Zacher ganz auf die Möglichkeiten der „Preußen" zugeschnitten hat. Manch Unbekanntes von vergessenen oder verkannten Komponisten ergänzt auf unaufdringlich-bildungsbeflissene Weise das im Zentrum stehende e-Moll-Violinkonzert von Felix Mendelssohn Bartholdy.  Fast durchweg dürfte es sich dabei um uckermärkische  Erstaufführungen handeln. Doch nicht alles lässt einen innerlich nach einem Dacapo von Namen oder Werk rufen. Hübsch anzuhören und lebhaft musiziert, pulst die Ouvertüre zum Singspiel „Die Freunde von Salamanca" von Franz Schubert dahin. Ein Entree zum Aufwärmen, auch um intonatorische Unabgestimmtheit zwischen den ersten Geigen zu beseitigen - mehr nicht.
Singen, schwelgen, schmachten: die Orchesterrhapsodie „Abends" von Joachim Raff (1822-1882) macht ihrem Namen alle Ehre. Da breiten sich nächtliche Stimmungen in gedeckten Farben und weitgehend tiefen Lagen nebst anhörlichem Horngesang aus. Hingebungsvoll und sehr kultiviert, aber nie kitschig erzeugen die „Preußen" zwischen Waldeinsamkeit und firmamentaler Erhabenheit Kuschelklänge für die Seele. Gleichsam im Kontrast dazu steht  Mendelssohns anmutiges, von Solisten innig geliebtes Violinkonzert op. 64, das seine interpretatorischen und technischen Tücken hinter" einem liebreizenden Gewand versteckt.  Bei allem erfreuenden Bemühen gelingt es der Solistin wie dem Orchester nicht, hinter die letzten Geheimnisse des kapriziösen „Faltenwurfs" zu kommen. Es fehlt schlichtweg an der dafür notwendigen virtuosen Entrückung, an elfengleicher Leichtigkeit und Lockerheit.
Und so verbleibt die Interpretation auf einer gleichsam grundsoliden Erdverbundenheit. Dafür entschädigt Katharina Triendl mit klarem, beweglichem und leidenschaftlich-kraftvollem Ton, der sich in den Lyrismen des Seitenthemas kantabel aussingen kann. Schön innig, legato - selig, voller Anmut und klanglicher Wärme breitet sie das Andante aus. Es findet, nach der Pause, eine Art von Fortsetzung in der Legende op. 17 von Henryk Wieniawsky (1835-1880). Deren elegisch-meditativen Ausdruck bringt sie allerdings weit weniger intensiv als  erforderlich, dafür umso klangschöner zum Ausdruck.
Als heitere Spielmusiken und gefällig im Gestus entpuppen sich die vier Sätze der D-Dur-Sinfonie op. 52 von Paul Wranitzky (1756-1808), der unter Joseph Haydns Leitung als Geiger in der Kapelle des Fürsten Esterhazy in Eisenstadt spielte. Auch in dieser Sin¬fonie finden sich dessen Einflüsse genauso wieder, wie Wendungen von Vater und Sohn Mozart oder Beethoven. Lockeren Tons ausgebreitet, gehen die unterhaltsamen und unbeschwerten Klänge angenehm in die Ohren.
Die Hände erklatschen ihnen ein Satz-Dacapo.

 

Wie eine „Reportage" voller Eindringlichkeit

Die Verkündigung von Bachs „Weihnachtsoratorium" vereint deutsche und polnische Künstler.
UckermarkKurier  22.12.2008    (von Peter Buske)

Zacher erzeugte Spannung vom ersten bis zum letzten Takt.

PRENZLAU. Es gehört inzwischen zur Adventszeit wie Lichterbaum, Christstolle und Spekula¬tius: Bachs mehrteiliges „Weihnachtsoratorium" BWV 248 mit seinem Jauchzen und Frohlocken, seinen wirbelnden Pauken und strahlenden Trompeten, jubilierenden Geigen, innigen Flöten und Oboen. Regelrecht neugierig nähern sich am Vorabend des 4. Advents das Preußische Kammerorchester, der Chor der Camerata Nova Stettin, Mitglieder des Uckermärkischen Konzertchores Prenzlau und ein junges Solistenquartett den stimmungsfestlichen Noten dieser so prächtig vertonten Weihnachtsbotschaft.   Sie erklingt diesmal in der rappelvollen Pfarrkirche St. Maria Magdalena, deren vorzügliche Akustik sich... wahrlich als Dienerin am Werk erweist. 
Für „Preußen" - Chefdirigent Frank Zacher ist's das erste „WO", wie man die Kantatensammlung in Fachkreisen ein wenig salopp bezeichnet. Er hat die ersten drei Teile ausgewählt. Und bevorzugt dabei eine lebendige, fast modern anmutende Lesart wie eine spannende, von Glanz überstrahlte „Reportage" voller glaubhafter Eindringlichkeit. Da wird nicht übertrieben gejauchzt und frohlockt, forciert den Arieninhalten nachgeforscht oder seelenvoll salbadert. Stattdessen bevorzugt Frank Zacher gleichmäßig atmende Tempi, durch die sich die Barockklänge frei entfalten können. Er setzt auf einen klaren und intensiven, mitunter etwas nüchternen Ton, der ohne Umschweife zum Wesentlichen vordringt.
Spannung vom ersten bis zum letzten Takt. Textverständlichkeit dito.
Im berühmten Eingangschor „Jauchzet, frohlocket, auf preiset die Tage" verbindet sich der kernige polnische Männerstimmenklang mit der Sicherheit und Geschmeidigkeit der deutschen Damenriege auf das Vorzüglichste. Auch sind Chor-und Orchesteraufgebot im Massegleichgewicht - Ohren, was wollt ihr mehr ?!
Frisch wird mu¬siziert, wobei die zur Arienbe¬gleitung so wichtigen Holzbläser...  erhöht im vorderen Altarraumbereich sit¬zen, die Streicher plus Pauken und Trompeten dagegen vor den Treppenstufen. Zur musikalischen Verkündigung treten die seitlich sitzenden Gesangssolisten je nach Erfordernis zwischen die singenden und musizierenden Heerscharen. Auch solche Optik schafft dem Hörer sofort die nötige innere Aufnahmebereitschaft.Sehr engagiert, ein wenig opernnah und leider stark erkältet trägt Joseph Schnurr mit seinem baritonal eingefärbten lyrischen Tenor die Rezitative des Evangelistenberichts vor.  Bewundernswert, wie er die gestaltungsanspruchsvolle und koloraturenrasante „Frohe Hirten" - Arie meistert. Den Erfordernissen nach wortgezeugtem Ausdruck entsprechen sowohl Markus Vollberg (Bass), der kraftvoll und zügig den „Großen Herrn und starken König" lobpreist, als auch Uta Buchheister (Mezzosopran), die ihre beseelten Arien, („Bereite dich, Zion", „Schlafe, mein Liebster" und „Schließe, mein Herze" ) mit marienmütterlicher  stiller  Freude vorträgt. Nur sie ist es auch, die die Da Capo Teile der Arien nach barocker Singepraxis  mit Verzierungen ausstattet.
Hell getönt, in der Höhe leicht verhärtet, singt Friederike Harmsen den Sopranpart. Von „matten Gesängen-", wie es im Eingangs - und Schlusschor der dritten Kantate heißt, ist weit und breit nichts zu hören. Dafür viel von „der Herzen frohlockendem Preisen ", das abschließend mit  anhaltendem Beifall belohnt wird.

 

 


 
Mitteldeutsche Zeitung (06.06.200o)
Opulenter Reigen von Bildern und Klängen
Bravo Rufe für Aufführung des Oratoriums „Wittenberg 1517"
Von MELCHIOR FRANK
Wittenberg/MZ. Mangel an Farben herrschte nicht. Ein blauer Engel, eine rote Eminenz, grüne Palmzweige, dazu der Kontrast zwischen dem strahlenden Weiß eines Brautkleids und dem bedrohlichen Schwarz von Gevatter Tod. Und die Musik kolorierte die Szenerie aus einer reichhaltigen Palette tönender Nuancen.
Mit einem opulenten Bilder- und Klangreigen wurde am Sonnabend der Wittenberger Kultursommer eröffnet - wie in den letzten Jahren durch Künstler des Mitteldeutschen Landestheaters. Doch wirkten bei der Uraufführung des Oratoriums „Wittenberg 1517", von WittenbergKultur bei Generalmusikdirektor Jörg Iwer (Musik) und Oberspielleiter Markus Schuliers (Textzusammenstellung und Regie) in Auftrag gegeben, auch zahlreiche Amateure mit.
....Am Pult des engagiert musizierenden Orchesters zeichnete mit Frank Zacher (Plauen) ein kompetenter Gast für den musikalischen Zusammenhalt verantwortlich, der weder mit den Einsätzen des seitlich postierten Chores , noch mit denen entfernterer Solisten Mühe hatte. ......

 

 

Sinnenfreudiges Hohelied auf die Allmacht der Liebe
Wittenberger Kultursommer mit Oratorium von Jörg Iwer/Markus Schuliers eröffnet (06.06.200)

WITTENBERG. Das Gewitter ließ sich die gemäße Zeit. Doch der laue Wind wehte bisweilen schon bedrohlich über das dramatische Geschehen. So, als wäre selbst die Luftbewegung mit inszeniert - Vorbote für die großen Umwälzungen, derer man sich künstlerisch komplex erinnern wollte.
„...und hätte die Liebe nicht, so wäre nichts..." - haben der Komponist Jörg Iwer und der Regisseur und Textfinder Markus Schuliers jenes Oratorium genannt, das sie mit so vielen engagierten Leuten geschaffen und in beeindruckende Szene gesetzt haben.
........Die Bilder von Hexenverbrennung, papistischem Hochmut, Volkes Beschwingtheit jagen sich mal gemessen, mal mit dem Tempo der Zeit, getrieben von der Musik des Jörg Iwer, die an vielen Stellen des 70-Minuten-Wer-kes unter die Haut geht.
Riesenbeifall zur Premiere des Spiels für alle Beteiligten, die Solisten des Mitteldeutschen Landestheaters mit einem innerlich bewegten, staunenden Hans-Jürgen Zander als Luther.
Mit Stadtwache, Fanfarenzug, Trachtenverein, Musikschule, Theaterjugendklub und einem trefflichen Frank Zacher, der das Orchester des MLT sicher durch die Uraufführung steuert.
Lothar Günther


  


Turbulente Tollereien und trotziges Tanzen
Philharmoniker Neubrandenburg setzen sich für Unterhaltsames von Unbekannten ein
Von unserem Mitarbeiter Peter Buske
Neubrandenburg. Dicke sind selten beweglich. Aber sie besitzen Charme und sind auf ihre Art mitunter sehr graziös. Was der Kontrabass den Streitern, bedeutet die Tuba den Bläsern. Einmal kräftig ins Rohr geblasen und schon hat die Dicke dicke Ausrufungsseichen ins Klangkollektiv gesetzt. Dass sie statt brummiger Töne auch säuseln und liebliche Melodien singen kann. sich grazil und anmutig zu bewegen sowie schlank und rank in den Hüften zu wiegen versteht wie ein Model a la Claudia Schiffer, beweist sie aufs vorzüglichste im neoklassizistischen Concertino für Tuba und Orchester des Franzosen Eugene Bozza (1905-1991). Nichts da von Rumtata und Tiefengrummeln. Im Andante stimmt die Solistin geschmeidige und sehnsuchtsvolle Melodien an, während sie in den Allegro-Ecksätzen leichtfüßig auf Klangspitze tanzt, eingekleidet in duftigen Tontüll.
Intervallreicher Notengarten
Für letzteren ist am Donnerstag die Neubrandenburger Philharmonie unter Leitung von Vize-GMD Frank Zacher zuständig, für die aparten Pirouetten, spritzigen Höhenflüge und eleganten Linien dagegen der Tubist Jörg Wachsmuth. Lange Jahre gehörte er dem Orchester der Viertorestadt an. Nun, als Gast von der Dresdner Philharmonie, bewies er erneut exzellentes blastechnisches Können und gestaltungsbravouröses Spazierengehen im intervallreichen Notengarten. Als Beifallsdank ließ er ein Geschwader von Brummern durch die Konzertkirche sausen - eine originelle Variante von Rimski-Korsakows „Hummelflug".
Wer noch nie den Namen Bozza gehört hatte, konnte mit dem von George Antheil (1900-1959) genauso wenig anfangen. Auch dieser US-amerikanische Tonsetzer mied die Neutönerei wie der Teufel das Weihwasser, bediente sich in seiner Sinfonie Nr. 5 ..Joyous" eher der göttlichen Einfälle eines Schostakowitsch oder Weill. Wahrlich freudig und turbulent geht es in den drei Sätzen zu. die - motorisch aufgedreht - sich durchweg beschwingt und skurril anhören.
Leicht verdauliche Kost Den einkomponierten amerikanischen Größenwahn geht Frank Zacher direkt an und lässt ihn effektvoll krachen; die Sentimentalitäten breitet er gleich einer Hollywood-Schnulze nicht weniger hingebungsvoll aus.
Dieser leicht verdaulichen Kost folgt mit Mozarts g-Moll-Sinfonie KV 550 geistige Vollwertnahrung. Ein atemberaubendes Spielkonzept hält der Dirigent nicht parat, dafür interpretatorische Solidität. Diese rüttelt an keinerlei Erkenntnissgrundlagen , auch wenn sie sich auffahrend gibt, zum herb-trotzigen Tanzen anhebt (Menuetto) und mit Vor-Beethovenscher Pranke dem Schicksal in den Rachen zu greifen trachtet. Dem spielerischen und pseudo-sorglosen Einstieg ins Molto allegro folgt gelegentlich ein jäher Umschwung in kämpferisch-dramatische, dann in schmerzerfüllte und fahle Farben getauchte Szenen voller Schwermut. So dräut es sich atmosphärisch düster, klangtransparent, unruhevoll, kontrastbetont und dissonanzengeschärft.


 

Gegensätze beim Philharmonischen Konzert
Güstrow •
Einen Spagat zwischen zeitgenössischen Werken sowie einer Sinfonie aus der Zeit der Wiener Klassik hatten die Musiker der Neubrandenburger Philharmonie unter Leitung von Frank Zacher beim 5. Konzert zu bewältigen.
Ausgangspunkt dieses Ansinnens war die 5.Sinfonie ,,Joyous" von George Antheil, die die Musiker gekonnt in Szene setzten. Ausgestattet mit einein sicheren Gespür für rhythmische Präzision und dynamische (Entwicklungen fanden sie zu einet kalkulierten Balance, die das Ohr des Hörers nicht überforderte. Ein Blick aus der Vogelperspektive war ob der detailfreudigen Komposition angebracht, um den Zusammenhang nicht aus dem Auge zu verlieren. Doch Dirigent und Orchester konnten dem versteckten Stilmix vieles abgewinnen. Sie bauten mit ihrer Interpretation nicht nur Vorurteile ab, sondern wurden für den künstlerischen Wert mit Verständnis und Zustimmung belohnt....


 


Schwebende Walzerseligkeit
Neujahrskonzert der Preußen in Templin
Von unserem Mitarbeiter Peter Buske
Templin.
Ohne den berühmten „Radetzky-Marsch" von Jobann Strauß Vater geht auch in Templin das Neujahrskonzert des Preußischen Kammerorchesters nicht zu Ende. Rhythmisches" Klatschen begleitet den federnd absolvierten musikalischen Pferderitt, wobei der Neustrelitzer Kapellmeister Frank Zacher als „Rittmeister" dem geschmeidig tänzelnden Klangklepper gehörig die Sporen gibt. Straff hält er es an der Kandare. Das Ergebnis: Ein fast fehlerfrei absolvierten Durcheilen des Parcours im Muttikulturen Zentrum von Templin. Doch auch im Champagner-Galopp und zahlreichen Polkas, verfertigt von Vertretern der Strauß-Dynastie, fühlen sich Pferd und Reiter pudelwohl.
An der Futterkrippe unvergänglicher Operetten- und Orchestermelodien von Johann Strauß jr. („Eine Nacht in Venedig", „Der Zigeunerbaron", „Die Fledermaus") bis Richard Eilenbergs gleichsam schneestiebender „Petersburger Schlittenfahrt" kann sich das „Preußen"-Gestüt mit seinen Aushilfen und Prenzlau erfahrenen Vokalgästen sattsam laben. Doch auch die erwartungsfrohen Zuhörer kommen voll auf ihre Kosten. Lustvoll delektieren sie sich an dem, was „Im Feuerstrom der Reben" sowohl Kehlen als auch Instrumenten entströmt. Angeführt von nur vier ersten Geigen, klingt das Orchester sehr sauber und klangschön.
Es hat Schwung und Schmäh, zeigt sich von seiner charmanten Seite, kann Schwebendes und Walzerseliges mit leichter Hand aus dem Ärmel schütteln. Des Rezensenten Wunsch: es möge 2004 insgesamt so bleiben I Es stimmt schon: Wenn man kanns ungefähr, ist» nicht schwer.......
........sondern stattdessen aufeinander reagierende und miteinander spielende Partner wie beispielsweise im Heiratsbericht „Wer uns getraut" aus dem „Zigeunerbaron „ mit singender Stichwortgebereinlage des Dirigenten als Chorersatz. Auch solche Details sorgen mit dafür, dass dem gefällig und schwungvoll sich ausbreitenden Melodienreigen der herzlichste Beifall zufällt.


 


ELBE-SAALE-RUNDBLICK SCHÖNEBECK
Montag, 10. Mai 1999 Seite
VIII. Anrechtskonzert
Gastdirigent Frank Zacher am Dirigentenpult
Von Renate Kohns
Schönebeck. Nur 14 Tage liegen zwischen dem letzten Anrechtskonzert und nicht einmal eine ganze Woche zwischen dem grandiosen Konzert zur Eröffnung der Konzertreihe „Klänge im Raum" mit dem überragenden Gastspiel des Geigenvirtuosen von Weltklasse Igor Oistrach. Und dennoch haben die Konzertfreunde noch lange nicht genug und nahmen auch das VTH Anrechtskonzert der Kammerphilharmonie Schönebeck unter dem Gastdirigat von Frank Zacher (Plauen) begierig in sich auf.
Die St. Marienkirche war wie immer in einem Top-Zustand und bot das entsprechende Ambiente.
Es heißt, ein Orchester ist immer so gut. wie es fähig und bereit ist, sich auf einen anderen Dirigenten einzustellen. Das gelang vortrefflich und in großer Harmonie, denn Musiker und Dirigent verstanden sich vom ersten Ton an, und so empfanden es auch die Zuhörer als eine gelöste, glückliche Arbeitsatmosphäre.
Frank Zacher hatte gut daran getan, die Reihenfolge der ersten beiden Programmpunkte auszutauschen.
So war „Quiet-City" -Suite für Streichorchester, Trompete und Englisch Hörn von Aaron Copland auch der entsprechende und richtig gelungene Auftakt. In perfektem Wechselspiel agierten die Solisten des Orchesters Wieslaw Borowko/Trompete und Hideaki Onozawa/ Englisch Hörn mit den Streichern. Klar und sauber war der Ansatz von beiden, kraftvoll und strahlend bis zur Festlichkeit ausgefeilt das Spiel der Trompete, eindringlich und sehr gefühlvoll das Englisch Hörn. Und Frank Zacher verstand es, die Streicher so zu motivieren, daß es zu einer gelungenen Kommunikation kam und so ein Klang von subtiler Schönheit erreicht wurde.
Das Adagio für Streichorchester op. 11 von Samuel Barber bewegte auf ganz eigenartige Weise, denn die Musizierweise des Orchesters ließ aufhorchen, sprang auf das Publikum über, welches seine gewachsene Hörerfahrung, die bei diesen beiden Werken der neueren Musikliteratur durchaus vonnöten waren, unter Beweis stellen konnte. Ein Wiedersehen gab es mit der Flötistin der Kammerphilharmonie. Gaby Zucker, sie befindet sich zur Zeit noch im Babyjahr, im Konzert für Flöte und Orchester G-Dur, KV 413 von Wolfgang Amadeus Mozart. Dafür, daß Mozart die Flöte nicht so sehr liebte, ist dennoch ein ausgesprochen liebliches Werk entstanden, bei dessen Hören dem Zuhörer viel Raum für eigene Betrachtung bleibt. Souverän und mit großer Perfektion zeigten sich Solistin und Orchester. In graziler Schönheit geformte Töne präsentierte Gaby Zucker mit unsagbar prägnantem Ansatz und dem zu jedem Zeitpunkt vorhandenen Gefühl für Akkuratesse und zeigte in den Kadenzen ihre weiter gewachsene und gereifte Virtuosität.
Frank Zacher vollbrachte hier das Wunder, das Problem mit der Akustik nicht aufkommen zu lassen, gemeinsam mit der Solistin zu einer phantastischen Übereinstimmung zu gelangen. Er forderte, ließ aber auch gewähren, was dem Gesamteindruck in hohem Maße dienlich war. Der langanhaltende Applaus für die Solisten des Abends war ebenso herzlich wie anerkennend, desgleichen für den Dirigenten. Im Verlaufe des Konzerts war die Programmfolge so gewählt, daß mit jedem Werk mehr Musiker dazukamen. Frank Zacher, an ein größeres Orchester gewöhnt (in Plauen gehören 58 Musiker zum Orchester), war nun ganz in seinem Element. Obwohl nun schon zum wiederholten Male aufgeführt, erklang die „Tschechische Suite" op. 39 D-Dur von Antonin Dvorak heute in besonders inniger Weise. Dvoraks volksliedhafte Themen schwebten förmlich durch das Kirchenschiff und machten die Schönheit und den Reiz der böhmischen Heimat erlebbar, war in jedem der fünf Sätze nachvollziehbar und bewußt, vor allem aber in der Polka und der Romanze am deutlichsten .erkennbar wurde.
Der große Block der Holzbläser trug neben dem gesamten Klangkörper dazu genauso bei, wie die immer wieder im Vordergrund agierenden und das Geschehen bestimmenden Streicher.
Nicht enden wollender Applaus, den das Orchester seinerseits für den Dirigenten spendete, erforderte noch einmal das Finale.
Publikum und Musiker würden sich auf ein Wiedersehen mit Frank Zacher freuen.


 

Stimmgewaltiger Experte für Rüsseltiere zeigt den Charme des Knuddelbären
SAISONSTART
VON PETER BUSKE (Oktober 2005)
PRENZLAU. Groß und stämmig wie eine sturmerprobte Eiche tritt er in Erscheinung, der aus Neubrandenburg stammende Zootechniker und Elefantentrainer Dirk Aleschus. Doch er kann nicht nur den grauhäutigen Rüsseltieren im Tiergarten Schönbrunn mancherlei Kunststückchen beibringen, sondern ihnen sogar mit Gesang das Gehegeleben verschönern. Am Wochenende .hat er damit auch beim Saisonauftakt für die „Unterhaltung"-Reihe des Preußischen Kammerorchesters Prenzlau im Kultur- und Plenarsaal des Landkreises Uckermark großen Erfolg. Vor einem zunehmend angegackerten Publikum, dass sich nicht nur von seinen bass-buffonesken Köstlichkeiten die Zeit vertreiben lässt. Auch Bariton Hans Gröning darf sich über nicht weniger heftig bejubelte Zuneigung freuen.......
Heiteres aus dem Reich der deutsch-französischen-italienischen Spiel-Oper .... hält der Abend unter dem merkwürdigerweise pluralisierten van Bettschen Arienzitat „Ja, wir sind klug und weise und uns betrügt man nicht" aus Albert Lortzings „Zar und Zimmermann" parat. Ein Duett wird aus der „O Sancta Justitia"-Arie dennoch nicht. In ihr ist Dirk Aleschus ganz in seinem Element. Stimme und Statur entsprechen einander dabei vorzüglich, denn beide strahlen den Charme eines Knuddelbären aus. Des Sängers schwarzes Kehlengold zeigt sich voluminös, ruht auf sicherem Fundament und ist in richtig tiefen Abgründen verwurzelt. Dass die bewegliche Stimme zudem über ein unverwechselbares Timbre verfügt, macht die Sache nur noch angenehmer.
Fast ein wenig tolpatschig wirkt Aleschus, wenn er Bijous Bekenntnis „Ich bin im Chor der erste Sänger" aus Adolphe Adams „Der Postillon von Lonjumeau" vorträgt, Plumketts „Porterlied" aus Flotows „Martha" stimmgewaltig anstimmt, Osmins Rachegedanken „Solche hergelaufne Laffen" aus Mozarts „Entführung aus dem Serail" in -Richtung des Dirigenten Frank Zacher schmettert .Immer mit verschränkten Armen.
Weiß er sonst nichts mit ihnen anzufangen? Als spielbegabter Mime singt er, was das Zeug hält und was die Noten hergeben.
Darin steht ihm Hans Gröning in nichts nach. Auch er steht nicht hilflos auf dem Podium herum, sondern agiert mit Lust, was Text und Musik hergeben. Von. Anfang an entpuppt auch er sich als ein Komödiant im Fach des Kavalierbaritons. Bei den Duetten aus Donizettis „Don Pasquale" und Nicolais „Die lustigen Weiber von Windsor" sorgen beide für regelrechte Szenenauftritte durch Türen und Publikumsreihen.
Am Pult der „Preußen“ heizt Frank Zacher die Stimmung mächtig an. Gelöst und mit teilweise theatralischem Aplomb tänzelt die janitscharenmusikklingelnde Ouvertüre „Der Calif von Bagdad" von Francois Adrien Boieldieu vorüber. Anderes von Donizetti, Rossini und Franz von Suppe folgt ihr.
Mit leichter Hand wird an diesem Abend musiziert und gesungen, ohne dabei in die Klamotte abzugleiten. Ein froh stimmender Start in die neue Saison.

 


Mit stürmischem Applaus gefeiert
Das erste Unterhaltungskonzert der „Preußen" lässt auf weitere unvergessliche Konzertabende hoffen
PRENZLAU (LM). „Bravo, Figaro! Bravo, Bravissimo!", sang Bariton Hans Gröning in der Arie des Figaro aus Rossinis „Der Barbier von Sevilla". Ein Bravo, dass das Publikum ebenso ihm wie Dirk Aleschus (Bass) beim ersten Unterhaltungskonzert des Preußischen Kammerorchesters in der neuen Spielzeit durchaus zurückgeben konnte.
Denn was den Musikfreunden an diesem Freitagabend geboten wurde, war besonderer Art. Ein Konzert, bei dem die Solisten wie auch Dirigent Frank Zacher und die „Preußen" bewiesen, dass sie die ausgewählten Werke aus Oper und Operette nicht nur musikalisch beherrschen und aufzuführen wissen, sondern dass sie voll Humor und Begeisterung bei der Sache sind; dass szenische Einfälle, komödiantisches Talent der Sänger und Improvisation Musikaufführungen eine ganz spezielle Note zu geben vermögen. Sollte dies das Niveau sein, an dem man sich in der neuen Spielzeit orientieren will, dürfen sich die uckermärkischen Musikfreunde auf unvergessliche Konzertabende freuen.


 


Pianisten wachsen Hände und Flügel
Sommerkurs Klavier am Plauener Vogtlandkonservatorium startet mit Konzert
FESTIVAL MITTE EUROPA (Freie Presse 23.07.1999)

PLAUEN (vm). Haben Pianisten auch nur zwei Hände? Es kann eigentlich nicht sein.
Die schlicht als „Klavierkonzert" bezeichnete gemeinsame Veransta1tung von Vogtlandkonservatorium und Theater sowie des Festivals Mitte Europa am Sonntag im Plauener Ratssaal warf die alte Frage wieder auf.
Drei Virtuosen, drei Charaktere
Zur Eröffnung des zehnten „Sommerkurses Klavier" des Vogtlandkonservatoriums „Clara Wieck" zeigten drei frühere Absolventen ihr Können und wurden vor ansprechender Kulisse begeistert gefeiert. Um an die Eingangsfrage anzuknüpfen: Die drei verfügen alle über eine bewundernswerte Technik, aber die meisten Hände schien an diesem Abend doch der aus Falkenstein stammende Andreas Ebert zu haben.
Das lag nicht zuletzt an seinem Stück. Er spielte Sergej Prokofjews erstes Klavierkonzert Des-Dur und ihm waren deshalb ständig ausgedehnte, hämmernde Akkordpassagen, wilde Fugati und abwärts perlende Staccati auferlegt. Daß Ebert, der das erste Mal öffentlich mit einem Sinfonieorchester spielte, das Heft fest in der Hand behielt, ja sogar mit Spielfreude zu Werke ging, ist bemerkenswert und läßt für die Zukunft das Beste erwarten.
Randolf Stock, der den Solisten-Reigen eröffnete, hatte mit Ludwig van Beethovens viertem Klavierkonzert G-Dur ein vergleichsweise ruhiges Werk zu bewältigen, das so gar nicht typisch zu sein scheint für den grimmigen Sinfoniker: durchgängig heiter, gesanglich und allenfalls mit einer geringen Prise seines diabolischen Humors. Wenn jemand wie Stock mit dieser Aufgabe betraut wird, der von Natur aus zurückhaltend, ausgeglichen ist, liegt es in der Luft, daß nicht unbedingt eine vor Spannung knisternde Interpretation zu erwarten ist.
Nun, restlos gemeistert hat Stock den Spagat nicht, und das ist sogar gut. Er ist offensichtlich bei aller Virtuosität und Erfahrung, die er sich in der Vergangenheit erworben hat, er selbst geblieben. Das ist eine Kunst für sich. Und: Auch die im wohlverstandenen Sinne sachlichnüchterne Interpretation der Klassiker hat Tradition und Berechtigung.
Camille Saint-Sains fünftes Klavierkonzert ist eine der merkwürdigsten Schöpfungen der Musikgeschichte: Minutenlang wird in hellsten Farben geschwelgt, wobei das Instrument zu einer Art Wunderharfe wird. Dann im Andante scheint das Ende aller Musik zu drohen. Die angeschlagenen Akkorde verhallen in Leere. Es folgt schließlich ein lichterfüllter, aber etwas gläserner Schluß. Dieses Stück in all seinen Facetten und trotzdem wie aus einen Guß hinzuzaubern, ist der Freibergerin Konstanze John gelungen. Ihr ungezwungenes Auftreten nach dieser Tat, so sympathisch es stimmte, warf dennoch die Frage auf: Weiß sie, was sie da geleistet hat?
Debatten von Ratssaal in Theater?
Ebenbürtig zu den Solisten war das Orchester unter Leitung Frank Zachers. Carl Maria von Webers Oberon-Ouvertüre gelang einleitend so prickelnd, daß zu fragen ist: Sollte künftig nicht immer romantische Musik im Ratssaal stattfinden und dafür die Debatten im Theater?
Bei den folgenden Konzerten sank das Niveau nicht um einen Millimeter. Um so größer ist der Wermutstropfen, daß demnächst die letzte eigenständige Konzertsaison des Klangkörpers bevorsteht.

 


 


Dienstag, 2. Juni 1998
Ohrwürmer der Klassik reißen Publikum mit

Philharmonisches Orchester gibt Pfingstkonzert
PLAUEN (rc). Trotz oder gerade wegen der hohen Temperaturen haben viele Konzertfreunde am Sonntag den Weg ins Vogtland Theater gefunden: Das Philharmonische Orchester gab ein Pfingskonzert.
Und es wurde ein wundervoller Abend, vielleicht auch, weil ein volles Haus dem Engagement der Musiker den letzten Ansporn gibt.
Zum Auftakt erklang Mozarts Ouvertüre zur „Zauberflöte". Mit seiner letzten Oper, einer der schönsten Märchenopern überhaupt, schuf der Komponist eine ebenso volksnahe und lebendige wie geistreiche Musik. Nach den wuchtigen Posaunenklängen, die in erstaunlicher Qualität zu hören waren, folgte das „Allegro" als rasantes Presto. Sicher ist es mitunter noch schneller zu hören. Wenn es auch am Sonntag ein klein wenig langsamer abgespult wurde, mit einem Allegro mozartschen Charakters hatte dies nichts zu tun. Da konnte man nur über die Präzision, das Tempo und die Sicherheit staunen. Ausgespielt war das nicht, geschweige denn fröhlich, und genau,. das will Mozart unter dem Wort „Allegro" verstanden wissen. Wer es mit „schnell" übersetzt, läuft Gefahr, eine, wenn auch sehr musikalische, Etüde zu produzieren.
In der Vergangenheit gastierte der berühmte Pianist Andreas Pistorius schon mehrmals in Plauen.
Grund für diese Ehre dürfte der Umstand sein, daß der Professor aus Mannheim in der Spitzenstadt seine Kindheit verlebte. Diesmal brachte er zwei Konzertstücke mit, und begeisterte sein Publikum mit romantisch virtuoser Musik. Daß er sich als ein souveräner Techniker erweist, ist hinlänglich bekannt. Pistorius versteht es aber, dieses Können für eine ausgezirkelte Musikalität einzusetzen. Sein Spiel ist höchst kultiviert, ein in allen dynamischen Bereichen ausgewogener Klavierton ist ihm lieber als donnernde virtuose Klavierkaskaden, wozu manche Passage verleiten könnte.
Fein nuanciert das „Andante spianato und Grande Polonaise" von Frederic Chopin, gefolgt von der feurigen „Fantasie über ungarische Volksmelodien für Klavier und Orchester" von Franz Liszt. Ersteres gab dem Orchester lediglich eine reine Begleitfunktion, die es unter Frank Zachers Leitung sicher absolvierte.
Bei Liszt war es dann schon mehr Partner, spielte temperamentvoll auf, wenn auch der erste Teil in den Tuttipassagen wegen des sicheren und präzisen Spiels einen preußischen Tonfall annahm. Umso sensibler im ungarischen Esprit die solistischen Episoden aus dem Orchester. Insgesamt ein rundum gelungenes Zusammenspiel, das Publikum verlangte Zugaben.
Dvoraks 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt", eines der populärsten Werke der sinfonischen Musik, rundete das Programm klassischer Ohrwürmer ab. Hörenswert waren alle Orchestergruppen: die Streicher mit vollem Ton, die Holzbläser mit schönen Soli und in sich abgestuften, reizvollem Zusammenspiel sowie die Blechbläser mit einer selten so guten Stimmung im Ensemblespiel. Nur manchmal gefielen sie sich so sehr, daß Einiges übertönt wurde. Mit Beifall und Bravorufen dankten die Zuhörer.


 


Nostalgische Party im modernen Konzertsaal
Neubrandenburger Philharmonie feiert ihr 50-jähriges Bestehen mit dem Repertoire aus Gründungszeiten

Von unserem Redaktionsmitglied Detlef Stapf
Neubrandenburg. Wer zur goldenen Hochzeit den Trauanzug hervorholt, muss damit leben, dass das Erinnerungsstück zumindest nicht elegant wirkt. So feierte die Neubrandenburger Philharmonie am Sonnabend ihr 50-jähriges Jubiläum mit dem Programm ihres Gründungskonzertes vom 17. Juli 1951. Das könnte gut aus dem Repertoire eines Kurorchesters stammen und war klangdominiert von Komponisten wie Otto Nicolai, Albert Lortzing, Franz von Suppe sowie Johann Strauss. Sicher hätte der nostalgische Rückgriff einen gewissen Charme entfaltet, wenn wie anno dazumal die minimalistische Originalbesetzung in Friedland und nicht in der neuen Konzertkirche in Neubrandenburg musiziert, Dirigent Frank Zacher vor jedem Musikstück eine Einführung gegeben und die Zuhörer am Ende Gelegenheit zur Kritik gehabt hätten.
Also, die Philharmonie blieb bei der Musikparty in dem modernen Konzertsaal weit unter ihren Möglichkeiten. Woran auch die angehängte, anspruchsvolle Suite op. 59 aus dem ..Rosenkavalier" von Richard Strauss nicht viel änderte, denn die brachte eher den Bruch in der bis dahin lockeren Stimmung.
Flexible Führung
Zacher, Erster Kapellmeister am Theater Neustrelitz, war zweifellos der richtige Mann für diese Gelegenheit. Er führte das Orchester flexibel und straff von Leo Delibes „Coppelia"-Fantasie bis zu Pietro Mascagnis Intermezzo Sinfonico
aus „Cavalleria rusticana". entfaltete den Reiz der Partituren zwischen Süffigkeit und musikalischer Pointe.
Zacher gelang es aber auch beim „Rosenkavalier", die Philharmoniker durch die Straussschen Klippen der Raffinessen, Klangerfindungen, Kühnheiten, nervenkitzelnden Harmonisierungen und Instrumentierungen zu bringen. Obwohl dabei ab und an Blechpassagen die Brillanz trübten. In den Opernpartien war der junge Bassbariton Peter Bauer der funkelnde Edelstein des Abends, als effektsicher operierender Leporello (Mozarts „Zauberflöte") und mit dem stimmlich eigenen Glanz vornehmer innerer Entschlossenheit in der Arie des van Bett aus Albert Lortzings „Zar und Zimmermann". Daneben wirkte Wolfgang Biebuyck mit der Arie des Sarastro aus Mozarts „Zauberflöte" wie die Verkörperung des Mittelmaßes.
Das Publikum im nicht vollbesetzten Haus differenzierte dann auch beim insgesamt reichlichen Geburtstagsapplaus. Einigermaßen erstaunt waren die Gäste des protokollarisch unterbelichteten Ereignisses, dass aus der Garde der Dirigenten nur Fred Buttkewitz und Hermann-Josef Neilessen dem Orchester die Ehre ihrer Anwesenheit erwiesen.


 


Junge Talente spielen mit Preußen
Konzert mit Musikschülern und Orchester

Prenzlau (wo) Bereits zum sechsten Mal gab es am Sonnabend im Plenarsaal der Kreisverwaltung Uckermark das Konzert ,Junge Talente musizieren mit den Preußen.
Im Zweijahresrhythmus erhalten dabei junge musikalische Talente der Kreismusikschule und anderer Musikschulen der Region die Gelegenheit, ihr Können in einem Konzert mit den „Preußen“ unter Beweis zu stellen.
Auch wenn sich das Orchester unter der Leitung von Frank Zacher sehr einfühlsam auf die jungen, Solisten zwischen elf und 20 Jahren einstellte, es war für alle schon ein ganz besonderes Ereignis. Denn nicht jeder der Jungen und Mädchen wird Musik studieren; und ;so wird es für viele kaum noch einmal die Gelegenheit geben, vor großem Publikum mit einem Orchester musizieren zu können. Der Reigen der Darbietungen war interessant zusammengestellt.


 


Kulturspiegel
Ein Vormittag für romantische Werke
Philharmonisches Orchester gibt zweite Matinee
Von unserer Mitarbeiterin Jana Wunderlich
PLAUEN. Zu einer beeindruckenden Gesamtleistung führte Dirigent Frank Zacher das Philharmonische Orchester des Vogtland Theaters am Sonntag Vormittag. Nahezu ausverkauft war die zweite Matinee, die den Titel „Romantische Hits" führte.
Derzeit ist die romantische Musik wieder mehr ins Gespräch gekommen -gerade durch Franz Schuberts 200. Geburtstag.
Im Vogtland Theater hat man die Romantik jedoch schon lang für sich entdeckt. Damit trifft das Orchester wohl den Nerv des Publikums, wovon die gefüllten Reihen kündeten. Jedoch ist auch feststellbar, daß sich zu den Matineen nicht das typische Konzertpublikum einfindet. So wirkten raschelndes Bonbonpapier sowie ungeübtes, da vorzeitiges Klatschen überaus störend auf den routinierten Konzertgenießer.
Frank Zacher nahms mit einem Lächeln. Er und die Musiker wußten, daß sie Qualität boten.
Die Eröffnung der romantischen Stunde erfolgte mit der beliebten Ouvertüre zur Weber Oper „Der Freischütz", die in der kommenden Spielzeit auf dem Theater-Programm stehen wird. Wirkungsvoll wußten die Hörner zu überzeugen, das volle Orchester stand dem in nichts nach. Gleich nach der Freischütz-Ouvertüre folgte die „Aufforderung zum Tanz", ebenfalls von Weber.
Der Höhepunkt der Matinee zeigte sich jedoch zweifellos bei Peter Tschaikowskis „Capriccio italien", wofür das Orchester stürmischen Applaus erntete. Wiederum glänzten die Hörner mit einer sehr präsenten Einleitung. Zwar wesentlich ruhiger, jedoch nicht weniger überzeugend gelang die Suite Nummer 2, „Peer Gynt", von Edward Grieg. Die bekannte Schauspielmusik des nordischen Komponisten verfehlte auch in Plauen ihre Wirkung nicht. Dem Klangkörper gelang eine sehr stimmungsvolle Interpretation des viersätzigen Werkes.
Den Abschluß der Matinee bildete das Tongedicht „Finlandia" von Jean Sibelius, der zweite Nordländer im Bunde.
Unter Zachers Leitung ließ das Orchester das von Sibelius angedachte Klanggemälde farbenfroh und kontrastreich aufleben. Von liedhaften Passagen über kraftvolle Hymnik bis hin zur Düsternis fand man im 1899 uraufgeführten, spätromantischen Werk einiges, was dem aufmerksamen Zuhörer durchaus die wechselvolle Geschichte Finnlands näher bringen konnte. .

 

 


GÜSTROW
Frisch und temperamentvoll
Neubrandenburger Philharmonie mit Berlioz und Strauss
Das 3. Philharmonische Konzert
bescherte dem Publikum ein Wiedersehen mit dem Dirigenten Frank Zacher. Solide und ausgewogen - so präsentierte sich die Neubrandenburger Philharmonie in ihren Interpretationen, an deren Beginn die Ouvertüre Römischer Karneval von Hector Berlioz stand. Die zwei Themen dieses Werkes wären auch ohne Einleitung durch das Programmheft durchaus zu erkennen gewesen, denn Berlioz konnte die Handlung kaum plastischer umsetzen. Beginnend mit dem Solo der Oboe damore entwickelte sich im Laufe der Handlung eine schillernde Karnevalsszenerie, der das Orchester erfrischend und temperamentvoll Leben einhauchte.
Diesem stimmungsvollen Auftakt folgte das Hornkonzert Nr. 1 Es-Dur op. 11 von Richard Strauss, das neben den Hornkonzerten von Wolfgang Amadeus Mozart zu den schönsten Kompositionen für dieses Instrument gilt. Der Solist des Abends, Bodo Werner, zeigte sich selbstbewusst und mit klarem Konzept, ihm gelang eine durchaus respektable Leistung, die neben der sehr guten Ansatztechnik geprägt war von einem weiten dynamischen Spektrum. Sein großer warmer Ton sorgte ebenso für Aufmerksamkeit wie seine instrumentale Virtuosität. So konnte Bodo Werner jeden Balanceakt vermeiden und in seiner Interpretation absolut überzeugen - Richard Strauss wäre zufrieden gewesen!
Zurück nach Italien führte der zweite Teil des Abends zu einem Werk von Giuseppe Martucci. Leider führen seine Kompositionen in Deutschland ein Schattendasein, weshalb es sich umso mehr lohnte, seiner 1. Sinfonie d-Moll op. 75 zu lauschen. Die Neubrandenburger Philharmonie hatte das richtige Händchen für dieses großflächige Werk. Frank Zacher als Herr der Partitur bewies das richtige Gespür für verschiedene Stimungen.
Kein Satz klang wie der andere - die orchestrale Spielkultur gestaltete sich vorbildlich und auch die Tiefenschärfe innerhalb des Orchesters ließ keine Gefälligkeit aufkommen. Hervorgehoben werden muss das Cellosolo im 2. Satz, das stellvertretend für die erfreulich homogen klingenden Streicher stand. Insgesamt wirkte das Orchester sehr flexibel, spielte schwungvoll und ließ über den Tellerrand des reinen Kompositionshandwerks hinausblicken. Yvette Kulling (Nordkurier, Neubrandenburg)
DAS ORCHESTER 2/0 14

 

 


Kulturspiegel
Dramatik umschmeichelt noch einmal Theaterluft
Letztes. Sinfoniekonzert vor Umbau mit Werken von Barber, Grieg und Hindemith
Von Friedrich Reichet
PLAUEN. Das vorerst letzte Sinfoniekonzert im Vogtland Theater Flauen mit dem Philharmonischen Orchester brachte am Gründonnerstag Bedeutendes der Musikgeschichte, ......Zum Auftakt als subtile Einstimmung erklang Samuel Barbers „Adagio für Streicher". Dieses kurze Stück, das eigentlich als langsamer Satz in einem mehrsätzigen Werk gedacht war, ist fast der Inbegriff amerikanischer Sinfonik. Es ist klar aus einem Gedanken heraus gearbeitet, überschaubar in Form und Stimmführung und einer packenden Intensität.
Dem Streicherensemble unter Frank Zachers Leitung gelang eine Wiedergabe, die mehr auf Stille als auf vollen satten Klang und auf Gelöstheit als erdrückende Expressivität bedacht war. Die Steigerung blieb verhalten, entwickelte sich mehr aus den inneren Strukturen als aus Lautstärke. Eine interessante Lesart in dieser verinnerlichten Haltung.....
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Hindemith: Überzeugend
Für den Komponisten Paul Hindemith war Grünewald in den Jahren vor dem Naziregime nicht nur ein interessanter Stoff aus dem Zeitgeist heraus, sondern sein musikalischer Stil- - strenger Satz und expressive Sprache - weisen auf ähnliche Haltungen hin. Neben altdeutschen Volksliedern findet die neue Ordnung einer linear geführten, ausdrucksstarken Melodik und der freitonal wirkenden Polyphonie ihren Platz bei den Gestaltungsmitteln zu einer Oper, die sich mit diesem Maler befaßt.
Dem voraus ging die Sinfonie „Mathis der Maler" - ein klingendes Triptychon zum Isenheimer Altar. Es entstand ein kontrastreiches, klanglich sowohl . in den Stimmen als auch zu den folgenden Teilen abgestuftes und dramatisches Klanggebilde. Dem lagen gutes Zusammenspiel in den einzelnen Orchestergruppen und ansprechende solistische Leistungen zugrunde. Zacher führte das Orchester sicher, baute geschlossene Bögen und schuf über die drei Sätze hinweg eine überzeugende Dramaturgie. Das - man könnte fast meinen -gänzlich auf Ostern zugeschnittene Programm fand eine sehr gute Aufnahme beim Publikum. Am Gründonnerstag gab es reichlich Beifall.

 

 


6.Plauener Sinfoniekonzert
Viel Format und großer Glanz
PLAUEN. - Dieses 6. Plauener Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchester war das vorläufig letzte im Großen Haus des Vogtland Theaters, das wegen des notwendigen Bühnenumbaus für längere Zeit geschlossen werden muß.......Das Programm versprach ein typisches Romantik-Konzert und zwei Werke der Musik unseres Jahrhunderts. Es begann mit dem berühmten „Adagio für Streicher" von Samuel Barber, einem der namhaften US-amerikanischen Komponisten, der mit diesem Stück in Europa bekannt wurde. Ursprünglich war es der langsame Satz eines Streichquartetts, der dann infolge seiner geschlossenen Wirkung für Streichorchester bearbeitet wurde. Sehr zurecht, das Stück hat Stil und einen eigenen Charakter. Die Wiedergabe mit dem Streicherkorps der Philharmoniker unter Frank Zacher konnte sich hören lassen, hatte Maß und Klangsinn....
Daß Edvard Grieg....... seines eigenen Klavierkonzerts nicht zu überhören.......
.......Solist des Konzerts war der aus Reichenbach stammende und in Plauen bekannte Dietmar Nawroth.
Sowohl bei ihm, wie auch beim Orchester vermißte man im ersten Satz den zündenden Funken. Es gab Intonationsprobleme, und alles klang etwas bieder. Im schönen Mittelsatz klappte die Zusammenarbeit schon besser. Aber erst im Finale kam der romantische Schwung des Werkes richtig zur Geltung, so daß alles ein gutes Ende nahm.

Die Verantwortung des Künstlers in der Gesellschaft war für Paul Hindemith ein Hauptthema seines musikalischen Schaffens,.....
Die Sinfonie „Mathis der Maler" ist gewissermaßen ein Extrakt der gleichnamigen Oper, die sich mit dem Schicksal des großen Malers Matthias Grünewald in der Zeit der Bauernkriege beschäftigt. .........
........Aus heutiger Sicht ist diese Sinfonie als der Höhepunkt im sinfonischen Werk Hindemiths anzusehen.
Die Titelwahl der drei Sätze geht auf Bildtafeln des Isenheimer Altars - dem Hauptwerk Grünewalds - zurück: Engelskonzert - Grablegung-Versuchung des heiligen Antonius. Der erste Satz enthält drei Engels-Themen, die zu bildhaften Eindrücken führen und am Schluß in ein regelrechtes Engelskonzert münden. Der langsame Mittelsatz ist eine Trauermusik, die von einer etwas herben Lyrik geprägt wird und in der die Holzbläser die Stimmung stark beeinflussen. Im machtvollen Finalsatz wird der Verzweiflungskampf einer menschlichen Seele geschildert. Dies geschieht mit einer aufwühlenden Dramatik und einer starken Gefühlskraft, wie sie bei Hindemith sonst kaum zu finden ist.
Mit dem strahlenden Allejulia-Chor der Blechbläser endet dieses höchst eindrucksvolle Musikwerk eines der größten deutschen Komponisten des 20. Jahrhunderts, das auch durch seine Instrumentierung fesselt. Außer dem vielfältigen Bläsereinsatz spielen die Bratschen eine gewichtige klangliche Rolle (Hindemith war ein erfahrener Bratscher), was nicht häufig zu finden ist. Es war wichtig und richtig, dieses Werk nach 54 Jahren in Plauen wieder einmal aufzuführen. Der Dirigent Frank Zacher fühlte sich gefordert und hat sich richtig in die Aufgabe „hineingekniet", hat die klanglichen Dimensionen des Werkes und seine geistigen Tiefen ausgelotet. So erhielt die Darstellung durch das Philharmonische Orchester interpretatorisches Format und Instrumentalen Glanz. Alle Instrumentengruppen haben dabei ihren starken Beitrag geleistet. Das Publikum war sehr aufgeschlossen und hat die eindrucksvolle Leistung mit viel Applaus gewürdigt.
Gerhard Piehler


 


Musical

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Musical statt Film: Manche mögens live
Komik vom Feinsten - „Sugar" mit Kinocharakter hat auf der Neustrelitzer Bühne Premiere

Von unserem Redaktionsmitglied Detlef Stapf (31.03.2003)

Neustrelitz. Wer das Musical „Sugar" inszeniert, muss sich an der Kino-Vorlage messen lassen. ..Manche mögens heiß" ist die Mutter aller Travestiekomödien, einer der lustigsten Filme überhaupt......
.......Frank Zacher und die Neubrandenburger Philharmonie treffen präzise den Sound, der die charlestonverrückte Zeit Anfang der Dreißiger stimmungsvoll pulsieren lässt. „Sugar" bekommt auf der Neustrelitzer eine durchaus originäre Qualität, die dem Publikum einen entspannenden Abend voller gelungenem Bühnenspaß beschert. Reichlich Beifall bestätigt die Erfahrung: Große Musicals brauchen keine große Bühne.

 

 


Musicalsrundblick (Juni 2000)

Plauen
Theater
SUGAR

Die Interims-Spielstätte des Vogtland-Theaters, die Festhalle Plauen, bot ihren Zuschauern zu dieser Premiere eine kleine Überraschung: acht kreisförmig angeordnete Satellitenbühnen und 282 Drehstühle in der Mitte. Regisseur Gunther-R. Eggert ließ die Vorstellung um den Zuschauer herum fortschreiten, und das bewegte Publikum folgte gern dem Spiel. Eine neue Herausforderung fürs Theater und ein tolles Konzept........
¦ Frank Zacher und das Philharmonische Orchester waren wie eine Bigband auf der ersten Bühne aufgebaut. Sie trafen die Musik Jule Stynes überwiegend ausgezeichnet, so dass sie dem Publikum mitunter buchstäblich in die Beine fuhr... J. Wesner


 


Slapstick statt Schauder
„Sweeney Todd" setzt in Neustrelitz auf schwarzen Humor

Von unserem Redaktionsmitglied Detlef Stapf (29.03.2004)

Neustrelitz . Ein wenig fühlt man sich in eine Musicalversion des Märchens von Hänsel und Gretel oder der Bilder Geschichte von Max und Moritz versetzt. In der Neustrelitzer Inszenierung von Stephen Sondheims musikalischem Thriller......
.....Auch musikalisch geht Frank Zacher mit seiner Neubrandenburger Philharmonie mit viel Frische den Sondheimschen Intentionen nach, wenn er die auf tonale Schlüssigkeit gegründete Harmonik im Gleichgewicht halt: Die Leichtigkeit bewegt den Humor, das Schrille das Gruseln.
Aber zum Schluss bleibt ein aufgegeiltes Melodiengeflecht das in Wittigs Handlungsfühlung keine Erlösung findet. Es gab anständigen Beifall eines vergnüglichen Abends wegen, aber ohne Amplitude.


 


Kultur

Montag, 3. Mai 1999
Begeisternde ausgeflippte Show
Vogtland Theater verlegte Premiere der „Rocky Horror Show" in Plauener Brauerei

Von Lutz Kirchner-
Glück gehabt; Kein Reiskorn ins Auge bekommen. Auch die Wasserpistolen suchten sich ihre Ziele anderswo. Und um ein Haar verfehlte die unvermeidlicherweise noch vollkommen aufgerollte Klopapier- rolle die rechte Schläfe......
Mit einer Lehrvorführung des showgerechten Time-Warp-Tanzens begann der Prolog auf dem Vorplatz unter freiem Himmel, und mit „Lets do the Time Warp again" endete das Spektakel in der liebevoll von Chefausstatter Klaus Weber zu einem intergalaktischen Sündenpfuhl umgestalteten Industriearchitektur.
.....Die Musiker, platziert in einem Käfig an der Seite, brachten unter Leitung des Ersten Kapellmeisters Frank Zacher das Kunststück fertig, sowohl. druckvollen Sound zu liefern und doch die Sänger nicht zu überdecken.
......Nach einer ganzen Reihe von Musicalinszenierungen verfügt das Vogtland Theater über beachtliches Know-how auf diesem Gebiet, das solchen Produktionen bereits von vornherein eine große Erfolgchance mit auf den Weg gibt.


 


Macho erzieht sich Emanze im Sprachlabor
Mecklenburgisches Landestheater Neustrelitz bringt Musical-Klassiker „My Fair Lady" auf die Bühne

Von unserem Mitarbeiter Peter Buske
Neustrelitz. „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen." Na also, klappt doch. Die erste Hürde auf dem Weg zur „May Fair Lady" hat Eliza, kodderschnäuziges Blumenmädchen und kratzbürstige Tochter des Müllkutschers Alfred P. Doolittle, in Frederick Loewes gleichnamigem Musical nach G. Bernhard Shaws „Pygmalion" gemeistert. ...
.......Schwungvoll tönt aus dem Orchestergraben, was Frank Zacher und die Neubrandenburger Philharmonie sehr metiererfahren aus der Loewe-Partitur herauslesen. Drive und Sentiment liegen dicht beieinander.
Es prickelt, wohin man hört.


 


"Ein abenteuerliches Dichterschicksal
Das Musical „Der Mann von la Mancha" in Plauen

Da reist Dale Wassermann, ein amerikanischer Autor, der schon zahlreiche Theaterstücke verfaßt hat, 1959 nach Madrid, um Cervantes Roman von Quixote" zu dramatisieren....
... All das ergibt eine bunte Mischung von grausamem Realismus und blühender Phantasie, die für ein neugieriges Publikum einen spannenden Abend erwarten läßt.
Das Musical verlangt allerdings von den Sängerdarstellern das Äußerste an vielseitigem Können.......
.........Und das Musikalische insgesamt? Es überzeugte überwiegend vom Orchester her. Nach den Vorschriften des Komponisten im Hintergrund der Bühne plaziert, konnte man, wenn es sichtbar war, beobachten, wie Frank Zacher die Mitglieder des Orchesters vom Theater der Stadt Plauen anfeuerte, jeden Einsatz präzise gab und den ganzen Text mitsprach, wiewohl das die Solisten nur über Monitor beobachten konnten. Doch ohne seine überlegene Gesamtleistung wäre wohl manches unbefriedigend ausgefallen. (E.Feuereißen)

Weg nach oben muß nicht Freiheit heißen
Premiere „Der Mann von La Mancha“ in Plauen

Von Dr. Karl-Heinz Löbner
Wie Ratten hausen sie im tiefgelegenen Kerker - Diebe, Mörder, Huren, Ausgestoßene, Unschuldige. Und nur eine kurze Zugbrücke stellt die Verbindung zur Außenwelt her. Doch der Weg nach oben muß nicht Freiheit heißen. Dort bestimmt die Inquisition über das weitere Schicksal der Gefangenen, denn der Schauplatz der Handlung ist Spanien um 1600.
„Der Mann von La Mancha" hatte am Wochenende am Theater der Stadt Plauen Premiere. Es ist ein ungewöhnliches Musical, denn es entspricht nicht dem herkömmlichen Klischee dieser Gattung mit leichter, seichter Handlung in Operettennähe mit Happy-End.....
.........In der Plauener Inszenierung von Peter Makswitat ist es überzeugend gelungen, die Verwobenheit von „realer" Handlung und „Spiel"-Szenen, von Theaterwirklichkeit und Träumen erlebbar zu machen.
... Die Bühne ist bis über den Orchestergraben vorgezogen, aus dem die unter unmenschlichen Bedingungen dahinvegetierenden Gefangenen wie aus naßkalten, verdreckten Löchern kriechen. Wer noch nicht verdorben war, verliert hier die letzte Würde des Menschseins.......
..........Hauptdarsteller waren Claus-Peter Schumann als Cervantes (Don Quichote), Martin Fuhrmann als sein Diener (Sancho Pansa) und Uta Hamann a. G. in der Rolle der Aldonza.
Überzeugend wirkten alle im Programmheft genannten Darsteller. Doch wer die Orchestermusiker der kleinen instrumentalen Besetzung waren, wird ini Programmheft verschwiegen. Vielleicht ist das ein Geheimtipp, denn unter der musikalischen Leitung von Frank Zacher wurde ausgezeichnet begleitet, klangvoll und stimmig, präzis und flexibel zugleich. Für den Dirigenten und die Sänger war das besonders schwierig, weil die Instrumentalisten auf dem hinteren Rand der Spielfläche Platz nehmen mußten, wodurch Hör- und Blickkontakte nur vermittelt erfolgen konnten. Mit dem Musical „Der Mann von La Mancha" hat das Plauener Theater ein attraktives, anspruchsvolles Angebot im Spielplan.


 


Lachtränen mit sozial- kritischem Hintersinn

Musical-Gala am Landestheater Neustrelitz

Von unserem Mitarbeiter Peter Buske ( Febr.2001)
Neustrelitz. „Ihr seid super, Ihr habt den Job“, tönt begeistert eine unsichtbare Stimme per Lautsprecher in den Zuschauerraum. Zuvor mussten sich die Primadonnen und Tenorstars sagen lassen, dass hier eine Musical-Audition stattfinde und kein Opernvorsingen. Aufruhr bei den Angereisten. Ob sie denn nicht was anderes drauf hätten als nur Klassikalisches? Sie haben. Und so entsteht aus der vorzüglich inszenierten „Not" eine vortreffliche Tugend: Sie singen für eine bevorstehende Musical-Gala vor. Eben diejenige, die dem Premierenpublikum am Sonnabend in Landestheater Neustrelitz die Lachtränen in die Augen treibt und die Hände fleißig rühren lässt.......
.....Dem Spielwitz und Tempo auf der Bühne entspricht die ungeheure Spiellust im Graben, wo das Preußische Kammerorchester Prenzlau unter Leitung des 1.Theaterkapellmeisters Frank Zacher einen verdammt guten Musicalsound produziert: rhythmisch präzise, süffig, sentimental und schmissig.
Ansehenswert, diese Musical-Gala!

 

 


„Kiss me Kate“-Premiere fast ein Ballettabend
Cole Porters Musical am Vogtland Theater Plauen

Von unserem Mitarbeiter Hannes Roch
nKiss me Kate**, das um die Welt gegangene Musical, ist nun in Plauen eingetroffen. Ein Stück für zwei Stars und eine Menge Ballett.............Die herausragendste Leistung der Inszenierung lieferte die Choreographin Ute Raab. Sie muß Schwerstarbeit vollbracht haben, nicht nur an und mit ihrer Truppe. Selbst die gewiß schwer zu bewegenden Herren Fuhrmann und Giering hatten ihre (Tanz(bär)nummer. Auch wenns mit dem Corps de ballet noch nicht ganz klappt und es einigen der jungen Damen noch an Standfestigkeit mangelt, so werden diese Schönheitsfehler von der Spielfreude, von der Frische des Ganzen vergessen gemacht. Der Höhepunkt: die Nummer „Es ist viel zu heiß.
Erfreulich diesmal das Philharmonische Orchester unter dem Dirigat Frank Zachers, das zur Überraschung sogar recht unphilharmonisch zu swingen imstande war. Die Akzente saßen,, wo sie hingehörten, und wenn das Orchester zu dominieren hatte; dominierte es auch.. Ohne aufdringlich zu werden.


 


DAS MUSICAL Aug/Sept. 1999 Heft 78

Plauen
Theater / Johanniskirche
JESUS CHRIST SUPERSTAR
Das vogtländische Plauen war am 3. Juli 1999 Ort einer heimlichen Weltpremiere: Jesus Christ Superstar wurde zum ersten mal szenisch in einer Kirche aufgeführt. Der Altarraum wurde mit einer Bühne überbaut, zum Spielen wurde der gesamte Kirchenraum mit Kanzel, Gangen und Empore genutzt - auf letzterer war auch das Orchester plaziert. Die weißen Wände und Säulen der Kirche bieten von sich aus schon Atmosphäre, doch Regisseur und Choreograph Günther R. Eggert steigerte dies noch durch seine Inszenierung. 90 Minuten eine unkapriziöse, gefangennehmende Ensembleleistung, die den Anforderungen an den ungewöhnlichen Spielort ausgezeichnet gerecht wurde. ¦ In dieser während des normalen Kirchenbetriebs fünfzehnmal ensuite gespielten Stadttheater-Produktion waren zahlreiche Gäste aufgeboten. Allen voran Jesus Hardy Lang, der mit ruhigem, konzentrierten Spiel und überragenden stimmlichen Höchstleistungen - eine klare, schwingende Stimme sowohl als hoher Tenor wie auch als Bariton - dem Stücktitel mehr als gerecht wurde. Judas Siruan Casey hielt stimmgewaltig dagegen und ist mit seinem temporeichen, präzisen körperlichen Einsatz kaum zu übertreffen. Die superrollenden Rs von Beatrice Fischer bleiben Geschmacks- bzw. Gewöhnungsfrage. In ihre Interpretation der Maria Magdalena legte sie jedenfalls viel Stimme. Andras Untermann als Pontius Pilatus und Willi Wiedl als nicht so lustig daherkommender Charleston-Herodes schaffen sich die nötige Distanz, um als Figur im Ensemble zu wirken und es facettenreich zu ergänzen. Die Leinenkostüme des Bühnenbildners Klaus Weber arbeiten mit hellen Tönen für die Jünger bis schwarz für die Priester. Maria strahlte im schlichten, langen, roten Kleid und Pontius Pilatus in schwarzer Lederhose und Weste. Herodes war ein eher schriller Farbtupfer mit Rüschenhemd. Da eine Kirche keine ansteigenden Sitzreihen bietet, waren die Sicht Verhältnisse leider teilweise auf die Köpfe der Sänger beschränkt. Kleine Podeste im Gang und eine schräge Bühne wären effektiver gewesen.
Bestens aufgehoben war die musikalische Leitung bei Frank Zacher, der mit dem Philharmonischen Orchester den Rock-Sound fein aufspürte und fulminant erklingen ließ. Dieses Jesus Christ Superstar-Erlebnis dürfte sehr schwer zu übertreffen sein.

 

 


„Evita" im Vogtland Theater: Fließende Übergänge
Die Heilige aus dem Hurenbett
Von Michael Thumser (12.05.98)

PLAUEN. - Ein eigenartiges Stück, diese Show. Im Graben zündet die von Frank Zacher geleitete Orchester-Kapelle mächtig auf, mal rockig fetzig, ebenso oft und sentimental; auf der Bühne ist alles Schwung und Tanz und Tableau, Solo-, Ensemble-, Chorgesang; als Revue schickt Regisseur Günther Eggert das Stück ins Rennen, mit packendem Tempo, bunt und wirbelnd...


 


Sehnen nach dem Traumgefährten
Bejubelte Musicalpremiere „Dracula" von Mathias C. Kosel am Vogtland Theater Plauen (13.06.95)
Von unserem Redaktionsmitglied Horst Philipp

Wanderer am Rand des Hochplateaus im rumänischen Bucegigebirge können die Gemäuer des Grafen Dracula, in denen er einst grausam geherrscht hat, besichtigen - wie er „die leut gespist hat. Und gepraten. Und mit den häubtern yn einen kessel gestoten. Und wie er die leut geschunden hat und zerhacken lassen ..." Der Brite Bram Stoker verpflanzte den Drachen von Transsylvanien vor rund 100 Jahren in einem Roman nach Old England, der Hamburger Mathias C. Kosel schrieb nach dem Stoff ein Musical, das nur kurz nach der Bamberger Uraufführung am Wochenende am Vogtland Theater Plauen Premiere hatte....
Regisseur Rainer Wenke inszeniert das Musical als großes Theater....
....Frank Zacher deutet mit dem Philharmonischen Orchester Plauens die Partitur gleichermaßen in Größe, entdeckt in der Musik Kosels das Schaurige ebenso wie das Dramatische, das Lyrische oder Sehnsuchtsvolle, Soli, beispielsweise von Oboe oder Cello, klangvoll heraushebend und dem Sound | der Zeit mit brio frönend.
Es webbert oder bernsteint mitunter; dennoch sind Kosels Klänge meist eigenständig, und vor allem bedienen sie das Theater wirkungsvoll, auch musikalische Formen wie Walzer oder Blues dort einsetzend, wo es der Szene optimal nutzt.
.......Das Premierenpublikum feierte das Ensemble mit Beifallsstürmen.


 


VOGTLAND-PANORAMA
Das Vogtland Theater Plauen eröffnet die 100. Spielzeit mit einem Herbstball
Charlie läßt die „Lichter der Großstadt" leuchten

Von Lutz Behrens
Die 100. Spielzeit mit einem Herbstball zu eröffnen, das war eine sehr gute Idee des Plauener Vogtland Theaters. Auch die Zutaten: ein Stummfilm von und mit Charlie Chaplin, dazu Musik vom Philharmonischen Orchester, Pantomime, ein nicht billiges und auch nicht nur kaltes Buffett, nochmals Stummfilm, diesmal mit Schlagzeug, und dann noch Tanz, paßten. Warum trotzdem die erwartete und erhoffte „rauschende Ballnacht" ausblieb, ist zu ergründen.


PLAUEN. - Die Kleiderordnung stimmte. Endlich konnten die Damen einmal wieder das lange Abendkleid anziehen. Bei den Herren dominierte der schwarze Anzug, oft gabs dazu eine Fliege......
Dazwischen quirlten vier, fünf Charlie Chaplins herum. Mit Menjou-Bärtchen, Melone, dem Markenzeichen Spazierstock und dem unvermeidlichen Watschelgang mit den großen Schuhen. Sie neckten die Ankommenden und blieben stumm.
Stumm wie der Film „Lichter der Großstadt" von 1930/31. "Aber was für ein Erlebnis! Dazu trug nicht nur die Musik bei. Gespielt wurde unter der Leitung Frank Zacher; von den Damen und Herren des Philharmonischen Orchesters nach den Kopien der Originalnoten. Perfekt war das, was hierbei geleistet wurde. Es paßte jeder Triller, und .schwelgende Geigen lockten am Schluß wohl so manche Träne ins Knopfloch. Der Film war eine Offenbarung. Die märchenhafte Story vom Landstreicher und dem blinden Blumenmädchen (das am Ende sehend wird und doch den heruntergekommenen Helden nimmt, die Geschichte vom Millionär als Selbstmörder, der immer dann menschlich wird, wenn er besoffen ist ) was vielleicht als Vorbild für Brechts Puntila diente;, all dies..........


 


Chaplin frisch wie ehedem
Plauen(lk). Mit Witz ,Charme und Herz kämpfte sich Charlie Chaplin am Freitag und Sonnabend durch die Widrigkeiten einer großen Stadt.
Mit dem frischrekonstruierten Streifen ;,City Lights „ eröffnete das Vogtland Theater den Herbstball und gleichzeitig die 100 Spielzeit des Hauses .
Das Philharmonische Orchester unter Leitung des Ersten Kapellmeisters Frank Zacher begleitete den Stummfilm auf sensible und ausgesprochen wirkungsvolle Weise. Das Theater hatte zuvor die Originalpartitur aus Paris kommen und entsprechend bearbeiten lassen.

Tramp im Getriebe der großen Stadt

Vogtland Theater eröffnet 100. Spielzeit mit Charlie Chaplins Stummfilm ,;City Lights" -Philharmoniker begleiten

Von unserem Redaktionsmitglied Lutz Kirchner .. <
PLAUEN; Hoch her gings offenbar bei den Parties der goldenen 20er Jahre in den Metropolen der Neuen Welt. Der Schampus floß in Strömen. Die am und nach dem Krieg reich gewordenen Newcomer stopften rein, was nur hineinging und /hüpften; sich danach vor Freude über soviel Glück die Seele aus dem –Leib :,Beim Filmball am Freitag und Sonnabend zur Eröffnung der 100. Spielzeit des Vogtland Theaters blieb alles viel geruhsamer....
...........Nach dem anrührenden Happy-end des Stummfilms „City Lights" mit Charlie Chaplin und erstklassiger musikalischer Begleitung durch das Philharmonische Orchester schlenderten die Premierengäste brav und züchtig zum kalten Büfett..........Was Filmmusik überhaupt ausrichten kann, das machte zuvor das Theaterorchester unter Leitung des Ersten Kapellmeisters Frank Zacher klar. Der Klangkörper spielte, nach der Originalpartitur aus den 30er Jahren. Szene für Szene, ja jeder Augenblick, jede Gefühlsregung, die aus der großartigen Mimik Chaplins, sprach, fand.ihre Entsprechung und Höhung in der Musik......


 


Freie Presse 27.02.95

Kultur
Vertrieben von der Lebensbühne
Das Musical „Anatevka" unter der Regie von Rainer Wenke am Vogtland-Theater Plauen

Von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Löbner
Der Familienvater und Milchmann Tevje singt von seinem Wunsch: „Wenn ich einmal reich war..." Zwar ist es keine Schande, arm zu sein, aber eine besondere Ehre ist es auch nicht. Doch Tevjes Sorgen um den täglichen Lebensunterhalt werden in dem Musical „Anatevka" („Der Fiedler auf dem Dach") in der Vertonung von Jerry Bock bald von viel tiefgreifenderen Problemen überlagert.
Einen langen Theaterabend erlebte das Premierenpublikum am Vogtland-Theater Plauen am vergangenen Samstag, doch in der fesselnden Inszenierung des Gastregisseurs Rainer Wenke vergaß man die Zeit. Das lag zunächst an der sehr genauen Personencharakterisierung der einzelnen Bühnenfiguren und an der treffsicheren Wiedergabe der Dialoge....
......Das Bühnengeschehen lebte zugleich von der hervorragenden handlungsbezogenen instrumentalen
Mitgestaltung durch das Philharmonische Orchester des Vogtland-Theaters unter der umsichtigen, flexiblen Leitung von Frank Zacher. Der 1.Konzertmeister George Nojogan war als feinsinnig musizierender „Fiedler auf
dem Dach" ins Bühnenspiel integriert.......


 


„West Side Story" hat in Zwickau Premiere (Okt.2000)
Harmonie gegen Tristesse
ZWICKAU. - Als man Leonard Bernstein, dessen zehnten Todestag wir am 14. Oktober gedachten, wenige Tage vor der Uraufführung nach den Erfolgsaussichten seines Musicals „ West Side Story" fragte, äußerte der sich eher skeptisch.....
......das Gebotene insgesamt kam beim Publikum sehr gut an. Der herzliche Beifall während des laufenden Spiels und am Schluss bewies es.
Besonders erwähnenswert jedoch ist das Philharmonische Orchester Plauen-Zwickau unter Frank Zacher, das sich in allen Phasen der Handlung exzellent anpasste. Olaf Meyer

 


Oper

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Neustrelitz
Liebenswerter Theaterspaß

Neustrelitzer „Wildschütze-Premiere von Bravo-Rufen überschüttet

„So munter und fröhlich wie heute", wovon der Chor der Landleute „beim Tanze, beim Weine" singt, hat man das Ensemble des Landestheaters Neustrelitz schon lange nicht mehr erlebt. Vergnüglich breitet es Albert Lortzings Der Wildschütz als eine liebenswürdige und unterhaltsame Spieloper aus. Fast auf den Tag genau zum 100. Geburtstag des Komponisten ... tollt sie voller Witz, Lust und heitrer Laune, aber nicht überdreht (Regie: Wolfgang Ansel) über die lichthelle, von duftiger Farbigkeit erfüllte und sparsam ausstaffierte Bühne (Ausstattung: Peter Heilein). Der einfallsreiche Theaterspaß ... wird bei der Premiere ... verdientermaßen mit Bravorufen gefeiert.
Was Lortzing unbekümmert, gemütvoll und herzerwärmend vor sich hin singt, findet seine Entsprechung in einer überzeugenden Leistung aller Beteiligten. Die lassen beim Singen und Agieren keinerlei biedermeierliche Betulichkeit aufkommen, sondern schütteln fast pausenlos Leichtigkeit und Lebendigkeit aus den musiktheatralischen Ärmeln. Fantastisch!
Mit leichter Regiehand und ironischen Brüchen seziert Wolfgang Ansei kleinbürgerliche Moralvorstellungen der liebevoll gezeichneten Personen, ohne sie jedoch zu denunzieren oder der Lächerlichkeit preiszugeben. ...
.......Dem Spaß am Bühnengeschehen, wozu noch der vortrefflich singende und differenziert agierende Chor (Einstudierung: Gotthard Franke) gehört, entspricht der Spaß am Musizieren. Zusammen mit der Neubrandenburger Philharmonie erfühlt und erfüllt Frank Zacher den gemütvollen Geist der Musik ausgezeichnet. Ohne je dick aufzutragen, gehen sie flink, dezent, feinsinnig, sehr warm getönt, elegant und differenziert zu Werke... Daran hätte Lortzing sicherlich seine helle Freude gehabt.
Peter Buske (Nordkurier, Neubrandenburg /DAS ORCHESTER 3/ 02 )


 


„Was klagt ihr?"
ZWICKAU. – 08.06.95
Von allen erfolgreichen Opern Verdis ist „Nabucco" wohl die erfolgreichste. Und erfolgreich war die Premiere der Oper am Freitag Abend im Zwickauer Gewandhaus. In einem Gastspiel des Vogtland Theaters Plauen begeisterten Solisten, Chöre und Orchester im nahezu ausverkauften Haus.....
....Bereits in der Ouvertüre wird das stolze Bekenntnis eines Volkes, das man zwar unterwerfen, dessen Rückgrad man aber nicht brechen konnte, hymnenartig deutlich........
Unter dem Dirigat von Frank Zacher spielte das Philharmonische Orchester des Vogtland Theater Plauen sehr präzise und mit bemerkenswerter Anpassungsfähigkeit an Solisten und Chöre. Die stimmlichen wie schauspielerischen Leistungen der Solisten wie der Chöre waren beeindruckend. .........Insgesamt war die Aufführung des „Nabucco" ein beeindruckendes Opernerlebnis für das Zwickauer Publikum. 0. M.


 


Turandot-Premiere in Zwickau
Vogtland Theater stürmisch gefeiert
ZWICKAU/PLAUEN. – (31.05.99)
Es ist das uralte Spiel von Liebe und Haß, das Puccini in seiner letzten, sehr populären Oper „Turandot" nach einer Dichtung von........ Die Oper blieb unvollendet, den Schluß schrieb nach Puccinis Tod 1924 der italienische Komponist Franco Alfano nach überlieferten Skizzen. Die glanzvolle Uraufführung der weltweit sehr viel gespielten Oper erfolgte am 25. April 1926 unter Stabführung von Arturo Toscanini in Mailand. Die letzte Plauener Premiere der Oper war am 17. Oktober 1998.
Prinz Kalaf (Jürgen Müller), Sohn des im Exil lebenden blinden Tatarenkönigs Timur (Andreas Lettowsky) will die Prüfung wagen und schlägt alle Warnungen seines Vaters und dessen treuer Sklavin Liu (Judith Schubert), des Kaisers Altoum (Kammersänger Joachim Giering), der alters- und amtsmüde den blutigen Eskapaden seiner Tochter zusieht, den Bonzen Ping (Claus-Peter Schumann), Pang (Michael Simmen) und Pong (Kryszof Jakubowski) in den Wind. Zum Entsetzen Turandots (Angela Rossetti) löst er die Rätsel und sie müßte nun Kalaf zum Mann nehmen. Der gibt ihr nun selbst ein Rätsel auf. Wenn sie bis zum nächsten Morgen seinen Namen erraten kann, will er sterben. Turandot versucht alles, um den Namen zu erfahren und läßt selbst die treue Liu foltern, die sich lieber selbst tötet, als den Namen des geliebten Mannes preiszugeben. Kalaf bezwingt die Prinzessin mit Gewalt und demütigt sie, dann verrät er ihr selbst seinen Namen. Doch nun verzichtet sieauf ihren Sieg, Kalaf ist der neue Kaiser von China.
Die Inszenierung des Vogtland Theater Plauen bestach musikalisch wie auch schauspielerisch.
Hervorragende Stimmen, hier sollen insbesondere Angela Rossetti, Sopran, als katlherzige, herrische, unpersönliche Prinzessin, Jürgen Müller, Tenor, der den Prinzen Kalaf sehr männlich, selbstbewußt verkörperte, Andreas Lettkowsky, Baßbariton, der trotz seiner schweren Krankheit fürstliche Würde bewahrte, und Judith Schubert,
Sopran, die besonders durch ihre weiche, liebevolle Fraulichkeit bezauberte, namentlich genannt werden.
Eine beeindruckende Leistung bot auch das Philharmonische Orchester des Vogtland Theater Plauen unter Leitung von Frank Zacher durch eine sehr gute, sichere und in allen Phasen der Handlung angepaßte Begleitung.
Besondere Erwähnung verdienen jedoch auch Opernchor, die Singakademie Plauen und der Kinderchor, Einstudierung Eckehard Rösler, die durch musikalische Güte ebenso bestachen wie durch die außerordentliche Präzision ihres Spiels. ...
........In der Regie von Matthias Pohl und der Dramaturgie von Uwe Fischer wurde die Zwickauer Premiere ein großartiger Erfolg, der vom begeisterten Publikum mit fast achtminütigem Applaus gefeiert wurde. Olaf Meyer


 


Nuancenreich und bunt
Opulent: Giacomo Puccinis »Turandot« in der Aschaffenburger Stadthalle
(24.02.2002)
Giacomo Puccinis letztes Opernwerk »Turandot« fand in der Aschaffenburger Stadthalle eine glanzvolle Aufführung durch das Vogtland-Theater Plauen, das mittlerweile zu den Theater-musikalischen »Stammgästen« in unserer Stadt gehört und stets wertbeständige und hervorragende Leistungen vollbracht hat. Nicht anders war es bei dieser Aufführung der »Turandot«, die in der Tat ein glanzvolles Theater-Ereignis war und am Schluss begeistert mit Bravorufen umjubelt wurde.
Dies lag wohl in erster Linie an der ungeheuren Dichte, gemischt mit Dramatik, Realität und Schärfe,....... Szenisches Spiel und musikalische Gestaltung gingen dabei vollgültig Hand in Hand, so dass es keinerlei Bruch im Verlauf des Bühnengeschehens gab.
Hauptträger dieses spannungsreichen Miteinander waren das Philharmonische Orchester des Vogtland-Theaters und der stark besetzte Chor (Opernchor, Singakademie Plauen, Kinderchor) unter der strikten Leitung von Frank Zacher, der sehr engagiert dirigierte und für nahtlosen Zusammenhang zwischen Bühne und Orchester sorgte. In puncto Lautstärke tat er sich allerdings keinerlei Zwang an, was letztlich zu Lasten der Textverständlichkeit bei Sängern und Chor ging. Aber, was sollte er anders machen angesichts der opulenten Orchesterbesetzung, die Puccini gerade bei diesem Werk verlangt, und den damit eng verbundenen dramatisch-drastischen dynamischen Entladungen, die Puccini in seiner Partitur fordert, um spezielle Ausdrucksmerkmale und besondere Stimmungsmomente bildhaft zu illustrieren?.... Ungeheuer feinsinnig zeichnet die Musik jede Gefühlsregung von tiefster Verinnerlichung bis hin zu ekstatischen Ausbrüchen nach, wobei die gesamte Palette orchestraler Klangfarben, einschließlich eigener instrumental-solistischer Effekte (rauschende Harfen-Glissandi, oktayierte Einstimmigkeit bei den Holzbläsern, gestopfte Trompeten, wuchtige Schläge der großen Trommel), angewandt wird.........
.......Als letzter weltweit gefeierter italienischer Opernkomponist greift Puccini hier kompositionstechnische Errungenschaften der Jahrhundertwende auf, setzt sie aber stets in dramaturgischer Absicht zu charakterisierenden Zwecken ein, wobei er sich als Meister nuancenreicher Instrumentierung erweist. Alles dies kam bei der fulminanten Wiedergabe der »Turandot« durch das Vogtland-Theater klangmächtig und farbig zum Vorschein. .......


 


Dramatische Leidenschaften

Von unserem Mitarbeiter Dr. Karl-Heinz Löbner
Flucht eines politischen Gefangenen, Folter und Mord, verbunden mit Liebe, Eifersucht und Erpressung. Damit ist die Handlung der Oper „Tosca" von Giacomo Puccini umrissen,.......
Puccini sagte zur Textvorlage, für die sich selbst noch der greise Verdi interessierte: „In dieser Tosca sehe ich die Oper, die mir auf den Leib geschrieben ist und Gelegenheit für eine Fülle von Musik bietet". Nicht nur Belcanto und außergewöhnliche Harmonik machen die Qualität der Musik Puccinis aus, sondern zugleich die düsteren Klangfarben und hochdramatischen Konturen.
In der jüngsten Premiere der „Tosca" am Theater der Stadt Plauen setzten musikalische und szenische Wiedergabe auf die hochdramatischen, von Leidenschaften geprägten Wirkungen dieses Bühnenwerks. Dirigent Frank Zacher, Regisseur Wolfgang Ansei und Ausstattungsleiter Dietrich Kelterer verwirklichten das gleiche Grundkonzept.
Am Dirigentenpult sorgte Frank Zacher für eine spannungsvolle, klar umrissene musikalische Dramatik ohne Verzicht auf die lyrischen Weiten der Partitur, wobei sich das Plauener Theaterorchester bemerkenswert klangvoll und kultiviert hören lies...... (1994 ?)

Subtiles Kammerspiel im Betonbunker
Enthusiastisch gefeierte „Tosca"-Premiere am Landestheater Mecklenburg Neustrelitz

Von unserem Mitarbeiter Peter Buske (28.01.2002)
Neustrelitz. Das Rätselraten beginnt, noch ehe die grellen Akkordblöcke mit dem Scarpia-Motiv den Beginn von Puccinis deutsch gesungenem Opernkrimi ..Tosca"" im Landestheater Neustrelitz ankündigen. Auf dem Vorhang ....
..... scheint die Regie und das lang anhaltend stürmisch applaudierende Publikum nicht zu kümmern.
Letzteres delektiert sich an den Leistungen der Sänger, die in der stilisierten, atmosphärisch kalten, aus grauen Betonquadern bestehenden Bunkerszenerie (Pascale Arndtz) versuchen, trotz konventioneller Arrangements bis hin zum Rampensingen, ihr Bestes zu geben. Allen voran die in Neustrelitz bestens bekannte Fabienne Jost in der Titelrolle, deren divenhafter Auftritt (ganz in Weiß) und fortan bühnenbeherrschende Erscheinung allen Bravojubel verdient. Anfangs in ihrer Eifersucht noch etwas zurückhaltend, steigert sie sich zunehmend in den lyrischen Liebesrausch ......
.....Den im Dinnerjackett zu seiner Auftragsarbeit in der Kirche erscheinenden. Freiheit und Tosca liebenden, schließlich von Mussolini-Schergen durch Genickschuss hingerichteten Maler Cavaradossi singt Juilus Ursino mit heller und offener, jedoch des lyrischen Schmelzes entbehrenden Tenorstimme.....
Gewinn an Transparenz
Musikalische Unterstützung erhalten sie durch die Neubrandenburger Philharmonie unter Leitung von Frank Zacher, der das knallige Musikdrama dynamisch auf ein subtiles , zuweilen sehr breit musiziertes Kammerspiel zurückfährt
Dem Gewinn an Feinheiten, Transparenz und Klarheit steht allerdings der Verlust an dramatischer Wucht, Schärfe der Akzent und knackigen Orchesterfarben gegenüber. Packend jedoch das kraftvolle coram publico angestimmte ..Te Deum.......


 


Aschaffenburg
Spannungsreiche, doppelgesichtige Oper
Vogtland Theater Plauen brillierte mit Strawinskys „The Rakes Progress"
Wieder einmal brachte das Vogtland Theater Plauen ... eine Opern-Aufführung voller Eindruckskraft auf die Bühne der Aschaffenburger Stadthalle. Es war nicht unbedingt ein Reißer des gängigen Repertoires, der hier geboten wurde, sondern ein heutzutage etwas abseits liegender Opern-Sonderling in Gestalt der Oper The Rakes Progress von Igor Strawinsky...
Strawinsky hat in dieser Oper eine Musik geschaffen, die (ganz wie die Handlung) ein doppeltes Gesicht zeigt......
...... Dieses kompliziert in die Theaterpraxis umzusetzende Stück verlangt von der Regie eine gehörige Portion an Einfallsreichtum und von den Akteuren ein Höchstmaß stimmlicher wie körperlicher Anstrengung, weil angesichts der laufend wechselnden Handlung ... auf der Bühne selbst fortwährend Bewegung herrscht, die nicht selten sportliche Ausmaße annimmt. Eingeschlossen in die Turbulenz des Geschehens, kommt vor allem dem Chor besondere Bedeutung zu, weil er nicht nur sauber zu singen hat, was bei dem hierbei geforderten Part gar nicht so einfach ist, sondern überzeugend natürlich im schauspielerischen Bereich zu agieren hat. Diese vielseitige Aufgabe wurde denn auch von den Damen und Herren des Extrachors und Opernchors tadellosgelöst...
... wurde die blitzgescheite Regie von Wolfgang Ansei deutlich, die sich natürlich auch auf die Personenführung übertrug. Es gab nirgendwo einen Stillstand, jederzeit wurde die Bühne mit Bewegung und Ausdruck der jeweiligen Stimmung analog zur Handlung belebt. Den einzeln wirkenden Akteuren wurden dabei keinerlei Fesseln angelegt, sie sollten und konnten sich frei und gelöst ganz dem Ausdruck ihrer Rollen hingeben, was insgesamt für eine durchgehende Spannung und enorm verdichtete Intensität in Gesang und Schauspiel sorgte.
Judith Schubert (Ann), Jürgen Müller (Tom Rakewell), Hans-Georg Priese (NickShadow) und Claudia Tuch (Türkenbaba) bildeten das die gesamte Oper tragende Solisten-Ensemble, das unter nahezu grenzenlosem Einsatz die ihm übertragenen Parts mit echtem Leben erfüllte. ... Abgesehen von der Schwierigkeit, den Text verständlich über die Rampe zu bringen (Ausnahme waren hier die Rezitative), musizierte das Ensemble glänzend aufeinander abgestimmt, strömend in der Stimmführung und stets ebenmäßig im Klang. Es war einfach schön, ihm zuzuhören...
Einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen dieser Aufführung leistete das Philharmonische Orchester des Vogtland Theaters, das hierbei weitgehend kammermusikalisch-durchsichtig zu musizieren hatte. Oft bestand der Orchesterpart nur in paarweise solistisch angelegten Einsätzen der Bläser, wobei die Hölzer (Flöten, Oboen, Fagotte) ebenso delikat und kultiviert bliesen wie die sauber intonierenden Hörner, was bisweilen extreme Anforderungen an die Musiker stellte, die jedoch ohne Mühe gemeinsam mit den im Klang üppigen, dennoch dezent mitgehenden Streichern bewältigt wurden. Am Pult wirkte Franz Zacher, der kapellmeisterlich jederzeit Herr der Lage war, für dynamischen Ausgleich sorgte und trotz lebhaften Trubels die rhythmisch diffizile, raffiniert verfeinerte Musik Strawinskys unter Kontrolle hatte. Nimmt man zu dem musikalischen Ablauf und der klugen Regie das glänzend auf die Handlungsabschnitte eingestimmte Bühnenbild einschließlich der partiellen Beleuchtungs-Effekte hinzu, kann man dem Vogtland Theater Plauen zu dieser gelungenen Opern-Aufführung nur gratulieren.
(cm Das Orchester 7-8 ´97)

 

 


Jedermann - Gefangener seiner selbst
Zwiespältige Premiere von Igor Strawinsky Oper „The Rakes Progress" am Vogtland Theater Plauen (18.02.97 )
Von unserem Redaktionsmitglied Horst Philipp
Ein Haus mit winzigem Gärtchen, einem kleinen Hof gleich einer Terrasse, eingegrenzt von einem quer über die Bühne reichenden Zaun - das ist die Welt von Vater Trulove und Ann, seiner Tochter zu Beginn der Aufführung von Igor Strawinskys Oper „The Rakes Progress" am Vogtland Theater Plauen zur sonntäglichen Premiere. Wenn dann von Tom Rakewell auch noch gefordert wird, eine wie zu erwarten eintönige Beschäftigung anzunehmen, um Ann als Frau zu bekommen, kann der nur den Kopf schütteln.
Tom Rakewell, ein Jedermann, verschreibt sich der Gunst von Frau Fortuna. Er meint, ihr Füllhorn sei für ihn da. Von dem Moment an ist er in der Inszenierung von Wolfgang Ansei in der Ausstattung von Gerhard Ziegler der Gefangene seiner selbst. Er folgt dem Glück verheißenden Nick Shadow, der nichts anderes als der Teufel ist und zugleich das Gestalt gewordene Alter ego von Tom. Der Rakewell Jürgen Müllers tangiert Gestalten wie Faust oder Peer .......er läßt sich führen und wird verführt.
Der unaufhaltsame Abstieg der Persönlichkeit folgt auf dem Fuße. Hans-Georg Priese braucht als Nick Shadow keine Insignien des Teufels, er spielt ihn über die verschiedenen Haltungen, eifrig, überlegen, dienend, aber zugleich auch herrschend und hat doch seine Freude dran - am Jedermann, der sich fast immer wie Wachs von ihm kneten läßt. Beide erweisen sich auch als stimmkräftig, Müller oftmals mit einem Crescendo in die hohen Töne gleitend, Priese in klanglicher Direktheit, beide aber im Wechsel von lyrischen und dramatischen Farben.
Dadurch kann Frank Zacher dem Philharmonischen Orchester auch oftmals Gelegenheit zum mächtigen Forte geben, ohne daß die Sänger beeinträchtigt würden oder Transparenz verloren ginge. Zacher läßt spannungsreich und nuanciert musizieren und auch die solistischen Passgen klangvoll ertönen. ..... .........Das Publikum im nicht ausverkauften Vogtland Theater nahm die Premiere mit lang anhaltendem Beifall und vielen Bravi auf.


 


Dienstag, 2. November 1993
Gewürzt mit Schalk und einer Prise Ironie
Opernpremiere mit „Martha" am Plauener Theater
Von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Löbner

Von Musik- und Theaterwissenschaftlern gescholten, jedoch von Opernliebhabern wegen der eingängigen populären Melodien immer wieder gewünscht...... Aber nur „Martha" hat seit dem Erfolg der Uraufführung 1847 in Wien die Zeiten überdauert, obgleich sie inzwischen schon ein bißchen in die Jahre gekommen ist. Doch davon spürte man nichts zur jüngsten Premiere am Vogtland Theater Plauen. Die begeisterte Zustimmung des Publikums galt der niveauvollen Einstudierung, einer handwerklich gekonnten Inszenierung und einer soliden musikalischen Wiedergabe.
Gastregisseur Rainer Wenke setzte das Werk mit einigen dramaturgisch sinnvollen Straffungen in Szene. Die diesem Opernsujet eigenen Sentimentalitäten, die Tendenz zu Pseudoromantik und Kitsch wurden durch eine phantasievolle Szenerie kongruent zur Musik überspielt, gewürzt mit einer Portion Schalk und einer Prise Ironie. Zu den besten Regieeinfällen gehört eine kurze szenische Andeutung während der Ouvertüre......
.......In Reiner Wenkes Inszenierung herrschte eine lockere, lustbetonte Spiellaune vor, wodurch die Gesangssolisten zu ungezwungenen, gelösten Darbietungen inspiriert wurden. Die Solistenbesetzung war aller Ehren wert. Glockig, kristallklar war der Sopran von Bärbel Kubicek als Lady alias Martha - nicht nur in der kunstvollen Schlichtheit der „Letzten Rose". Sympathisch und wohltimbriert die Nancy der Kristiina Matti. Pawel Antkowiak bot einen lyrisch schönen, absolut zuverlässigen und differenziert
eingesetzten Tenor für die Partie des Lyonel auf.
Und Andreas Mitschke war ein stimmlich makelloser, gut nuancierender, trefflicher Plumkett. DieSolistenquartette der Hauptdarsteller erklangen in selten zu hörender homogener Schönheit.
Der Chor hat in Friedrich von Flotows. „Martha" große Aufgaben, die vom Opernchor des Vogtland Theaters und Mitgliedern der Singakademie Plauen glänzend bewältigt wurden (Einstudierung Eckehard Rösler).
Nicht zuletzt verdient die musikalische Leitung von Frank Zacher lobende Anerkennung. Sehr präzis führte er Szene und Orchestergraben zusammen, ließ nie die Sänger vom gut disponierten Philharmonischen Orchester des Vogtland Theaters übertönen, das einen wohlklingenden Beitrag zum guten Gesamteindruck der Premiere leistete.


 


Puccini, ein wenig geschrumpft
„La Boheme" hat im Vogtland Theater Plauen Premiere

Von unserem Mitarbeiter Hannes Roch

Puccinis meisterliche Oper nun am Vogtland Theater Plauen. Und man ist, nachdem man sie gesehen hat, zwiegeteilt. Zum einen: Allein, dieses Werk auf die Bühne zu bringen, ist schon verdienstlich, und gar so schlecht, wie sie Konwitschny -Verehrer machen werden, ist die Inszenierung nicht. Zum anderen: Die sängerische Herausforderung ist groß, an ihr wächst das gesamte Ensemble, vorausgesetzt, der einzelne ist zum Wachsen bereit und imstande, es hat jeder seine Grenzen. „La Boheme", eine Geschichte, die sich der Aktualisierung entzieht, die im Paris einer vergangenen Epoche spielt.
Die Boheme, mit der wir es zu tun haben, wird durch ein Männerquartett repräsentiert....
....Die Inszenierung Wolfgang Ansels vermeidet gottlob alle Sentimentalität, die so gefährlich nahe liegt......
....Puccini fordert seine Sänger, und er setzt voraus, daß sie seine Ariern mühelos beherrschen, ja, er verlangt selbst das gefürchtete hohe C. und das nicht nur geradeso. In sängerischer Hinsicht am souveränster war Isabell Ma-Zach als Musette Sie gab ihrer Figur auch das nötige Temperament, und sie zeigte Gefühl dort, wo es ihr angebracht schien. Mimi tat sich da, schon partiebedingt, schwerer. Das Herrenquartett kontrastierte vom Äußeren her recht gut, und jeder formte soweit Partie und Vermögen es zuließen, seine Figur, doch beim Singen zeigten sich deutlich Grenzer und Unterschiede, vor allem, wenn es in die Höhe ging. Ullrich Behnke zeigte sich dem noch am ehesten gewachsen...
...Uneingeschränktes Kompliment dem philharmonischen Orchester und seinem Dirigenten Frank Zacher. So hört man Puccini nicht immer. An den kraft vollen Stellen gab man dem Meister, was des Meisters ist, auch wenn die Sänger alle Mühe hatten durch- und mitzukommen, und an den lyrischen Passagen war das Orchester ganz zart.


 


Kurier-Kultur
Mit Schwung und Innigkeit
„Der Freischütz" aus Plauen in der Stadthalle (Nordbayerischer Kurier 02.03.99)

BAYREUTH Von Frank Ptontok

„Oh, es ist unsäglich, was uns Weber genützt hat. Und es wird so wenig anerkannt" Richard Wagner hatte, als er Cosima diesen Satz in ihre Tagebücher hineindiktierte, wie so oft recht. Weber, dieser einzigartige Mensch und Musiker .........
.......Aber seien wir froh, daß wenigstens «Der Freischütz" seinen festen Repertoireplatz hat Auch das Vogtlandtheater Plauen hat ihn im Programm, nun gastierte es mit der Produktion in der ausverkauften Stadthalle,........
Interessanter wird es natürlich auch dort, wo es um das Eigentliche, die Musik, geht.
Frank Zacher und das Philharmonische Orchester des Vogtland-Theaters interpretieren Webers subtile Partitur mit Schwung und dem rechten Maß an Innigkeit ,wer nur eines davon vermissen läßt, ist mit dieser Musik aufgeschmissen, die ernst genommen werden muß. Agathes erste Arie, jenes legendäre „Leise, leise", wird - dies zum Exempel - nicht sentimentalisch verschleppt, auch vom Orchester ganz wunderbar intoniert. Enorme Probleme gibt es, das konnte am Abend jeder Schüler hören, leider, leider bei den Hörnern, und diesmal kann nicht die Entschuldigung gelten, daß das Hörn doch ein sehr problematisches Instrument ist. .....
.........Auch Martin Fuhrmann, der dem Erbförster Cuno die recht sichere Stimme verleiht, muß innerhalb des sehr einheitlichen Ensembles - den guten Chor nicht zu vergessen - erwähnt werden. Wenn diese Leistungen beispielhaft für das Provinztheater stehen, so wird der Begriff der „Provinz" dankenswerterweise seines Unsinns beraubt.

Ein Abend, der den Grünröcken gehört
„Der Freischütz" von Carl Maria von Weber gilt als die deutsche Oper schlechthin - Mehrfacher Szenenapplaus für Vogtland Theater Plauen
Von Volker Müller

REICHENBACH. In fernen Ländern wie Japan oder Australien gilt der „Freischütz" von Carl Maria von Weber als die deutsche Oper schlechthin, ja, nicht selten sogar als anschauliche Verkörperung unseres Nationalcharakters. Die gut besuchte Aufführung des Stücks am Samstag im Neuberinhaus, ein Gastspiel des Vogtland Theaters Plauen, war bestens geeignet, Wohl und Wehe einer solchen Einschätzung deutlich werden zu lassen......
Strahlende Chöre, innige Arien
Am Ende, nachdem Fürst Ottokar Gnade vor Recht ergehen läßt und das Liebesglück und der berufliche Aufstieg von Max nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben werden, sind wir dann ein großer Gesangsverein, ein Jubelchor, der den Posaunen von Jericho nicht allzuweit nachsteht......
.......Mit Ausnahme der liebevoll verulkten Jungfernkranzszene nimmt . die Plauener Inszenierung von Michael, Apel die romantische Nationaloper ernst und scheut auch beim gruseligen Bühnenbild der Wolfsschluchtszene (Klaus Weber) keine Mittel und Wege, Märchen und Sagenhaftes wirkungsvoll in Szene zu setzen.
Gesang in idealer Ergänzung
Gesungen wird durchweg gut, wobei Judith Schubert als Agathe, die die leisen Töne nach Belieben beherrscht, und Andrea Moon als Ännchen mit ihrem strahlendem Sopran sich ideal ergänzen. Der junge Bariton Andreas Lettowsky als Kaspar ist überragend, wenn es auf der Bühne um Tod und Leben geht, während Volker Hörn als Max ansehnliche tenorale Kraft besitzt, leider aber darstellerisch zu blaß bleibt.
Der kräftige Chor weiß sich im Laufe des Abends in allen Belangen ausdrucksvoll zu steigern - mit Ausnahme der Textverständlichkeit.
Das Orchester unter dem musikalischen Leiter Frank Zacher glänzt insbesondere durch inspiriert musizierende Holzbläser und hat Streichsolisten in seinen Reihen, die die gefürchteten „Freischütz"-Arien sicher und mit Seele begleiten können.
Das Publikum spendete häufig Szenenapplaus und war auch zum Schluss des Lobes voll. (23.11.98 )


 


Natürlich, ohne falsches Pathos
Wagner-Oper „Der fliegende Holländer" zum Saison Abschluss in der Zweibrücker Festhalle
Von unserem Mitarbeiter , Karlheinz Dettweiler
Die Opern von Richard Wagner sind selbst für große Bühnen nicht unproblematisch. Wie würde sich denn ein kleineres Haus wie das Vogtlandtheater Plauen mit dem „Fliegenden Holländer" auf der ungewohnten Zweibrücker Festhallenbühne zurechtfinden? Die Skepsis war unbegründet. Die Gäste aus dem Vogtland imponierten mit einer grundsoliden, musikalisch wie ausstattungsmäßig überzeugenden und glaubhaften Wiedergabe der Ballade um den bleichen Seemann, die der 30jährige Wagner nach einem Heine-Text dichtete und komponierte.
Regisseur Wolfgang Ansel verwendete, wie beim „Sommernachtstraum" im letzten Jahr, eine schräge Bühne, die viel Übersicht erlaubte, sparsame, aber vielseitig verwendbare Versatzstücke wie Segel, Netze und Stellwände. Eine geschickte Lichtregie sorgte für geheimnisvolles Halbdunkel während der gesamten fast dreistündigen Aufführung, in die auch die Spinnstubenszene mit dem Kernstück der Oper - der Senta-Ballade - mit einbezogen war....
...Wolfgang Ansei stellte kein experimentelles Theater vor, er wählte den traditionsreichen Weg und siedelte die Oper im Jahr 1600 an, wo sie Wagner hinhaben wollte.... .
.......Dazu trug auch das vom 1. Kapellmeister Frank Zacher sehr umsichtig und präzise geleitete Orchester bei, das einen schlanken, durchsichtigen Klang präsentierte, sauber und engagiert musizierte und bis auf wenige Ausnahmen für deckungsgleiches Miteinander mit der Bühne sorgte. Gelegentliche Patzer bei den vielbeschäftigten Blechbläsern fielen angesichts des großen sinfonischen Atems nicht Ins Gewicht.
In der Ausstattung von Klaus Weber fühlten sich die etwa 40 Choristen, von Eckehard Rösler sorgfältig einstudiert, und die sechs Hauptdarsteller fühlbar und spürbar wohl. Auch wenn, wie zu hören war, erst am Aufführungsmorgen zwei Ersatzsänger für erkrankte Ensemble-Mitglieder einspringen mußten, ergab sich daraus weder ein musikalischer noch ein gestalterischer Bruch....
.......Das Publikum im ausverkauften Haus dankte..... mit langanhaltendem Beifall.

Das Zweibrücker Kulturprogramm der Saison 1994/95

 

 


Theater der Stadt Plauen: »Don Giovanni«
In Zeiten der Unsicherheit verliert Theater in der Regel an Politik, bangt zu Recht um die Kasse und gibt sich
- was immer das auch heißen mag - gern unterhaltsam und populär. Nachahmung tritt wieder auf den Plan, Handlungsabläufe werden sorgsam illustriert. Figuren und Szenen beschnitten auf |dürre Einschichtigkeit. Beachtung verdient, wer dem widersteht. Wolfgang Ansels »Don Giovanni« ist gewiß mehr als ein Versuch, anderes zu demonstrieren. Mit bewußter Durchgängigkeit stellt er Kunsthaftigkeit aus, ein Modell, eine Partitur....
........ Arien reißen Abgründe auf weisen auf Zerissenheit , fulminante Finali bergen die Dramatik unmittelbarer Konfrontation.
Frank Zacher musiziert kraftvoll, mit straffen Tempi, enormer Dynamik.....
(Frank Kämpfer/ Theater der Zeit - Mai/91)

Roter Samtvorhang hob sich zu
„Don Giovanni"
Plauener Theater würdigt Mozart zu dessen 200. Todestag

- Am Sonntag war Premiere: mit Beginn der ersten Takte wurde deutlich, daß man auf die Feinheiten der dramatischen Instrumentation sehr bedacht war. Die düstere Stimmung der Ouvertüre wurde ergänzt durch eine adäquate Einrichtung. Das Unheimliche war dominierend. Neben dem Schwarz gab es noch die starke rote Farbe - die Farbe der Liebe und des Lebens, aber auch der des Blutes. Die Geschichte wurde uns sehr direkt erzählt - sie wurde uns dargeboten auf einem Podest hinter rotem Samtvorhang mit wunderbaren Trotteln - das grausame Spiel im alten bürgerlichen Theaterguckkasten.
Sehr offen wurden die letzten Stunden des Wüstlings Don Giovanni dargestellt.
In seiner Inszenierung setzt Wolfgang Ansei ganz auf die psychologische Wirkung der Fabel. Er geht dabei mit der musikalischen Struktur der Partitur sehr genau nach. Musik und Szene gehen zusammen - die Geschehnisse erhalten Spannung - vor allem die bekannten Musiknummern verlieren dabei ihre Unverbindlichkeit und werden zwingend...
.......Auf der Bühne agierte ein überragendes Quo: Don Giovanni und sein wackeres Faktotum Leporello - mit Jürgen Kurth von der Leipziger Oper und Hans-Joachim Staub fanden sich Darsteller, die sängerisch und spielerisch das Spiel von Liebe, Verführung und Untergang im Griff hielten.
Auch die anderen solistischen Leistungen waren durchaus ansprechend....
.......Aber wesentlichen Anteil am guten Gelingen dieser Aufführung hatte das Orchester unter Frank Zacher.
Er hatte das Geschehen zwischen Bühne und Orchestergraben fest im Griff. Wichtiger als diese eigentliche Selbstverständlichkeit erschien mir, daß die Impulse für das Bühnengeschehen von einer auf Wirkung zielenden , genau charakterisierenden und den Tonfall zwischen freud- und leidvoll treffenden Wiedergabe der Musik gekennzeichnet war. Hier wurde die Vielfalt der Dynamik ausgelotet, ohne daß die Sänger vom Orchesterklang überdeckt wurden......Friedrich Reichel

„Saison Mozart" ist eröffnet - Start in Plauen mit Giovanni
Dynamische Mitgestaltung des Orchesters, sängerisch unausgewogen
Die „Saison Mozart" ist eröffnet. Im Jahre 1991 gedenkt die Musikwelt seines 200. Todestages. Deshalb werden Neueinstudierungen von Opern des Meisters, die ohnehin zum festen Repertoire unserer Bühnen gehören, mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt......
..... Der Gesamteindruck ist mehr statisch, selbst wenn der Titelheld kurzzeitig vom Rang aus und im Parkett agiert.
Die Spannungsmomente kamen zunehmend vom Orchester (Leitung Frank Zacher). Gewiß, die Ouvertüre hätte zu Beginn noch mehr Intensität und dann mehr Leidenschaft vertragen, aber insgesamt musizierten die Orchestergruppen klangschön und sauber. Das Plauener Theaterorchester spielte der Bühne die Mozartschen Impulse zu, nuancenreich und sängerfreundlich. Das war keine blasse Zutat, sondern dynamische Mitgestaltung......
.....Die Moral im Finale - die Überlebenden singen gemeinsam: „Also stirbt, wer Böses tat." Die Welt scheint für sie in Ordnung. Erst das nachträgliche Hohngelächter des „bestraften Wüstlings" schreckt Darsteller und Publikum auf.
Dr. Karl-Heinz Löbner


 


Deutsche Bühne
Kolportagestory ohne Kommentar

Versuch der Reanimation von Kreneks Zeitoper „Jonny spielt auf" am Landestheater Neustrelitz

„Nun ist die Geige mein!" Wenn der farbige Jazzbandmusiker Jonny in Ernst Kreneks „Jonny spielt auf" seinen Triumphgesang anstimmt, dann besingt er den Sieg der Neuen Welt über die alte: Er ist ein rechter Fiesling und bedient in dieser abstrusen Kolportagestory mit Krimieinschlag alle Negativklischees vom Schwarzen. Sollte man das von naiver Amerika-Begeisterung nur so strotzende Stück in heutiger Zeit spielen, wo Ausländerfeindlichkeit und Antiamerikanismus wuchern?.........
Einer Beantwortung dieser Frage entzieht sich die Inszenierung von Wolfgang Ansel am Landestheater Neustrelitz. Er entstaubt das Original des einstigen Bühnenhits, indem er die Handlung kommentarlos aufs Wesentliche konzentriert,Seelenkitsch von der Bühne verbannt, die Gletscherszenen als Sinnbild für Abgeschiedenheit und künstlerischen Intellektualismus eliminiert, Tingeltangel von der spartanisch ausstaffierten, bauhausnahen Szene (Ausstattung:PascaleArndtz) fern hält. .....
...Was sich in schnellen Verwandlungen abspielt, hat zwar inneres Tempo, kann aber die Schwächen des trivialen Textes (vom Komponisten) nicht vergessen machen. Von ihm versteht man ohnehin nicht allzu viel.
Faszinierend hingegen, wie die Neubrandenburger Philharmonie unter Frank Zacher die Kreneksche Mischung aus Shimmy und Blues.Schrekerscher Edelsüße und atonalen Schönberg-Sticheleien präzise und geschmeidig auskostet. Da wird noch in kompaktesten Stellen kammermusikalische Delikatesse gewahrt, eindrucksvoll das Tempo der zwanziger Jahre beschworen. Schmachtend bis aufbrausend begleitet Zacher die Liebesgockeleien des Geigenvirtuosen Daniello (Johannes Schwärsky), gestaltet das hämische Frohlocken des Fieslings Jonny (baritonbalsamisch: Serge Novique) nicht weniger prägnant. Der Beifall, auch für die lakonische Darstellung einiger Nebenrollen und den agilen Chor (Einstudierung: Gotthard Franke), fällt einhellig aus.
> PETER BUSKE


 


(Nordkurier)
Sehr faszinierend dagegen, wie die Neubrandenburger Philharmonie unter Frank Zacher die Kreneksche Mi-schung aus Shimmy und Charleston, tonaler Edelsüße eines Franz Schreker und atonalen Sticheleien a la Arnold Schönberg rhythmisch genau, präzise im Zusammenspiel, klangvoll und geschmeidig auskostet. Die Musiker spielen schräg und schroff, offenbaren in kompaktesten Stellen kammermusikalische Transparenz, beweisen Gespür für Zwischentöne, beschreiben spannend das Tempo der zwanziger Jahre. ....

 

 


Happy-End für alle

PLAUEN. - Es lebe Gaetano Donizettli „Der Liebestrank", seine bekannteste und meistgespielte Oper, hatte am Sonntag Premiere im Plauener Vogtland Theater und war so recht nach dem Geschmack des Publikums. ..........Für die Piauener Neuinszenierung wurde sie von Regisseur Rainer Wenke und Regieassistentin Sylvia Mannigel noch einmal bearbeitet: Aus den Rezitativen im Parlandostil wurden gesprochene Dialoge, was zu zügigem Ablauf beitrug.......
........Erzählt wird die Geschichte vom armen Bauern, der........ also, ein Happy-End für alle - ein Erfolgsrezept früher wie auch heute. In der Premierenaufführung stimmte einfach alles: Beschwingt musizierte das Philharmonische Orchester des Vogtland Theaters unter Frank Zacher die heiteren Melodien Donizettis gingen ins Ohr......
(19.06.96 Günther Schliwa)

Zaubermixtur ohne große Wirkung
Premiere von Donizettis „Der Liebestrank" am Vogtlandtheater Plauen
Von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Löbner
Die junge noch unvermählte Wirtin Adina verspottet und verlacht den in der Weltliteratur abgehandelten Tristan-Stoff, weil sie nicht an den Zauber eines Liebestranks glaubt. Und in ihrer Wahl der sie umwerbenden Männer ist sie so unentschlossen wie kurzschlüssig.
Für die Plauener Neuinszenierung von Gaetano Donizettis komischer Oper „Der Liebestrank die am Sonntag am Vogtlandtheater Premiere hatte, erarbeitete der Regisseur Rainer Wenke eine eigene Fassung. Das Textbuch ist gestrafft und in Einzelheiten verändert.........
......Stimmlich herausragend in Kantilenen und Koloraturen war die Adina der Judith Schubert, während der sympathische Nemorino mit Pawel Antkowiak recht blaß geriet. Opernchor und Singakademie waren wie immer in guter Verfassung (Einstudierung Eckehard Rösler), und Frank Zacher am Dirigentenpult animierte das Philharmonische Orchester des Vogtlandtheaters Plauen zu kultivierter und flexibler Begleitung.


 


Dr. Dieter David Scholz
Tel. 030/ 453 48 16 Fax (030)454 2163
Berlin, 19.12.1994
Rezension für MDR-Kultur, Frühstücksjournal" am 20.12.1994:
"Ritter Blaubart“ (Qffenbach) - Vogtlandtheater Plauen, Prem. 18.12.1994

Nachdem die Komische Oper in Berlin vor zwei Jahren die legendäre Inszenierung des Offenbachschen "Blaubart" von Walter Felsenstein, die fast 30 Jahre hindurch mit dem größten Publikums-Zuspruch an die vielhundertmal gezeigt wurde, nachdem die Komische Oper dieses Markenzeichen Felsensteins und seines Hauses 1992 sang und klanglos, vor allem grundlos in der Versenkung verschwinden lies, muß man in die sogenannte Provinz fahren, um Offenbachs funkensprühende Bearbeitung der blutrünstigen Blaubart-Legende zu erleben.
......auch an kleinen Häusern besetzt und zufriedenstellend realisiert werden kann, wie eben auch die Neuproduktion am Vogtlandtheater in Plauen zeigt, ......
Freilich: die sarkastischen Untertöne, das beängstigende Rumoren im Untergrund, die beißende Zeitkritik des "Blaubart", die einst einen Karl Kraus so faszinierte, die politischen Warnschüsse dieser Opera-bouffe und ihres Humors, dem nicht zu trauen ist, sie bleiben in Plauen unverstanden und verborgen. Auf der Bühne jedenfalls!
Aus dem Orchestergraben hingegen tönte ein Offenbach von weit schärferer Kontur und vielschichtigerer Dimension. Mit Frank Zacher am Pult des Philharmonischen Orchesters des Vogtland Theaters hatte Offenbach eben kompetenten und temperamentvollen Anwalt seiner Opera Bouffe gefunden, wie man ihn selbst an größeren Bühnen nicht oft findet . Die Rasanz, mit der der junge Dirigent durch Offenbachs musikalische Blaubart-Parodie fegte, die stürmische Dramatik, zu der er sich hinreißen ließ, der Ernst; mit dem er sich Offenbachs differenzierter und intelligenter Partitur annahm ohne deswegen humorlos zu sein, verhalfen der Aufführung zu außergewöhnlich erfreulicher Qualität; die auch von Chor und Solisten des Plauener Theaters nicht enttäuscht wurde....
...........der stimmungsmachende Mittelpunkt einer Aufführung, die wieder einmal beweist, daß es sich durchaus lohnen kann, auch in der Provinz nach Offenbach Ausschau zu halten, die aber noch deutlicher darauf hinweist daß der "Ritter Blaubart" endlich auch an den großen Bühnen gleichnamig neben "Orpheus in der Unterwelt oder "Pariser Leben" gestellt zu werden verdient.

 

 


Operetten

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Jugendliche Frische
und echt saustark

Gelungene Premiere des Zigeunerbarons in der Festhalle

Von Kathrin Beier

PLAUEN. „Hoffentlich bringt uns das ..Schwein. Glück,, und die Tierschützer haben die paar Minuten gerade einmal weggeschaut."Die Begeisterung, mit der die zwei Plauenerinnen am Samstag.abend nach der Vorstellung im Foyer der Festhalle von der eben erlebten Operette „Der Zigeunerbaron“ schwärmten, ist exemplarisch für die Meinung des Premierenpublikums....
................Mit nicht enden wollendem Applaus honorierte das Publikum am Schluss der Vorstellung die in allen Bereichen gelungene Inszenierung: Das Bühnenbild, die Rollenbesetzung, tänzerische Leistungen, stimmliche Qualitäten nicht, nur der Schauspieler, sondern auch des Chores und der Mitglieder der Singakademie Plauen sowie die musikalisch meisterhafte Begleitung durch das Orchester des Vogtland-Theaters unter der musikalischen Leitung von Frank Zacher.
........Und wäre das Premierenpublikum ebenso frisch wie die 99-er Inszenierung des Zigeunerbarons, so hätte die Jugendsprache für diese Vorstellung wohl passend den Ausdruck „saustark" parat. ( Okt.1999)

 

 


ZEITSPIEGEL
Das „Schwarzwäldmädel" des Plauener Vogtlandtheaters
Ein Panorama-Spektakel
Von Michael Thumser (18. April 1994)

PLAUEN. - Ein leichtgewichtiges Singspiel ist dies.....
....Wer Leon Jessels musikalisches Lustspiel in Plauen erlebt - was seit Samstag möglich ist -, bekommt es mit einer Art Gesamtkunstwerk zu tun; mit einem von ganz eigener Art freilich, bei dem neben den Sinnen des Sehens und des Hörens auch noch die Nerven des Geschmacks auf ihre Kosten kommen können. Denn anders als sonst verfügt sich der Zuschauer nicht tatenlos vor die Bühne des Vogtlandtheaters; er begibt sich in die Festhalle und hier mitten hinein ins Spiel, nimmt am Biertisch Platz, läßt sich womöglich gar badischen Wein und oberrheinische Spezialitäten schmecken, derweil rund herum Theater wie ein Volksfest sich ereignet. Manch wackerer Esser läßt sich vom Auftakt der Ouvertüre noch lange nicht aus der Ruhe bringen......
Unter Auditorium und Gastronomie mischt sich, knapp zwei pausenlose Stunden lang, ein alemannischer Komödienstadl, den Gastregisseur Detlef Rogge mit allen nur erdenklichen..... Übertreibungen, Albereien, naiven Hemmungslosigkeiten ausgestattet hat. Von all der Possenreißerei läßt sich das Publikum rasch, intensiv und anhaltend begeistern........

Dabei hält, was im allgemeinen Trubel zuweilen überhört wird, das Spektakel ein beeindruckendes musikalisches Niveau: Dirigent Frank Zacher führt das Orchester zu illustrativer, aber nirgends tumb differenzierungsloser Volkstümlichkeit (von den Bläsern etwa kommen sentimentale Beiträge von eindrucksvoller Prägnanz). Und die Sänger zeigen sich, von der Laune der Schau-, Hör- und Trinklustigen angespornt, fast durchweg zu guter Form aufgelegt.....


 


Beschwingtes macht Alltag vergessen
Vogtland Theater: Philharmonisches Orchester präsentiert mit viel Erfolg „Weniger Streß mehr Strauß" (31.06.96)
Von unserem Mitarbeiter AxelRöhrborn
PLAUEN. „Nur nicht den Humor verlieren" - dieses Motto von Johann Strauß begleitete den Meister des Wiener Walzers durch sein gesamtes Leben und Schaffen. Die Wiener Strauß-Familie führte im 19. Jahrhundert den Walzer zu einem ungeahnten Höhepunkt. Von dem Zauber ihrer Melodien haben sich am Sonntag im Plauener Vogtland Theater sehr viele Musikliebhaber einfangen lassen. Das Strauß-Konzert der Philharmoniker unter Leitung von Frank Zacher stand unter dem Motto „Weniger Streß - mehr Strauß"....
Mit einer abwechslungsreichen Zusammenstellung populärer Melodien machten die Musiker tatsächlich den alltäglichen Streß vergessen.......Gleich zu Beginn stand die „Waldmeister-Ouvertüre" auf dem Programm. Dieses Werk von Johann Strauß wirkte in seiner transparenten und leicht erscheinenden Interpretation durch das Philharmonische Orchester stellvertretend für den gesamten Abend. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den tiefen Streichern und der Flöte im Solo war genauso kennzeichnend für dieses Stück wie eine gelungene dynamische Arbeit und präzise Tempiwechsel. , t.
Gesangssolisten, Opernchör und die Singakademie sowie das Ballett sorgten zudem für attraktive Abwechslung............... Die Freude der Ausführenden übertrug sich schnell auf das Publikum.
.......Wer kennt sie nicht, die „Fledermaus", eine der berühmtesten Operette ja die Krone des Genres. Die Ouvertüre zu diesem Werk stand im folgenden auf dem Programm. Ein schön klingender, transparenter Orchesterklang; vor allem der kräftige Streicherteppich und die anmutigen Soli der Oboen und der Celli wurden für diesen Teil charakteristisch.......
........ Beschwingt und kräftig führte das Orchester mit diesem Werk ein gelungenes Konzert zum Ende. Die von der Musik ausgehende Freude ließ wahrhaftig den alltäglichen Streß vergessen, so wie es das Orchester zuvor versprochen hatte......

Premiere eines Musiktheater-Streifzuges im Vogtland Theater
Das Studium der Weiber ist schwer - das der Männer nicht weniger

PLAUEN. - Es ist legitim, wenn ein regionales Theater ab und zu ein gemischtes Programm von musikalischen Zugnummern geschickt zusammenstellt, mit Texten verbindet und das serienmäßig in den Spielplan aufnimmt. Das kommt meistens beim Publikum ganz gut an......
.....doch noch ein Titel eingefallen: „Und ewig schockt das Weib". Der Titel sollte zugleich Motto sein...,. Musikalische Belege dafür aus allen Sparten des Musiktheaters sollen ihn dabei unterstützen.
Das begann recht witzig. Im ersten Teil wurde vieles nicht ernst genommen, manches durch den Kakao gezogen.
Die Musikfragmente wurden bunt gemischt. Das reichte von Wagner über Humperdinck, Flotow, R- Strauß über Kalmann, Millöcker, Leo Fall und Offenbach bis zu Irving Berlin, Cole Porter und anderen. Wenn Joachim Giering die Hexe mimte und sang und gleichzeitg die Königin der Nacht anklingen ließ, dann war das schon komisch. Auch wenn Martha mit dem Portemonnaie verschwand (P. Antkowiak). Es gab aber auch „echte" Musikszenen - so mit Andrea Moon, Claus-Peter Schumann, Andreas Lettowsky und weiteren - und auch zwei hübsche Balletteinlagen....... Das Publikum fühlte sich gut unterhalten, war aber ein wenig enttäuscht, weil es schon so bald zu Ende ging....
Am meisten beschäftigt war an diesem Abend naturgemäß das Philharmonische Orchester, das frisch und klangvoll musizierte - ein eindeutiges Plus der Vorstellung. Frank Zacher erwies sich dabei als wendiger und erfahrener Theaterkapellmeister, der über alle Klippen hinwegführte. Die Lehar-Melodienfolge am Beginn des zweiten Teils hatte Schmiß und musikalische Verve.......
Gerhard Piehler (Montag 22. Dezember 1997)

 

 


Glaubhaftes Liebesdrama
statt Schmarrn
„Land des Lächelns" in Neustrelitz Feuilleton (04.12.2000)
Von unserem Mitarbeiter Peter Buske
Neustrelitz« „Ich meine aber, dass . in der Operette niemals der Zusammenhang mit dem Menschlichen verloren gehen darf", verkündet Franz Lehar sein Credo über das gefällig-anspruchsvolle Genre.....
...Der neue 1. Kapellmeister Frank Zacher zeigt den richtigen, weil spannenden Umgang mit den Lehar-Noten. Unter seiner Leitung zwingt die Neubrandenburger Philharmonie aus der Partitur den Schmalz raus, aber nicht immer den erforderlichen Schmelz rein. Nie wird dick aufgetragen, sondern schlank und entschlackt musiziert.


 
Die „Fledermaus" zum Auftakt
Aus der Sicht eines Theaterfreundes: Eklat im Foyer - Harmonie auf der Bühne
PLAUEN.
.......Außerdem war ja dieser Fledermaus Abend keine Premiere.
Diese fand bereits am 18. September 1989 statt, also noch vor der Wende. Gewendet hat sich bei der Operettenübernahme indessen ,auch einiges, aber zum Guten. Da sind zahlreiche Neubesetzungen.....
..... Der größte Gewinn der Wiederaufnahme des Werkes aber ist die Leistung des Orchesters unter der Stabführung von Frank Zacher. Nichts drängt sich klanglich in den Vordergrund, was sich für alle Vokalisten höchst vorteilhaft auswirkt. Dazu ein ausgezeichneter Kontakt mit der Bühne, ein beschwingtes und leichtes Musizieren so, wie es Johann Strauß verlangt. Das allein sollte genügen, sich diese „alte" und „neue" „Fledermaus" auch ein zweites Mal anzusehen und vor allem anzuhören. (Vogtland Anzeiger 03.09.1990)

 

 


Musikalisch prickelnd wie Prosecco
Neustrelitzer „Fledermaus" beifallsfreudig aufgenommen
Von unserem Mitarbeiter Peter Buske ( Montag, 14. Oktober 2002 )

Neustrelitz. Kaum eine Ouvertüre, die so geistsprühend auf das Kommende einstimmt wie die zur „Fledermaus". Prickelnd wie Prosecco, leicht und elegant klingt sie am Freitagabend bei der Premiere am Landestheater Neustrelitz aus dem Orchestergaben herauf, wo die Neubrandenburger Philharmonie unter Leitung von Frank Zacher im Verlaufe des Abends den Sekt der Marke Johann Strauss unentwegt moussieren lässt. Die Sänger erfreuen sich durchgängiger dirigentischer Sorgfalt, was sie mit respektablen Leistungen danken. Wenn Kammerzofe Adele (Franka Krancis) von den Möglichkeiten ihrer theatralischen Verwandlungskunst singt, ist nicht nur Gefängnisdirektor Frank (mit kraftvoller Baritonpranke: Thomas K. Schmidt) beeindruckt, sondern auch das Publikum spendet immer wieder Szenenapplaus......


Schön verlogen übersüß
Fulminanter Operetten-Auftakt bei den Schlossgarten-Festspielen
Von unserer Mitarbeiterin Bea Bernstein (Juli 2003)
Neustrelitz. „Joi. Mama!" - machen wirs wie die Ungarn und schwatzen drauf los wie... nun sagen wir wie „Die Csárdásfürstin". Warum renne ich im 21. Jahrhundert noch in die Operette von Emmerich Kaiman? Nun, fast der Hauptgrund, die „Csárdásfürstin"-Premiere der Neustrelitzer Schlossgartenfestspiele am Freitagabend zu besuchen, ist nämlich der Graf Boni und Tenor-Buffo (Hardy Lang).
.......Anpassungsfähig und fantasievoll, manchmal lyrisch sensibel, machmal den Schmelz der Operette ironisierend, so verstanden Frank Zacher und die Neubrandenburger Philharmonie die „Csárdásfürstin".
Und lausche ich dem Jubel der über 2000 Gäste für die 180-Mann-Aufführung, fällt mir doch ausgerechnet Karl Kraus ein: „Orphischen Lied des Reim, ich wette, er steht auch in der Operette."


 


Donnerstag, 20. Januar 1994

Vogtland-Theater aus Plauen mit der »Csárdásfürstin« in der Aschaffenburger Stadthalle


.....Der junge Kapellmeister Frank Zacher bewies dabei ein hohes Maß an Übersicht und korrekter Einschätzung der Akustik. Gemeinsam mit seinem delikat und schmissig musizierenden Orchester verlieh er der einschmeichelnden Musik Kalmans das typische elegant-duftige, melodisch schwingende Flair. Gestützt auf diese musikantische, niemals überlagernde und zuverlässige Instrumentalbegleitung, konnten sich die Gesangssolisten vorteilhaft in Szene setzen.
 

 

 

 

 

 

 

 

itteldeutsche Zeitung (06.06.200o)
Opulenter Reigen von Bildern und Klängen
Bravo Rufe für Aufführung des Oratoriums „Wittenberg 1517"

Von MELCHIOR FRANK
Wittenberg/MZ. Mangel an Farben herrschte nicht. Ein blauer Engel, eine rote Eminenz, grüne Palmzweige, dazu der Kontrast zwischen dem strahlenden Weiß eines Brautkleids und dem bedrohlichen Schwarz von Gevatter Tod. Und die Musik kolorierte die Szenerie aus einer reichhaltigen Palette tönender Nuancen.
Mit einem opulenten Bilder- und Klangreigen wurde am Sonnabend der Wittenberger Kultursommer eröffnet - wie in den letzten Jahren durch Künstler des Mitteldeutschen Landestheaters. Doch wirkten bei der Uraufführung des Oratoriums „Wittenberg 1517", von WittenbergKultur bei Generalmusikdirektor Jörg Iwer (Musik) und Oberspielleiter Markus Schuliers (Textzusammenstellung und Regie) in Auftrag gegeben, auch zahlreiche Amateure mit.
....Am Pult des engagiert musizierenden Orchesters zeichnete mit Frank Zacher (Plauen) ein kompetenter Gast für den musikalischen Zusammenhalt verantwortlich, der weder mit den Einsätzen des seitlich postierten Chores , noch mit denen entfernterer Solisten Mühe hatte. ......

Sinnenfreudiges Hohelied auf die Allmacht der Liebe
Wittenberger Kultursommer mit Oratorium von Jörg Iwer/Markus Schuliers eröffnet (06.06.200)

WITTENBERG. Das Gewitter ließ sich die gemäße Zeit. Doch der laue Wind wehte bisweilen schon bedrohlich über das dramatische Geschehen. So, als wäre selbst die Luftbewegung mit inszeniert - Vorbote für die großen Umwälzungen, derer man sich künstlerisch komplex erinnern wollte.
„...und hätte die Liebe nicht, so wäre nichts..." - haben der Komponist Jörg Iwer und der Regisseur und Textfinder Markus Schuliers jenes Oratorium genannt, das sie mit so vielen engagierten Leuten geschaffen und in beeindruckende Szene gesetzt haben.
........Die Bilder von Hexenverbrennung, papistischem Hochmut, Volkes Beschwingtheit jagen sich mal gemessen, mal mit dem Tempo der Zeit, getrieben von der Musik des Jörg Iwer, die an vielen Stellen des 70-Minuten-Wer-kes unter die Haut geht.
Riesenbeifall zur Premiere des Spiels für alle Beteiligten, die Solisten des Mitteldeutschen Landestheaters mit einem innerlich bewegten, staunenden Hans-Jürgen Zander als Luther.
Mit Stadtwache, Fanfarenzug, Trachtenverein, Musikschule, Theaterjugendklub und einem trefflichen Frank Zacher, der das Orchester des MLT sicher durch die Uraufführung steuert.
Lothar Günther

 

 

 

Turbulente Tollereien und trotziges Tanzen
Philharmoniker Neubrandenburg setzen sich für Unterhaltsames von Unbekannten ein
Von unserem Mitarbeiter Peter Buske
Neubrandenburg. Dicke sind selten beweglich. Aber sie besitzen Charme und sind auf ihre Art mitunter sehr graziös. Was der Kontrabass den Streitern, bedeutet die Tuba den Bläsern. Einmal kräftig ins Rohr geblasen und schon hat die Dicke dicke Ausrufungsseichen ins Klangkollektiv gesetzt. Dass sie statt brummiger Töne auch säuseln und liebliche Melodien singen kann. sich grazil und anmutig zu bewegen sowie schlank und rank in den Hüften zu wiegen versteht wie ein Model a la Claudia Schiffer, beweist sie aufs vorzüglichste im neoklassizistischen Concertino für Tuba und Orchester des Franzosen Eugene Bozza (1905-1991). Nichts da von Rumtata und Tiefengrummeln. Im Andante stimmt die Solistin geschmeidige und sehnsuchtsvolle Melodien an, während sie in den Allegro-Ecksätzen leichtfüßig auf Klangspitze tanzt, eingekleidet in duftigen Tontüll.
Intervallreicher Notengarten
Für letzteren ist am Donnerstag die Neubrandenburger Philharmonie unter Leitung von Vize-GMD Frank Zacher zuständig, für die aparten Pirouetten, spritzigen Höhenflüge und eleganten Linien dagegen der Tubist Jörg Wachsmuth. Lange Jahre gehörte er dem Orchester der Viertorestadt an. Nun, als Gast von der Dresdner Philharmonie, bewies er erneut exzellentes blastechnisches Können und gestaltungsbravouröses Spazierengehen im intervallreichen Notengarten. Als Beifallsdank ließ er ein Geschwader von Brummern durch die Konzertkirche sausen - eine originelle Variante von Rimski-Korsakows „Hummelflug".
Wer noch nie den Namen Bozza gehört hatte, konnte mit dem von George Antheil (1900-1959) genauso wenig anfangen. Auch dieser US-amerikanische Tonsetzer mied die Neutönerei wie der Teufel das Weihwasser, bediente sich in seiner Sinfonie Nr. 5 ..Joyous" eher der göttlichen Einfälle eines Schostakowitsch oder Weill. Wahrlich freudig und turbulent geht es in den drei Sätzen zu. die - motorisch aufgedreht - sich durchweg beschwingt und skurril anhören.
Leicht verdauliche Kost Den einkomponierten amerikanischen Größenwahn geht Frank Zacher direkt an und lässt ihn effektvoll krachen; die Sentimentalitäten breitet er gleich einer Hollywood-Schnulze nicht weniger hingebungsvoll aus.
Dieser leicht verdaulichen Kost folgt mit Mozarts g-Moll-Sinfonie KV 550 geistige Vollwertnahrung. Ein atemberaubendes Spielkonzept hält der Dirigent nicht parat, dafür interpretatorische Solidität. Diese rüttelt an keinerlei Erkenntnissgrundlagen , auch wenn sie sich auffahrend gibt, zum herb-trotzigen Tanzen anhebt (Menuetto) und mit Vor-Beethovenscher Pranke dem Schicksal in den Rachen zu greifen trachtet. Dem spielerischen und pseudo-sorglosen Einstieg ins Molto allegro folgt gelegentlich ein jäher Umschwung in kämpferisch-dramatische, dann in schmerzerfüllte und fahle Farben getauchte Szenen voller Schwermut. So dräut es sich atmosphärisch düster, klangtransparent, unruhevoll, kontrastbetont und dissonanzengeschärft.

 


Gegensätze beim Philharmonischen Konzert
Güstrow •
Einen Spagat zwischen zeitgenössischen Werken sowie einer Sinfonie aus der Zeit der Wiener Klassik hatten die Musiker der Neubrandenburger Philharmonie unter Leitung von Frank Zacher beim 5. Konzert zu bewältigen.
Ausgangspunkt dieses Ansinnens war die 5.Sinfonie ,,Joyous" von George Antheil, die die Musiker gekonnt in Szene setzten. Ausgestattet mit einein sicheren Gespür für rhythmische Präzision und dynamische (Entwicklungen fanden sie zu einet kalkulierten Balance, die das Ohr des Hörers nicht überforderte. Ein Blick aus der Vogelperspektive war ob der detailfreudigen Komposition angebracht, um den Zusammenhang nicht aus dem Auge zu verlieren. Doch Dirigent und Orchester konnten dem versteckten Stilmix vieles abgewinnen. Sie bauten mit ihrer Interpretation nicht nur Vorurteile ab, sondern wurden für den künstlerischen Wert mit Verständnis und Zustimmung belohnt....

 

 

Schwebende Walzerseligkeit
Neujahrskonzert der Preußen in Templin
Von unserem Mitarbeiter Peter Buske
Templin.
Ohne den berühmten „Radetzky-Marsch" von Jobann Strauß Vater geht auch in Templin das Neujahrskonzert des Preußischen Kammerorchesters nicht zu Ende. Rhythmisches" Klatschen begleitet den federnd absolvierten musikalischen Pferderitt, wobei der Neustrelitzer Kapellmeister Frank Zacher als „Rittmeister" dem geschmeidig tänzelnden Klangklepper gehörig die Sporen gibt. Straff hält er es an der Kandare. Das Ergebnis: Ein fast fehlerfrei absolvierten Durcheilen des Parcours im Muttikulturen Zentrum von Templin. Doch auch im Champagner-Galopp und zahlreichen Polkas, verfertigt von Vertretern der Strauß-Dynastie, fühlen sich Pferd und Reiter pudelwohl.
An der Futterkrippe unvergänglicher Operetten- und Orchestermelodien von Johann Strauß jr. („Eine Nacht in Venedig", „Der Zigeunerbaron", „Die Fledermaus") bis Richard Eilenbergs gleichsam schneestiebender „Petersburger Schlittenfahrt" kann sich das „Preußen"-Gestüt mit seinen Aushilfen und Prenzlau erfahrenen Vokalgästen sattsam laben. Doch auch die erwartungsfrohen Zuhörer kommen voll auf ihre Kosten. Lustvoll delektieren sie sich an dem, was „Im Feuerstrom der Reben" sowohl Kehlen als auch Instrumenten entströmt. Angeführt von nur vier ersten Geigen, klingt das Orchester sehr sauber und klangschön.
Es hat Schwung und Schmäh, zeigt sich von seiner charmanten Seite, kann Schwebendes und Walzerseliges mit leichter Hand aus dem Ärmel schütteln. Des Rezensenten Wunsch: es möge 2004 insgesamt so bleiben I Es stimmt schon: Wenn man kanns ungefähr, ist» nicht schwer.......
........sondern stattdessen aufeinander reagierende und miteinander spielende Partner wie beispielsweise im Heiratsbericht „Wer uns getraut" aus dem „Zigeunerbaron „ mit singender Stichwortgebereinlage des Dirigenten als Chorersatz. Auch solche Details sorgen mit dafür, dass dem gefällig und schwungvoll sich ausbreitenden Melodienreigen der herzlichste Beifall zufällt.

 

 

ELBE-SAALE-RUNDBLICK SCHÖNEBECK
Montag, 10. Mai 1999 Seite
VIII. Anrechtskonzert
Gastdirigent Frank Zacher am Dirigentenpult
Von Renate Kohns
Schönebeck. Nur 14 Tage liegen zwischen dem letzten Anrechtskonzert und nicht einmal eine ganze Woche zwischen dem grandiosen Konzert zur Eröffnung der Konzertreihe „Klänge im Raum" mit dem überragenden Gastspiel des Geigenvirtuosen von Weltklasse Igor Oistrach. Und dennoch haben die Konzertfreunde noch lange nicht genug und nahmen auch das VTH Anrechtskonzert der Kammerphilharmonie Schönebeck unter dem Gastdirigat von Frank Zacher (Plauen) begierig in sich auf.
Die St. Marienkirche war wie immer in einem Top-Zustand und bot das entsprechende Ambiente.
Es heißt, ein Orchester ist immer so gut. wie es fähig und bereit ist, sich auf einen anderen Dirigenten einzustellen. Das gelang vortrefflich und in großer Harmonie, denn Musiker und Dirigent verstanden sich vom ersten Ton an, und so empfanden es auch die Zuhörer als eine gelöste, glückliche Arbeitsatmosphäre.
Frank Zacher hatte gut daran getan, die Reihenfolge der ersten beiden Programmpunkte auszutauschen.
So war „Quiet-City" -Suite für Streichorchester, Trompete und Englisch Hörn von Aaron Copland auch der entsprechende und richtig gelungene Auftakt. In perfektem Wechselspiel agierten die Solisten des Orchesters Wieslaw Borowko/Trompete und Hideaki Onozawa/ Englisch Hörn mit den Streichern. Klar und sauber war der Ansatz von beiden, kraftvoll und strahlend bis zur Festlichkeit ausgefeilt das Spiel der Trompete, eindringlich und sehr gefühlvoll das Englisch Hörn. Und Frank Zacher verstand es, die Streicher so zu motivieren, daß es zu einer gelungenen Kommunikation kam und so ein Klang von subtiler Schönheit erreicht wurde.
Das Adagio für Streichorchester op. 11 von Samuel Barber bewegte auf ganz eigenartige Weise, denn die Musizierweise des Orchesters ließ aufhorchen, sprang auf das Publikum über, welches seine gewachsene Hörerfahrung, die bei diesen beiden Werken der neueren Musikliteratur durchaus vonnöten waren, unter Beweis stellen konnte. Ein Wiedersehen gab es mit der Flötistin der Kammerphilharmonie. Gaby Zucker, sie befindet sich zur Zeit noch im Babyjahr, im Konzert für Flöte und Orchester G-Dur, KV 413 von Wolfgang Amadeus Mozart. Dafür, daß Mozart die Flöte nicht so sehr liebte, ist dennoch ein ausgesprochen liebliches Werk entstanden, bei dessen Hören dem Zuhörer viel Raum für eigene Betrachtung bleibt. Souverän und mit großer Perfektion zeigten sich Solistin und Orchester. In graziler Schönheit geformte Töne präsentierte Gaby Zucker mit unsagbar prägnantem Ansatz und dem zu jedem Zeitpunkt vorhandenen Gefühl für Akkuratesse und zeigte in den Kadenzen ihre weiter gewachsene und gereifte Virtuosität.
Frank Zacher vollbrachte hier das Wunder, das Problem mit der Akustik nicht aufkommen zu lassen, gemeinsam mit der Solistin zu einer phantastischen Übereinstimmung zu gelangen. Er forderte, ließ aber auch gewähren, was dem Gesamteindruck in hohem Maße dienlich war. Der langanhaltende Applaus für die Solisten des Abends war ebenso herzlich wie anerkennend, desgleichen für den Dirigenten. Im Verlaufe des Konzerts war die Programmfolge so gewählt, daß mit jedem Werk mehr Musiker dazukamen. Frank Zacher, an ein größeres Orchester gewöhnt (in Plauen gehören 58 Musiker zum Orchester), war nun ganz in seinem Element. Obwohl nun schon zum wiederholten Male aufgeführt, erklang die „Tschechische Suite" op. 39 D-Dur von Antonin Dvorak heute in besonders inniger Weise. Dvoraks volksliedhafte Themen schwebten förmlich durch das Kirchenschiff und machten die Schönheit und den Reiz der böhmischen Heimat erlebbar, war in jedem der fünf Sätze nachvollziehbar und bewußt, vor allem aber in der Polka und der Romanze am deutlichsten .erkennbar wurde.
Der große Block der Holzbläser trug neben dem gesamten Klangkörper dazu genauso bei, wie die immer wieder im Vordergrund agierenden und das Geschehen bestimmenden Streicher.
Nicht enden wollender Applaus, den das Orchester seinerseits für den Dirigenten spendete, erforderte noch einmal das Finale.
Publikum und Musiker würden sich auf ein Wiedersehen mit Frank Zacher freuen.

 


Stimmgewaltiger Experte für Rüsseltiere zeigt den Charme des Knuddelbären
SAISONSTART
VON PETER BUSKE (Oktober 2005)
PRENZLAU. Groß und stämmig wie eine sturmerprobte Eiche tritt er in Erscheinung, der aus Neubrandenburg stammende Zootechniker und Elefantentrainer Dirk Aleschus. Doch er kann nicht nur den grauhäutigen Rüsseltieren im Tiergarten Schönbrunn mancherlei Kunststückchen beibringen, sondern ihnen sogar mit Gesang das Gehegeleben verschönern. Am Wochenende .hat er damit auch beim Saisonauftakt für die „Unterhaltung"-Reihe des Preußischen Kammerorchesters Prenzlau im Kultur- und Plenarsaal des Landkreises Uckermark großen Erfolg. Vor einem zunehmend angegackerten Publikum, dass sich nicht nur von seinen bass-buffonesken Köstlichkeiten die Zeit vertreiben lässt. Auch Bariton Hans Gröning darf sich über nicht weniger heftig bejubelte Zuneigung freuen.......
Heiteres aus dem Reich der deutsch-französischen-italienischen Spiel-Oper .... hält der Abend unter dem merkwürdigerweise pluralisierten van Bettschen Arienzitat „Ja, wir sind klug und weise und uns betrügt man nicht" aus Albert Lortzings „Zar und Zimmermann" parat. Ein Duett wird aus der „O Sancta Justitia"-Arie dennoch nicht. In ihr ist Dirk Aleschus ganz in seinem Element. Stimme und Statur entsprechen einander dabei vorzüglich, denn beide strahlen den Charme eines Knuddelbären aus. Des Sängers schwarzes Kehlengold zeigt sich voluminös, ruht auf sicherem Fundament und ist in richtig tiefen Abgründen verwurzelt. Dass die bewegliche Stimme zudem über ein unverwechselbares Timbre verfügt, macht die Sache nur noch angenehmer.
Fast ein wenig tolpatschig wirkt Aleschus, wenn er Bijous Bekenntnis „Ich bin im Chor der erste Sänger" aus Adolphe Adams „Der Postillon von Lonjumeau" vorträgt, Plumketts „Porterlied" aus Flotows „Martha" stimmgewaltig anstimmt, Osmins Rachegedanken „Solche hergelaufne Laffen" aus Mozarts „Entführung aus dem Serail" in -Richtung des Dirigenten Frank Zacher schmettert .Immer mit verschränkten Armen.
Weiß er sonst nichts mit ihnen anzufangen? Als spielbegabter Mime singt er, was das Zeug hält und was die Noten hergeben.
Darin steht ihm Hans Gröning in nichts nach. Auch er steht nicht hilflos auf dem Podium herum, sondern agiert mit Lust, was Text und Musik hergeben. Von. Anfang an entpuppt auch er sich als ein Komödiant im Fach des Kavalierbaritons. Bei den Duetten aus Donizettis „Don Pasquale" und Nicolais „Die lustigen Weiber von Windsor" sorgen beide für regelrechte Szenenauftritte durch Türen und Publikumsreihen.
Am Pult der „Preußen“ heizt Frank Zacher die Stimmung mächtig an. Gelöst und mit teilweise theatralischem Aplomb tänzelt die janitscharenmusikklingelnde Ouvertüre „Der Calif von Bagdad" von Francois Adrien Boieldieu vorüber. Anderes von Donizetti, Rossini und Franz von Suppe folgt ihr.
Mit leichter Hand wird an diesem Abend musiziert und gesungen, ohne dabei in die Klamotte abzugleiten. Ein froh stimmender Start in die neue Saison.

 

Mit stürmischem Applaus gefeiert
Das erste Unterhaltungskonzert der „Preußen" lässt auf weitere unvergessliche Konzertabende hoffen
PRENZLAU (LM). „Bravo, Figaro! Bravo, Bravissimo!", sang Bariton Hans Gröning in der Arie des Figaro aus Rossinis „Der Barbier von Sevilla". Ein Bravo, dass das Publikum ebenso ihm wie Dirk Aleschus (Bass) beim ersten Unterhaltungskonzert des Preußischen Kammerorchesters in der neuen Spielzeit durchaus zurückgeben konnte.
Denn was den Musikfreunden an diesem Freitagabend geboten wurde, war besonderer Art. Ein Konzert, bei dem die Solisten wie auch Dirigent Frank Zacher und die „Preußen" bewiesen, dass sie die ausgewählten Werke aus Oper und Operette nicht nur musikalisch beherrschen und aufzuführen wissen, sondern dass sie voll Humor und Begeisterung bei der Sache sind; dass szenische Einfälle, komödiantisches Talent der Sänger und Improvisation Musikaufführungen eine ganz spezielle Note zu geben vermögen. Sollte dies das Niveau sein, an dem man sich in der neuen Spielzeit orientieren will, dürfen sich die uckermärkischen Musikfreunde auf unvergessliche Konzertabende freuen.

 

 

Pianisten wachsen Hände und Flügel
Sommerkurs Klavier am Plauener Vogtlandkonservatorium startet mit Konzert
FESTIVAL MITTE EUROPA (Freie Presse 23.07.1999)

PLAUEN (vm). Haben Pianisten auch nur zwei Hände? Es kann eigentlich nicht sein.
Die schlicht als „Klavierkonzert" bezeichnete gemeinsame Veransta1tung von Vogtlandkonservatorium und Theater sowie des Festivals Mitte Europa am Sonntag im Plauener Ratssaal warf die alte Frage wieder auf.
Drei Virtuosen, drei Charaktere
Zur Eröffnung des zehnten „Sommerkurses Klavier" des Vogtlandkonservatoriums „Clara Wieck" zeigten drei frühere Absolventen ihr Können und wurden vor ansprechender Kulisse begeistert gefeiert. Um an die Eingangsfrage anzuknüpfen: Die drei verfügen alle über eine bewundernswerte Technik, aber die meisten Hände schien an diesem Abend doch der aus Falkenstein stammende Andreas Ebert zu haben.
Das lag nicht zuletzt an seinem Stück. Er spielte Sergej Prokofjews erstes Klavierkonzert Des-Dur und ihm waren deshalb ständig ausgedehnte, hämmernde Akkordpassagen, wilde Fugati und abwärts perlende Staccati auferlegt. Daß Ebert, der das erste Mal öffentlich mit einem Sinfonieorchester spielte, das Heft fest in der Hand behielt, ja sogar mit Spielfreude zu Werke ging, ist bemerkenswert und läßt für die Zukunft das Beste erwarten.
Randolf Stock, der den Solisten-Reigen eröffnete, hatte mit Ludwig van Beethovens viertem Klavierkonzert G-Dur ein vergleichsweise ruhiges Werk zu bewältigen, das so gar nicht typisch zu sein scheint für den grimmigen Sinfoniker: durchgängig heiter, gesanglich und allenfalls mit einer geringen Prise seines diabolischen Humors. Wenn jemand wie Stock mit dieser Aufgabe betraut wird, der von Natur aus zurückhaltend, ausgeglichen ist, liegt es in der Luft, daß nicht unbedingt eine vor Spannung knisternde Interpretation zu erwarten ist.
Nun, restlos gemeistert hat Stock den Spagat nicht, und das ist sogar gut. Er ist offensichtlich bei aller Virtuosität und Erfahrung, die er sich in der Vergangenheit erworben hat, er selbst geblieben. Das ist eine Kunst für sich. Und: Auch die im wohlverstandenen Sinne sachlichnüchterne Interpretation der Klassiker hat Tradition und Berechtigung.
Camille Saint-Sains fünftes Klavierkonzert ist eine der merkwürdigsten Schöpfungen der Musikgeschichte: Minutenlang wird in hellsten Farben geschwelgt, wobei das Instrument zu einer Art Wunderharfe wird. Dann im Andante scheint das Ende aller Musik zu drohen. Die angeschlagenen Akkorde verhallen in Leere. Es folgt schließlich ein lichterfüllter, aber etwas gläserner Schluß. Dieses Stück in all seinen Facetten und trotzdem wie aus einen Guß hinzuzaubern, ist der Freibergerin Konstanze John gelungen. Ihr ungezwungenes Auftreten nach dieser Tat, so sympathisch es stimmte, warf dennoch die Frage auf: Weiß sie, was sie da geleistet hat?
Debatten von Ratssaal in Theater?
Ebenbürtig zu den Solisten war das Orchester unter Leitung Frank Zachers. Carl Maria von Webers Oberon-Ouvertüre gelang einleitend so prickelnd, daß zu fragen ist: Sollte künftig nicht immer romantische Musik im Ratssaal stattfinden und dafür die Debatten im Theater?
Bei den folgenden Konzerten sank das Niveau nicht um einen Millimeter. Um so größer ist der Wermutstropfen, daß demnächst die letzte eigenständige Konzertsaison des Klangkörpers bevorsteht.

 

 

 

Dienstag, 2. Juni 1998
Ohrwürmer der Klassik reißen Publikum mit

Philharmonisches Orchester gibt Pfingstkonzert
PLAUEN (rc). Trotz oder gerade wegen der hohen Temperaturen haben viele Konzertfreunde am Sonntag den Weg ins Vogtland Theater gefunden: Das Philharmonische Orchester gab ein Pfingskonzert.
Und es wurde ein wundervoller Abend, vielleicht auch, weil ein volles Haus dem Engagement der Musiker den letzten Ansporn gibt.
Zum Auftakt erklang Mozarts Ouvertüre zur „Zauberflöte". Mit seiner letzten Oper, einer der schönsten Märchenopern überhaupt, schuf der Komponist eine ebenso volksnahe und lebendige wie geistreiche Musik. Nach den wuchtigen Posaunenklängen, die in erstaunlicher Qualität zu hören waren, folgte das „Allegro" als rasantes Presto. Sicher ist es mitunter noch schneller zu hören. Wenn es auch am Sonntag ein klein wenig langsamer abgespult wurde, mit einem Allegro mozartschen Charakters hatte dies nichts zu tun. Da konnte man nur über die Präzision, das Tempo und die Sicherheit staunen. Ausgespielt war das nicht, geschweige denn fröhlich, und genau,. das will Mozart unter dem Wort „Allegro" verstanden wissen. Wer es mit „schnell" übersetzt, läuft Gefahr, eine, wenn auch sehr musikalische, Etüde zu produzieren.
In der Vergangenheit gastierte der berühmte Pianist Andreas Pistorius schon mehrmals in Plauen.
Grund für diese Ehre dürfte der Umstand sein, daß der Professor aus Mannheim in der Spitzenstadt seine Kindheit verlebte. Diesmal brachte er zwei Konzertstücke mit, und begeisterte sein Publikum mit romantisch virtuoser Musik. Daß er sich als ein souveräner Techniker erweist, ist hinlänglich bekannt. Pistorius versteht es aber, dieses Können für eine ausgezirkelte Musikalität einzusetzen. Sein Spiel ist höchst kultiviert, ein in allen dynamischen Bereichen ausgewogener Klavierton ist ihm lieber als donnernde virtuose Klavierkaskaden, wozu manche Passage verleiten könnte.
Fein nuanciert das „Andante spianato und Grande Polonaise" von Frederic Chopin, gefolgt von der feurigen „Fantasie über ungarische Volksmelodien für Klavier und Orchester" von Franz Liszt. Ersteres gab dem Orchester lediglich eine reine Begleitfunktion, die es unter Frank Zachers Leitung sicher absolvierte.
Bei Liszt war es dann schon mehr Partner, spielte temperamentvoll auf, wenn auch der erste Teil in den Tuttipassagen wegen des sicheren und präzisen Spiels einen preußischen Tonfall annahm. Umso sensibler im ungarischen Esprit die solistischen Episoden aus dem Orchester. Insgesamt ein rundum gelungenes Zusammenspiel, das Publikum verlangte Zugaben.
Dvoraks 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt", eines der populärsten Werke der sinfonischen Musik, rundete das Programm klassischer Ohrwürmer ab. Hörenswert waren alle Orchestergruppen: die Streicher mit vollem Ton, die Holzbläser mit schönen Soli und in sich abgestuften, reizvollem Zusammenspiel sowie die Blechbläser mit einer selten so guten Stimmung im Ensemblespiel. Nur manchmal gefielen sie sich so sehr, daß Einiges übertönt wurde. Mit Beifall und Bravorufen dankten die Zuhörer.

 

 

Nostalgische Party im modernen Konzertsaal
Neubrandenburger Philharmonie feiert ihr 50-jähriges Bestehen mit dem Repertoire aus Gründungszeiten

Von unserem Redaktionsmitglied Detlef Stapf
Neubrandenburg. Wer zur goldenen Hochzeit den Trauanzug hervorholt, muss damit leben, dass das Erinnerungsstück zumindest nicht elegant wirkt. So feierte die Neubrandenburger Philharmonie am Sonnabend ihr 50-jähriges Jubiläum mit dem Programm ihres Gründungskonzertes vom 17. Juli 1951. Das könnte gut aus dem Repertoire eines Kurorchesters stammen und war klangdominiert von Komponisten wie Otto Nicolai, Albert Lortzing, Franz von Suppe sowie Johann Strauss. Sicher hätte der nostalgische Rückgriff einen gewissen Charme entfaltet, wenn wie anno dazumal die minimalistische Originalbesetzung in Friedland und nicht in der neuen Konzertkirche in Neubrandenburg musiziert, Dirigent Frank Zacher vor jedem Musikstück eine Einführung gegeben und die Zuhörer am Ende Gelegenheit zur Kritik gehabt hätten.
Also, die Philharmonie blieb bei der Musikparty in dem modernen Konzertsaal weit unter ihren Möglichkeiten. Woran auch die angehängte, anspruchsvolle Suite op. 59 aus dem ..Rosenkavalier" von Richard Strauss nicht viel änderte, denn die brachte eher den Bruch in der bis dahin lockeren Stimmung.
Flexible Führung
Zacher, Erster Kapellmeister am Theater Neustrelitz, war zweifellos der richtige Mann für diese Gelegenheit. Er führte das Orchester flexibel und straff von Leo Delibes „Coppelia"-Fantasie bis zu Pietro Mascagnis Intermezzo Sinfonico
aus „Cavalleria rusticana". entfaltete den Reiz der Partituren zwischen Süffigkeit und musikalischer Pointe.
Zacher gelang es aber auch beim „Rosenkavalier", die Philharmoniker durch die Straussschen Klippen der Raffinessen, Klangerfindungen, Kühnheiten, nervenkitzelnden Harmonisierungen und Instrumentierungen zu bringen. Obwohl dabei ab und an Blechpassagen die Brillanz trübten. In den Opernpartien war der junge Bassbariton Peter Bauer der funkelnde Edelstein des Abends, als effektsicher operierender Leporello (Mozarts „Zauberflöte") und mit dem stimmlich eigenen Glanz vornehmer innerer Entschlossenheit in der Arie des van Bett aus Albert Lortzings „Zar und Zimmermann". Daneben wirkte Wolfgang Biebuyck mit der Arie des Sarastro aus Mozarts „Zauberflöte" wie die Verkörperung des Mittelmaßes.
Das Publikum im nicht vollbesetzten Haus differenzierte dann auch beim insgesamt reichlichen Geburtstagsapplaus. Einigermaßen erstaunt waren die Gäste des protokollarisch unterbelichteten Ereignisses, dass aus der Garde der Dirigenten nur Fred Buttkewitz und Hermann-Josef Neilessen dem Orchester die Ehre ihrer Anwesenheit erwiesen.

 

 

Junge Talente spielen mit Preußen
Konzert mit Musikschülern und Orchester

Prenzlau (wo) Bereits zum sechsten Mal gab es am Sonnabend im Plenarsaal der Kreisverwaltung Uckermark das Konzert ,Junge Talente musizieren mit den Preußen.
Im Zweijahresrhythmus erhalten dabei junge musikalische Talente der Kreismusikschule und anderer Musikschulen der Region die Gelegenheit, ihr Können in einem Konzert mit den „Preußen“ unter Beweis zu stellen.
Auch wenn sich das Orchester unter der Leitung von Frank Zacher sehr einfühlsam auf die jungen, Solisten zwischen elf und 20 Jahren einstellte, es war für alle schon ein ganz besonderes Ereignis. Denn nicht jeder der Jungen und Mädchen wird Musik studieren; und ;so wird es für viele kaum noch einmal die Gelegenheit geben, vor großem Publikum mit einem Orchester musizieren zu können. Der Reigen der Darbietungen war interessant zusammengestellt.

 

 

Kulturspiegel
Ein Vormittag für romantische Werke
Philharmonisches Orchester gibt zweite Matinee
Von unserer Mitarbeiterin Jana Wunderlich
PLAUEN. Zu einer beeindruckenden Gesamtleistung führte Dirigent Frank Zacher das Philharmonische Orchester des Vogtland Theaters am Sonntag Vormittag. Nahezu ausverkauft war die zweite Matinee, die den Titel „Romantische Hits" führte.
Derzeit ist die romantische Musik wieder mehr ins Gespräch gekommen -gerade durch Franz Schuberts 200. Geburtstag.
Im Vogtland Theater hat man die Romantik jedoch schon lang für sich entdeckt. Damit trifft das Orchester wohl den Nerv des Publikums, wovon die gefüllten Reihen kündeten. Jedoch ist auch feststellbar, daß sich zu den Matineen nicht das typische Konzertpublikum einfindet. So wirkten raschelndes Bonbonpapier sowie ungeübtes, da vorzeitiges Klatschen überaus störend auf den routinierten Konzertgenießer.
Frank Zacher nahms mit einem Lächeln. Er und die Musiker wußten, daß sie Qualität boten.
Die Eröffnung der romantischen Stunde erfolgte mit der beliebten Ouvertüre zur Weber Oper „Der Freischütz", die in der kommenden Spielzeit auf dem Theater-Programm stehen wird. Wirkungsvoll wußten die Hörner zu überzeugen, das volle Orchester stand dem in nichts nach. Gleich nach der Freischütz-Ouvertüre folgte die „Aufforderung zum Tanz", ebenfalls von Weber.
Der Höhepunkt der Matinee zeigte sich jedoch zweifellos bei Peter Tschaikowskis „Capriccio italien", wofür das Orchester stürmischen Applaus erntete. Wiederum glänzten die Hörner mit einer sehr präsenten Einleitung. Zwar wesentlich ruhiger, jedoch nicht weniger überzeugend gelang die Suite Nummer 2, „Peer Gynt", von Edward Grieg. Die bekannte Schauspielmusik des nordischen Komponisten verfehlte auch in Plauen ihre Wirkung nicht. Dem Klangkörper gelang eine sehr stimmungsvolle Interpretation des viersätzigen Werkes.
Den Abschluß der Matinee bildete das Tongedicht „Finlandia" von Jean Sibelius, der zweite Nordländer im Bunde.
Unter Zachers Leitung ließ das Orchester das von Sibelius angedachte Klanggemälde farbenfroh und kontrastreich aufleben. Von liedhaften Passagen über kraftvolle Hymnik bis hin zur Düsternis fand man im 1899 uraufgeführten, spätromantischen Werk einiges, was dem aufmerksamen Zuhörer durchaus die wechselvolle Geschichte Finnlands näher bringen konnte. .


 

GÜSTROW
Frisch und temperamentvoll
Neubrandenburger Philharmonie mit Berlioz und Strauss
Das 3. Philharmonische Konzert
bescherte dem Publikum ein Wiedersehen mit dem Dirigenten Frank Zacher. Solide und ausgewogen - so präsentierte sich die Neubrandenburger Philharmonie in ihren Interpretationen, an deren Beginn die Ouvertüre Römischer Karneval von Hector Berlioz stand. Die zwei Themen dieses Werkes wären auch ohne Einleitung durch das Programmheft durchaus zu erkennen gewesen, denn Berlioz konnte die Handlung kaum plastischer umsetzen. Beginnend mit dem Solo der Oboe damore entwickelte sich im Laufe der Handlung eine schillernde Karnevalsszenerie, der das Orchester erfrischend und temperamentvoll Leben einhauchte.
Diesem stimmungsvollen Auftakt folgte das Hornkonzert Nr. 1 Es-Dur op. 11 von Richard Strauss, das neben den Hornkonzerten von Wolfgang Amadeus Mozart zu den schönsten Kompositionen für dieses Instrument gilt. Der Solist des Abends, Bodo Werner, zeigte sich selbstbewusst und mit klarem Konzept, ihm gelang eine durchaus respektable Leistung, die neben der sehr guten Ansatztechnik geprägt war von einem weiten dynamischen Spektrum. Sein großer warmer Ton sorgte ebenso für Aufmerksamkeit wie seine instrumentale Virtuosität. So konnte Bodo Werner jeden Balanceakt vermeiden und in seiner Interpretation absolut überzeugen - Richard Strauss wäre zufrieden gewesen!
Zurück nach Italien führte der zweite Teil des Abends zu einem Werk von Giuseppe Martucci. Leider führen seine Kompositionen in Deutschland ein Schattendasein, weshalb es sich umso mehr lohnte, seiner 1. Sinfonie d-Moll op. 75 zu lauschen. Die Neubrandenburger Philharmonie hatte das richtige Händchen für dieses großflächige Werk. Frank Zacher als Herr der Partitur bewies das richtige Gespür für verschiedene Stimungen.
Kein Satz klang wie der andere - die orchestrale Spielkultur gestaltete sich vorbildlich und auch die Tiefenschärfe innerhalb des Orchesters ließ keine Gefälligkeit aufkommen. Hervorgehoben werden muss das Cellosolo im 2. Satz, das stellvertretend für die erfreulich homogen klingenden Streicher stand. Insgesamt wirkte das Orchester sehr flexibel, spielte schwungvoll und ließ über den Tellerrand des reinen Kompositionshandwerks hinausblicken. Yvette Kulling (Nordkurier, Neubrandenburg)
DAS ORCHESTER 2/0 14


 

Kulturspiegel
Dramatik umschmeichelt noch einmal Theaterluft
Letztes. Sinfoniekonzert vor Umbau mit Werken von Barber, Grieg und Hindemith
Von Friedrich Reichet
PLAUEN. Das vorerst letzte Sinfoniekonzert im Vogtland Theater Flauen mit dem Philharmonischen Orchester brachte am Gründonnerstag Bedeutendes der Musikgeschichte, ......Zum Auftakt als subtile Einstimmung erklang Samuel Barbers „Adagio für Streicher". Dieses kurze Stück, das eigentlich als langsamer Satz in einem mehrsätzigen Werk gedacht war, ist fast der Inbegriff amerikanischer Sinfonik. Es ist klar aus einem Gedanken heraus gearbeitet, überschaubar in Form und Stimmführung und einer packenden Intensität.
Dem Streicherensemble unter Frank Zachers Leitung gelang eine Wiedergabe, die mehr auf Stille als auf vollen satten Klang und auf Gelöstheit als erdrückende Expressivität bedacht war. Die Steigerung blieb verhalten, entwickelte sich mehr aus den inneren Strukturen als aus Lautstärke. Eine interessante Lesart in dieser verinnerlichten Haltung.....
....
Hindemith: Überzeugend
Für den Komponisten Paul Hindemith war Grünewald in den Jahren vor dem Naziregime nicht nur ein interessanter Stoff aus dem Zeitgeist heraus, sondern sein musikalischer Stil- - strenger Satz und expressive Sprache - weisen auf ähnliche Haltungen hin. Neben altdeutschen Volksliedern findet die neue Ordnung einer linear geführten, ausdrucksstarken Melodik und der freitonal wirkenden Polyphonie ihren Platz bei den Gestaltungsmitteln zu einer Oper, die sich mit diesem Maler befaßt.
Dem voraus ging die Sinfonie „Mathis der Maler" - ein klingendes Triptychon zum Isenheimer Altar. Es entstand ein kontrastreiches, klanglich sowohl . in den Stimmen als auch zu den folgenden Teilen abgestuftes und dramatisches Klanggebilde. Dem lagen gutes Zusammenspiel in den einzelnen Orchestergruppen und ansprechende solistische Leistungen zugrunde. Zacher führte das Orchester sicher, baute geschlossene Bögen und schuf über die drei Sätze hinweg eine überzeugende Dramaturgie. Das - man könnte fast meinen -gänzlich auf Ostern zugeschnittene Programm fand eine sehr gute Aufnahme beim Publikum. Am Gründonnerstag gab es reichlich Beifall.


 

6.Plauener Sinfoniekonzert
Viel Format und großer Glanz
PLAUEN. - Dieses 6. Plauener Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchester war das vorläufig letzte im Großen Haus des Vogtland Theaters, das wegen des notwendigen Bühnenumbaus für längere Zeit geschlossen werden muß.......Das Programm versprach ein typisches Romantik-Konzert und zwei Werke der Musik unseres Jahrhunderts. Es begann mit dem berühmten „Adagio für Streicher" von Samuel Barber, einem der namhaften US-amerikanischen Komponisten, der mit diesem Stück in Europa bekannt wurde. Ursprünglich war es der langsame Satz eines Streichquartetts, der dann infolge seiner geschlossenen Wirkung für Streichorchester bearbeitet wurde. Sehr zurecht, das Stück hat Stil und einen eigenen Charakter. Die Wiedergabe mit dem Streicherkorps der Philharmoniker unter Frank Zacher konnte sich hören lassen, hatte Maß und Klangsinn....
Daß Edvard Grieg....... seines eigenen Klavierkonzerts nicht zu überhören.......
.......Solist des Konzerts war der aus Reichenbach stammende und in Plauen bekannte Dietmar Nawroth.
Sowohl bei ihm, wie auch beim Orchester vermißte man im ersten Satz den zündenden Funken. Es gab Intonationsprobleme, und alles klang etwas bieder. Im schönen Mittelsatz klappte die Zusammenarbeit schon besser. Aber erst im Finale kam der romantische Schwung des Werkes richtig zur Geltung, so daß alles ein gutes Ende nahm.

Die Verantwortung des Künstlers in der Gesellschaft war für Paul Hindemith ein Hauptthema seines musikalischen Schaffens,.....
Die Sinfonie „Mathis der Maler" ist gewissermaßen ein Extrakt der gleichnamigen Oper, die sich mit dem Schicksal des großen Malers Matthias Grünewald in der Zeit der Bauernkriege beschäftigt. .........
........Aus heutiger Sicht ist diese Sinfonie als der Höhepunkt im sinfonischen Werk Hindemiths anzusehen.
Die Titelwahl der drei Sätze geht auf Bildtafeln des Isenheimer Altars - dem Hauptwerk Grünewalds - zurück: Engelskonzert - Grablegung-Versuchung des heiligen Antonius. Der erste Satz enthält drei Engels-Themen, die zu bildhaften Eindrücken führen und am Schluß in ein regelrechtes Engelskonzert münden. Der langsame Mittelsatz ist eine Trauermusik, die von einer etwas herben Lyrik geprägt wird und in der die Holzbläser die Stimmung stark beeinflussen. Im machtvollen Finalsatz wird der Verzweiflungskampf einer menschlichen Seele geschildert. Dies geschieht mit einer aufwühlenden Dramatik und einer starken Gefühlskraft, wie sie bei Hindemith sonst kaum zu finden ist.
Mit dem strahlenden Allejulia-Chor der Blechbläser endet dieses höchst eindrucksvolle Musikwerk eines der größten deutschen Komponisten des 20. Jahrhunderts, das auch durch seine Instrumentierung fesselt. Außer dem vielfältigen Bläsereinsatz spielen die Bratschen eine gewichtige klangliche Rolle (Hindemith war ein erfahrener Bratscher), was nicht häufig zu finden ist. Es war wichtig und richtig, dieses Werk nach 54 Jahren in Plauen wieder einmal aufzuführen. Der Dirigent Frank Zacher fühlte sich gefordert und hat sich richtig in die Aufgabe „hineingekniet", hat die klanglichen Dimensionen des Werkes und seine geistigen Tiefen ausgelotet. So erhielt die Darstellung durch das Philharmonische Orchester interpretatorisches Format und Instrumentalen Glanz. Alle Instrumentengruppen haben dabei ihren starken Beitrag geleistet. Das Publikum war sehr aufgeschlossen und hat die eindrucksvolle Leistung mit viel Applaus gewürdigt.
Gerhard Piehler

 

 

Musical

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Musical statt Film: Manche mögens live
Komik vom Feinsten - „Sugar" mit Kinocharakter hat auf der Neustrelitzer Bühne Premiere

Von unserem Redaktionsmitglied Detlef Stapf (31.03.2003)

Neustrelitz. Wer das Musical „Sugar" inszeniert, muss sich an der Kino-Vorlage messen lassen. ..Manche mögens heiß" ist die Mutter aller Travestiekomödien, einer der lustigsten Filme überhaupt......
.......Frank Zacher und die Neubrandenburger Philharmonie treffen präzise den Sound, der die charlestonverrückte Zeit Anfang der Dreißiger stimmungsvoll pulsieren lässt. „Sugar" bekommt auf der Neustrelitzer eine durchaus originäre Qualität, die dem Publikum einen entspannenden Abend voller gelungenem Bühnenspaß beschert. Reichlich Beifall bestätigt die Erfahrung: Große Musicals brauchen keine große Bühne.


 

Musicalsrundblick (Juni 2000)

Plauen
Theater
SUGAR

Die Interims-Spielstätte des Vogtland-Theaters, die Festhalle Plauen, bot ihren Zuschauern zu dieser Premiere eine kleine Überraschung: acht kreisförmig angeordnete Satellitenbühnen und 282 Drehstühle in der Mitte. Regisseur Gunther-R. Eggert ließ die Vorstellung um den Zuschauer herum fortschreiten, und das bewegte Publikum folgte gern dem Spiel. Eine neue Herausforderung fürs Theater und ein tolles Konzept........
¦ Frank Zacher und das Philharmonische Orchester waren wie eine Bigband auf der ersten Bühne aufgebaut. Sie trafen die Musik Jule Stynes überwiegend ausgezeichnet, so dass sie dem Publikum mitunter buchstäblich in die Beine fuhr... J. Wesner

 

 

Slapstick statt Schauder
„Sweeney Todd" setzt in Neustrelitz auf schwarzen Humor

Von unserem Redaktionsmitglied Detlef Stapf (29.03.2004)

Neustrelitz . Ein wenig fühlt man sich in eine Musicalversion des Märchens von Hänsel und Gretel oder der Bilder Geschichte von Max und Moritz versetzt. In der Neustrelitzer Inszenierung von Stephen Sondheims musikalischem Thriller......
.....Auch musikalisch geht Frank Zacher mit seiner Neubrandenburger Philharmonie mit viel Frische den Sondheimschen Intentionen nach, wenn er die auf tonale Schlüssigkeit gegründete Harmonik im Gleichgewicht halt: Die Leichtigkeit bewegt den Humor, das Schrille das Gruseln.
Aber zum Schluss bleibt ein aufgegeiltes Melodiengeflecht das in Wittigs Handlungsfühlung keine Erlösung findet. Es gab anständigen Beifall eines vergnüglichen Abends wegen, aber ohne Amplitude.

 

 

Kultur

Montag, 3. Mai 1999
Begeisternde ausgeflippte Show
Vogtland Theater verlegte Premiere der „Rocky Horror Show" in Plauener Brauerei

Von Lutz Kirchner-
Glück gehabt; Kein Reiskorn ins Auge bekommen. Auch die Wasserpistolen suchten sich ihre Ziele anderswo. Und um ein Haar verfehlte die unvermeidlicherweise noch vollkommen aufgerollte Klopapier- rolle die rechte Schläfe......
Mit einer Lehrvorführung des showgerechten Time-Warp-Tanzens begann der Prolog auf dem Vorplatz unter freiem Himmel, und mit „Lets do the Time Warp again" endete das Spektakel in der liebevoll von Chefausstatter Klaus Weber zu einem intergalaktischen Sündenpfuhl umgestalteten Industriearchitektur.
.....Die Musiker, platziert in einem Käfig an der Seite, brachten unter Leitung des Ersten Kapellmeisters Frank Zacher das Kunststück fertig, sowohl. druckvollen Sound zu liefern und doch die Sänger nicht zu überdecken.
......Nach einer ganzen Reihe von Musicalinszenierungen verfügt das Vogtland Theater über beachtliches Know-how auf diesem Gebiet, das solchen Produktionen bereits von vornherein eine große Erfolgchance mit auf den Weg gibt.

 

 

Macho erzieht sich Emanze im Sprachlabor
Mecklenburgisches Landestheater Neustrelitz bringt Musical-Klassiker „My Fair Lady" auf die Bühne

Von unserem Mitarbeiter Peter Buske
Neustrelitz. „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen." Na also, klappt doch. Die erste Hürde auf dem Weg zur „May Fair Lady" hat Eliza, kodderschnäuziges Blumenmädchen und kratzbürstige Tochter des Müllkutschers Alfred P. Doolittle, in Frederick Loewes gleichnamigem Musical nach G. Bernhard Shaws „Pygmalion" gemeistert. ...
.......Schwungvoll tönt aus dem Orchestergraben, was Frank Zacher und die Neubrandenburger Philharmonie sehr metiererfahren aus der Loewe-Partitur herauslesen. Drive und Sentiment liegen dicht beieinander.
Es prickelt, wohin man hört.

 

 

"Ein abenteuerliches Dichterschicksal
Das Musical „Der Mann von la Mancha" in Plauen

Da reist Dale Wassermann, ein amerikanischer Autor, der schon zahlreiche Theaterstücke verfaßt hat, 1959 nach Madrid, um Cervantes Roman von Quixote" zu dramatisieren....
... All das ergibt eine bunte Mischung von grausamem Realismus und blühender Phantasie, die für ein neugieriges Publikum einen spannenden Abend erwarten läßt.
Das Musical verlangt allerdings von den Sängerdarstellern das Äußerste an vielseitigem Können.......
.........Und das Musikalische insgesamt? Es überzeugte überwiegend vom Orchester her. Nach den Vorschriften des Komponisten im Hintergrund der Bühne plaziert, konnte man, wenn es sichtbar war, beobachten, wie Frank Zacher die Mitglieder des Orchesters vom Theater der Stadt Plauen anfeuerte, jeden Einsatz präzise gab und den ganzen Text mitsprach, wiewohl das die Solisten nur über Monitor beobachten konnten. Doch ohne seine überlegene Gesamtleistung wäre wohl manches unbefriedigend ausgefallen. (E.Feuereißen)

Weg nach oben muß nicht Freiheit heißen
Premiere „Der Mann von La Mancha“ in Plauen

Von Dr. Karl-Heinz Löbner
Wie Ratten hausen sie im tiefgelegenen Kerker - Diebe, Mörder, Huren, Ausgestoßene, Unschuldige. Und nur eine kurze Zugbrücke stellt die Verbindung zur Außenwelt her. Doch der Weg nach oben muß nicht Freiheit heißen. Dort bestimmt die Inquisition über das weitere Schicksal der Gefangenen, denn der Schauplatz der Handlung ist Spanien um 1600.
„Der Mann von La Mancha" hatte am Wochenende am Theater der Stadt Plauen Premiere. Es ist ein ungewöhnliches Musical, denn es entspricht nicht dem herkömmlichen Klischee dieser Gattung mit leichter, seichter Handlung in Operettennähe mit Happy-End.....
.........In der Plauener Inszenierung von Peter Makswitat ist es überzeugend gelungen, die Verwobenheit von „realer" Handlung und „Spiel"-Szenen, von Theaterwirklichkeit und Träumen erlebbar zu machen.
... Die Bühne ist bis über den Orchestergraben vorgezogen, aus dem die unter unmenschlichen Bedingungen dahinvegetierenden Gefangenen wie aus naßkalten, verdreckten Löchern kriechen. Wer noch nicht verdorben war, verliert hier die letzte Würde des Menschseins.......
..........Hauptdarsteller waren Claus-Peter Schumann als Cervantes (Don Quichote), Martin Fuhrmann als sein Diener (Sancho Pansa) und Uta Hamann a. G. in der Rolle der Aldonza.
Überzeugend wirkten alle im Programmheft genannten Darsteller. Doch wer die Orchestermusiker der kleinen instrumentalen Besetzung waren, wird ini Programmheft verschwiegen. Vielleicht ist das ein Geheimtipp, denn unter der musikalischen Leitung von Frank Zacher wurde ausgezeichnet begleitet, klangvoll und stimmig, präzis und flexibel zugleich. Für den Dirigenten und die Sänger war das besonders schwierig, weil die Instrumentalisten auf dem hinteren Rand der Spielfläche Platz nehmen mußten, wodurch Hör- und Blickkontakte nur vermittelt erfolgen konnten. Mit dem Musical „Der Mann von La Mancha" hat das Plauener Theater ein attraktives, anspruchsvolles Angebot im Spielplan.

 

 

Lachtränen mit sozial- kritischem Hintersinn

Musical-Gala am Landestheater Neustrelitz

Von unserem Mitarbeiter Peter Buske ( Febr.2001)
Neustrelitz. „Ihr seid super, Ihr habt den Job“, tönt begeistert eine unsichtbare Stimme per Lautsprecher in den Zuschauerraum. Zuvor mussten sich die Primadonnen und Tenorstars sagen lassen, dass hier eine Musical-Audition stattfinde und kein Opernvorsingen. Aufruhr bei den Angereisten. Ob sie denn nicht was anderes drauf hätten als nur Klassikalisches? Sie haben. Und so entsteht aus der vorzüglich inszenierten „Not" eine vortreffliche Tugend: Sie singen für eine bevorstehende Musical-Gala vor. Eben diejenige, die dem Premierenpublikum am Sonnabend in Landestheater Neustrelitz die Lachtränen in die Augen treibt und die Hände fleißig rühren lässt.......
.....Dem Spielwitz und Tempo auf der Bühne entspricht die ungeheure Spiellust im Graben, wo das Preußische Kammerorchester Prenzlau unter Leitung des 1.Theaterkapellmeisters Frank Zacher einen verdammt guten Musicalsound produziert: rhythmisch präzise, süffig, sentimental und schmissig.
Ansehenswert, diese Musical-Gala!


 

„Kiss me Kate“-Premiere fast ein Ballettabend
Cole Porters Musical am Vogtland Theater Plauen

Von unserem Mitarbeiter Hannes Roch
nKiss me Kate**, das um die Welt gegangene Musical, ist nun in Plauen eingetroffen. Ein Stück für zwei Stars und eine Menge Ballett.............Die herausragendste Leistung der Inszenierung lieferte die Choreographin Ute Raab. Sie muß Schwerstarbeit vollbracht haben, nicht nur an und mit ihrer Truppe. Selbst die gewiß schwer zu bewegenden Herren Fuhrmann und Giering hatten ihre (Tanz(bär)nummer. Auch wenns mit dem Corps de ballet noch nicht ganz klappt und es einigen der jungen Damen noch an Standfestigkeit mangelt, so werden diese Schönheitsfehler von der Spielfreude, von der Frische des Ganzen vergessen gemacht. Der Höhepunkt: die Nummer „Es ist viel zu heiß.
Erfreulich diesmal das Philharmonische Orchester unter dem Dirigat Frank Zachers, das zur Überraschung sogar recht unphilharmonisch zu swingen imstande war. Die Akzente saßen,, wo sie hingehörten, und wenn das Orchester zu dominieren hatte; dominierte es auch.. Ohne aufdringlich zu werden.

 

 

DAS MUSICAL Aug/Sept. 1999 Heft 78

Plauen
Theater / Johanniskirche
JESUS CHRIST SUPERSTAR
Das vogtländische Plauen war am 3. Juli 1999 Ort einer heimlichen Weltpremiere: Jesus Christ Superstar wurde zum ersten mal szenisch in einer Kirche aufgeführt. Der Altarraum wurde mit einer Bühne überbaut, zum Spielen wurde der gesamte Kirchenraum mit Kanzel, Gangen und Empore genutzt - auf letzterer war auch das Orchester plaziert. Die weißen Wände und Säulen der Kirche bieten von sich aus schon Atmosphäre, doch Regisseur und Choreograph Günther R. Eggert steigerte dies noch durch seine Inszenierung. 90 Minuten eine unkapriziöse, gefangennehmende Ensembleleistung, die den Anforderungen an den ungewöhnlichen Spielort ausgezeichnet gerecht wurde. ¦ In dieser während des normalen Kirchenbetriebs fünfzehnmal ensuite gespielten Stadttheater-Produktion waren zahlreiche Gäste aufgeboten. Allen voran Jesus Hardy Lang, der mit ruhigem, konzentrierten Spiel und überragenden stimmlichen Höchstleistungen - eine klare, schwingende Stimme sowohl als hoher Tenor wie auch als Bariton - dem Stücktitel mehr als gerecht wurde. Judas Siruan Casey hielt stimmgewaltig dagegen und ist mit seinem temporeichen, präzisen körperlichen Einsatz kaum zu übertreffen. Die superrollenden Rs von Beatrice Fischer bleiben Geschmacks- bzw. Gewöhnungsfrage. In ihre Interpretation der Maria Magdalena legte sie jedenfalls viel Stimme. Andras Untermann als Pontius Pilatus und Willi Wiedl als nicht so lustig daherkommender Charleston-Herodes schaffen sich die nötige Distanz, um als Figur im Ensemble zu wirken und es facettenreich zu ergänzen. Die Leinenkostüme des Bühnenbildners Klaus Weber arbeiten mit hellen Tönen für die Jünger bis schwarz für die Priester. Maria strahlte im schlichten, langen, roten Kleid und Pontius Pilatus in schwarzer Lederhose und Weste. Herodes war ein eher schriller Farbtupfer mit Rüschenhemd. Da eine Kirche keine ansteigenden Sitzreihen bietet, waren die Sicht Verhältnisse leider teilweise auf die Köpfe der Sänger beschränkt. Kleine Podeste im Gang und eine schräge Bühne wären effektiver gewesen.
Bestens aufgehoben war die musikalische Leitung bei Frank Zacher, der mit dem Philharmonischen Orchester den Rock-Sound fein aufspürte und fulminant erklingen ließ. Dieses Jesus Christ Superstar-Erlebnis dürfte sehr schwer zu übertreffen sein.


 

„Evita" im Vogtland Theater: Fließende Übergänge
Die Heilige aus dem Hurenbett
Von Michael Thumser (12.05.98)

PLAUEN. - Ein eigenartiges Stück, diese Show. Im Graben zündet die von Frank Zacher geleitete Orchester-Kapelle mächtig auf, mal rockig fetzig, ebenso oft und sentimental; auf der Bühne ist alles Schwung und Tanz und Tableau, Solo-, Ensemble-, Chorgesang; als Revue schickt Regisseur Günther Eggert das Stück ins Rennen, mit packendem Tempo, bunt und wirbelnd...

 

 

Sehnen nach dem Traumgefährten
Bejubelte Musicalpremiere „Dracula" von Mathias C. Kosel am Vogtland Theater Plauen (13.06.95)
Von unserem Redaktionsmitglied Horst Philipp

Wanderer am Rand des Hochplateaus im rumänischen Bucegigebirge können die Gemäuer des Grafen Dracula, in denen er einst grausam geherrscht hat, besichtigen - wie er „die leut gespist hat. Und gepraten. Und mit den häubtern yn einen kessel gestoten. Und wie er die leut geschunden hat und zerhacken lassen ..." Der Brite Bram Stoker verpflanzte den Drachen von Transsylvanien vor rund 100 Jahren in einem Roman nach Old England, der Hamburger Mathias C. Kosel schrieb nach dem Stoff ein Musical, das nur kurz nach der Bamberger Uraufführung am Wochenende am Vogtland Theater Plauen Premiere hatte....
Regisseur Rainer Wenke inszeniert das Musical als großes Theater....
....Frank Zacher deutet mit dem Philharmonischen Orchester Plauens die Partitur gleichermaßen in Größe, entdeckt in der Musik Kosels das Schaurige ebenso wie das Dramatische, das Lyrische oder Sehnsuchtsvolle, Soli, beispielsweise von Oboe oder Cello, klangvoll heraushebend und dem Sound | der Zeit mit brio frönend.
Es webbert oder bernsteint mitunter; dennoch sind Kosels Klänge meist eigenständig, und vor allem bedienen sie das Theater wirkungsvoll, auch musikalische Formen wie Walzer oder Blues dort einsetzend, wo es der Szene optimal nutzt.
.......Das Premierenpublikum feierte das Ensemble mit Beifallsstürmen.

 

 

VOGTLAND-PANORAMA
Das Vogtland Theater Plauen eröffnet die 100. Spielzeit mit einem Herbstball
Charlie läßt die „Lichter der Großstadt" leuchten

Von Lutz Behrens
Die 100. Spielzeit mit einem Herbstball zu eröffnen, das war eine sehr gute Idee des Plauener Vogtland Theaters. Auch die Zutaten: ein Stummfilm von und mit Charlie Chaplin, dazu Musik vom Philharmonischen Orchester, Pantomime, ein nicht billiges und auch nicht nur kaltes Buffett, nochmals Stummfilm, diesmal mit Schlagzeug, und dann noch Tanz, paßten. Warum trotzdem die erwartete und erhoffte „rauschende Ballnacht" ausblieb, ist zu ergründen.


PLAUEN. - Die Kleiderordnung stimmte. Endlich konnten die Damen einmal wieder das lange Abendkleid anziehen. Bei den Herren dominierte der schwarze Anzug, oft gabs dazu eine Fliege......
Dazwischen quirlten vier, fünf Charlie Chaplins herum. Mit Menjou-Bärtchen, Melone, dem Markenzeichen Spazierstock und dem unvermeidlichen Watschelgang mit den großen Schuhen. Sie neckten die Ankommenden und blieben stumm.
Stumm wie der Film „Lichter der Großstadt" von 1930/31. "Aber was für ein Erlebnis! Dazu trug nicht nur die Musik bei. Gespielt wurde unter der Leitung Frank Zacher; von den Damen und Herren des Philharmonischen Orchesters nach den Kopien der Originalnoten. Perfekt war das, was hierbei geleistet wurde. Es paßte jeder Triller, und .schwelgende Geigen lockten am Schluß wohl so manche Träne ins Knopfloch. Der Film war eine Offenbarung. Die märchenhafte Story vom Landstreicher und dem blinden Blumenmädchen (das am Ende sehend wird und doch den heruntergekommenen Helden nimmt, die Geschichte vom Millionär als Selbstmörder, der immer dann menschlich wird, wenn er besoffen ist ) was vielleicht als Vorbild für Brechts Puntila diente;, all dies..........

 

 

Chaplin frisch wie ehedem
Plauen(lk). Mit Witz ,Charme und Herz kämpfte sich Charlie Chaplin am Freitag und Sonnabend durch die Widrigkeiten einer großen Stadt.
Mit dem frischrekonstruierten Streifen ;,City Lights „ eröffnete das Vogtland Theater den Herbstball und gleichzeitig die 100 Spielzeit des Hauses .
Das Philharmonische Orchester unter Leitung des Ersten Kapellmeisters Frank Zacher begleitete den Stummfilm auf sensible und ausgesprochen wirkungsvolle Weise. Das Theater hatte zuvor die Originalpartitur aus Paris kommen und entsprechend bearbeiten lassen.

Tramp im Getriebe der großen Stadt

Vogtland Theater eröffnet 100. Spielzeit mit Charlie Chaplins Stummfilm ,;City Lights" -Philharmoniker begleiten

Von unserem Redaktionsmitglied Lutz Kirchner .. <
PLAUEN; Hoch her gings offenbar bei den Parties der goldenen 20er Jahre in den Metropolen der Neuen Welt. Der Schampus floß in Strömen. Die am und nach dem Krieg reich gewordenen Newcomer stopften rein, was nur hineinging und /hüpften; sich danach vor Freude über soviel Glück die Seele aus dem –Leib :,Beim Filmball am Freitag und Sonnabend zur Eröffnung der 100. Spielzeit des Vogtland Theaters blieb alles viel geruhsamer....
...........Nach dem anrührenden Happy-end des Stummfilms „City Lights" mit Charlie Chaplin und erstklassiger musikalischer Begleitung durch das Philharmonische Orchester schlenderten die Premierengäste brav und züchtig zum kalten Büfett..........Was Filmmusik überhaupt ausrichten kann, das machte zuvor das Theaterorchester unter Leitung des Ersten Kapellmeisters Frank Zacher klar. Der Klangkörper spielte, nach der Originalpartitur aus den 30er Jahren. Szene für Szene, ja jeder Augenblick, jede Gefühlsregung, die aus der großartigen Mimik Chaplins, sprach, fand.ihre Entsprechung und Höhung in der Musik......

 

 

Freie Presse 27.02.95

Kultur
Vertrieben von der Lebensbühne
Das Musical „Anatevka" unter der Regie von Rainer Wenke am Vogtland-Theater Plauen

Von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Löbner
Der Familienvater und Milchmann Tevje singt von seinem Wunsch: „Wenn ich einmal reich war..." Zwar ist es keine Schande, arm zu sein, aber eine besondere Ehre ist es auch nicht. Doch Tevjes Sorgen um den täglichen Lebensunterhalt werden in dem Musical „Anatevka" („Der Fiedler auf dem Dach") in der Vertonung von Jerry Bock bald von viel tiefgreifenderen Problemen überlagert.
Einen langen Theaterabend erlebte das Premierenpublikum am Vogtland-Theater Plauen am vergangenen Samstag, doch in der fesselnden Inszenierung des Gastregisseurs Rainer Wenke vergaß man die Zeit. Das lag zunächst an der sehr genauen Personencharakterisierung der einzelnen Bühnenfiguren und an der treffsicheren Wiedergabe der Dialoge....
......Das Bühnengeschehen lebte zugleich von der hervorragenden handlungsbezogenen instrumentalen
Mitgestaltung durch das Philharmonische Orchester des Vogtland-Theaters unter der umsichtigen, flexiblen Leitung von Frank Zacher. Der 1.Konzertmeister George Nojogan war als feinsinnig musizierender „Fiedler auf
dem Dach" ins Bühnenspiel integriert.......

 

 

„West Side Story" hat in Zwickau Premiere (Okt.2000)
Harmonie gegen Tristesse
ZWICKAU. - Als man Leonard Bernstein, dessen zehnten Todestag wir am 14. Oktober gedachten, wenige Tage vor der Uraufführung nach den Erfolgsaussichten seines Musicals „ West Side Story" fragte, äußerte der sich eher skeptisch.....
......das Gebotene insgesamt kam beim Publikum sehr gut an. Der herzliche Beifall während des laufenden Spiels und am Schluss bewies es.
Besonders erwähnenswert jedoch ist das Philharmonische Orchester Plauen-Zwickau unter Frank Zacher, das sich in allen Phasen der Handlung exzellent anpasste. Olaf Meyer

 

Oper

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Neustrelitz
Liebenswerter Theaterspaß

Neustrelitzer „Wildschütze-Premiere von Bravo-Rufen überschüttet

„So munter und fröhlich wie heute", wovon der Chor der Landleute „beim Tanze, beim Weine" singt, hat man das Ensemble des Landestheaters Neustrelitz schon lange nicht mehr erlebt. Vergnüglich breitet es Albert Lortzings Der Wildschütz als eine liebenswürdige und unterhaltsame Spieloper aus. Fast auf den Tag genau zum 100. Geburtstag des Komponisten ... tollt sie voller Witz, Lust und heitrer Laune, aber nicht überdreht (Regie: Wolfgang Ansel) über die lichthelle, von duftiger Farbigkeit erfüllte und sparsam ausstaffierte Bühne (Ausstattung: Peter Heilein). Der einfallsreiche Theaterspaß ... wird bei der Premiere ... verdientermaßen mit Bravorufen gefeiert.
Was Lortzing unbekümmert, gemütvoll und herzerwärmend vor sich hin singt, findet seine Entsprechung in einer überzeugenden Leistung aller Beteiligten. Die lassen beim Singen und Agieren keinerlei biedermeierliche Betulichkeit aufkommen, sondern schütteln fast pausenlos Leichtigkeit und Lebendigkeit aus den musiktheatralischen Ärmeln. Fantastisch!
Mit leichter Regiehand und ironischen Brüchen seziert Wolfgang Ansei kleinbürgerliche Moralvorstellungen der liebevoll gezeichneten Personen, ohne sie jedoch zu denunzieren oder der Lächerlichkeit preiszugeben. ...
.......Dem Spaß am Bühnengeschehen, wozu noch der vortrefflich singende und differenziert agierende Chor (Einstudierung: Gotthard Franke) gehört, entspricht der Spaß am Musizieren. Zusammen mit der Neubrandenburger Philharmonie erfühlt und erfüllt Frank Zacher den gemütvollen Geist der Musik ausgezeichnet. Ohne je dick aufzutragen, gehen sie flink, dezent, feinsinnig, sehr warm getönt, elegant und differenziert zu Werke... Daran hätte Lortzing sicherlich seine helle Freude gehabt.
Peter Buske (Nordkurier, Neubrandenburg /DAS ORCHESTER 3/ 02 )

 

 

„Was klagt ihr?"
ZWICKAU. – 08.06.95
Von allen erfolgreichen Opern Verdis ist „Nabucco" wohl die erfolgreichste. Und erfolgreich war die Premiere der Oper am Freitag Abend im Zwickauer Gewandhaus. In einem Gastspiel des Vogtland Theaters Plauen begeisterten Solisten, Chöre und Orchester im nahezu ausverkauften Haus.....
....Bereits in der Ouvertüre wird das stolze Bekenntnis eines Volkes, das man zwar unterwerfen, dessen Rückgrad man aber nicht brechen konnte, hymnenartig deutlich........
Unter dem Dirigat von Frank Zacher spielte das Philharmonische Orchester des Vogtland Theater Plauen sehr präzise und mit bemerkenswerter Anpassungsfähigkeit an Solisten und Chöre. Die stimmlichen wie schauspielerischen Leistungen der Solisten wie der Chöre waren beeindruckend. .........Insgesamt war die Aufführung des „Nabucco" ein beeindruckendes Opernerlebnis für das Zwickauer Publikum. 0. M.

 

Turandot-Premiere in Zwickau
Vogtland Theater stürmisch gefeiert
ZWICKAU/PLAUEN. – (31.05.99)
Es ist das uralte Spiel von Liebe und Haß, das Puccini in seiner letzten, sehr populären Oper „Turandot" nach einer Dichtung von........ Die Oper blieb unvollendet, den Schluß schrieb nach Puccinis Tod 1924 der italienische Komponist Franco Alfano nach überlieferten Skizzen. Die glanzvolle Uraufführung der weltweit sehr viel gespielten Oper erfolgte am 25. April 1926 unter Stabführung von Arturo Toscanini in Mailand. Die letzte Plauener Premiere der Oper war am 17. Oktober 1998.
Prinz Kalaf (Jürgen Müller), Sohn des im Exil lebenden blinden Tatarenkönigs Timur (Andreas Lettowsky) will die Prüfung wagen und schlägt alle Warnungen seines Vaters und dessen treuer Sklavin Liu (Judith Schubert), des Kaisers Altoum (Kammersänger Joachim Giering), der alters- und amtsmüde den blutigen Eskapaden seiner Tochter zusieht, den Bonzen Ping (Claus-Peter Schumann), Pang (Michael Simmen) und Pong (Kryszof Jakubowski) in den Wind. Zum Entsetzen Turandots (Angela Rossetti) löst er die Rätsel und sie müßte nun Kalaf zum Mann nehmen. Der gibt ihr nun selbst ein Rätsel auf. Wenn sie bis zum nächsten Morgen seinen Namen erraten kann, will er sterben. Turandot versucht alles, um den Namen zu erfahren und läßt selbst die treue Liu foltern, die sich lieber selbst tötet, als den Namen des geliebten Mannes preiszugeben. Kalaf bezwingt die Prinzessin mit Gewalt und demütigt sie, dann verrät er ihr selbst seinen Namen. Doch nun verzichtet sieauf ihren Sieg, Kalaf ist der neue Kaiser von China.
Die Inszenierung des Vogtland Theater Plauen bestach musikalisch wie auch schauspielerisch.
Hervorragende Stimmen, hier sollen insbesondere Angela Rossetti, Sopran, als katlherzige, herrische, unpersönliche Prinzessin, Jürgen Müller, Tenor, der den Prinzen Kalaf sehr männlich, selbstbewußt verkörperte, Andreas Lettkowsky, Baßbariton, der trotz seiner schweren Krankheit fürstliche Würde bewahrte, und Judith Schubert,
Sopran, die besonders durch ihre weiche, liebevolle Fraulichkeit bezauberte, namentlich genannt werden.
Eine beeindruckende Leistung bot auch das Philharmonische Orchester des Vogtland Theater Plauen unter Leitung von Frank Zacher durch eine sehr gute, sichere und in allen Phasen der Handlung angepaßte Begleitung.
Besondere Erwähnung verdienen jedoch auch Opernchor, die Singakademie Plauen und der Kinderchor, Einstudierung Eckehard Rösler, die durch musikalische Güte ebenso bestachen wie durch die außerordentliche Präzision ihres Spiels. ...
........In der Regie von Matthias Pohl und der Dramaturgie von Uwe Fischer wurde die Zwickauer Premiere ein großartiger Erfolg, der vom begeisterten Publikum mit fast achtminütigem Applaus gefeiert wurde. Olaf Meyer

 

Nuancenreich und bunt
Opulent: Giacomo Puccinis »Turandot« in der Aschaffenburger Stadthalle
(24.02.2002)
Giacomo Puccinis letztes Opernwerk »Turandot« fand in der Aschaffenburger Stadthalle eine glanzvolle Aufführung durch das Vogtland-Theater Plauen, das mittlerweile zu den Theater-musikalischen »Stammgästen« in unserer Stadt gehört und stets wertbeständige und hervorragende Leistungen vollbracht hat. Nicht anders war es bei dieser Aufführung der »Turandot«, die in der Tat ein glanzvolles Theater-Ereignis war und am Schluss begeistert mit Bravorufen umjubelt wurde.
Dies lag wohl in erster Linie an der ungeheuren Dichte, gemischt mit Dramatik, Realität und Schärfe,....... Szenisches Spiel und musikalische Gestaltung gingen dabei vollgültig Hand in Hand, so dass es keinerlei Bruch im Verlauf des Bühnengeschehens gab.
Hauptträger dieses spannungsreichen Miteinander waren das Philharmonische Orchester des Vogtland-Theaters und der stark besetzte Chor (Opernchor, Singakademie Plauen, Kinderchor) unter der strikten Leitung von Frank Zacher, der sehr engagiert dirigierte und für nahtlosen Zusammenhang zwischen Bühne und Orchester sorgte. In puncto Lautstärke tat er sich allerdings keinerlei Zwang an, was letztlich zu Lasten der Textverständlichkeit bei Sängern und Chor ging. Aber, was sollte er anders machen angesichts der opulenten Orchesterbesetzung, die Puccini gerade bei diesem Werk verlangt, und den damit eng verbundenen dramatisch-drastischen dynamischen Entladungen, die Puccini in seiner Partitur fordert, um spezielle Ausdrucksmerkmale und besondere Stimmungsmomente bildhaft zu illustrieren?.... Ungeheuer feinsinnig zeichnet die Musik jede Gefühlsregung von tiefster Verinnerlichung bis hin zu ekstatischen Ausbrüchen nach, wobei die gesamte Palette orchestraler Klangfarben, einschließlich eigener instrumental-solistischer Effekte (rauschende Harfen-Glissandi, oktayierte Einstimmigkeit bei den Holzbläsern, gestopfte Trompeten, wuchtige Schläge der großen Trommel), angewandt wird.........
.......Als letzter weltweit gefeierter italienischer Opernkomponist greift Puccini hier kompositionstechnische Errungenschaften der Jahrhundertwende auf, setzt sie aber stets in dramaturgischer Absicht zu charakterisierenden Zwecken ein, wobei er sich als Meister nuancenreicher Instrumentierung erweist. Alles dies kam bei der fulminanten Wiedergabe der »Turandot« durch das Vogtland-Theater klangmächtig und farbig zum Vorschein. .......

 

 

Dramatische Leidenschaften

Von unserem Mitarbeiter Dr. Karl-Heinz Löbner
Flucht eines politischen Gefangenen, Folter und Mord, verbunden mit Liebe, Eifersucht und Erpressung. Damit ist die Handlung der Oper „Tosca" von Giacomo Puccini umrissen,.......
Puccini sagte zur Textvorlage, für die sich selbst noch der greise Verdi interessierte: „In dieser Tosca sehe ich die Oper, die mir auf den Leib geschrieben ist und Gelegenheit für eine Fülle von Musik bietet". Nicht nur Belcanto und außergewöhnliche Harmonik machen die Qualität der Musik Puccinis aus, sondern zugleich die düsteren Klangfarben und hochdramatischen Konturen.
In der jüngsten Premiere der „Tosca" am Theater der Stadt Plauen setzten musikalische und szenische Wiedergabe auf die hochdramatischen, von Leidenschaften geprägten Wirkungen dieses Bühnenwerks. Dirigent Frank Zacher, Regisseur Wolfgang Ansei und Ausstattungsleiter Dietrich Kelterer verwirklichten das gleiche Grundkonzept.
Am Dirigentenpult sorgte Frank Zacher für eine spannungsvolle, klar umrissene musikalische Dramatik ohne Verzicht auf die lyrischen Weiten der Partitur, wobei sich das Plauener Theaterorchester bemerkenswert klangvoll und kultiviert hören lies...... (1994 ?)

Subtiles Kammerspiel im Betonbunker
Enthusiastisch gefeierte „Tosca"-Premiere am Landestheater Mecklenburg Neustrelitz

Von unserem Mitarbeiter Peter Buske (28.01.2002)
Neustrelitz. Das Rätselraten beginnt, noch ehe die grellen Akkordblöcke mit dem Scarpia-Motiv den Beginn von Puccinis deutsch gesungenem Opernkrimi ..Tosca"" im Landestheater Neustrelitz ankündigen. Auf dem Vorhang ....
..... scheint die Regie und das lang anhaltend stürmisch applaudierende Publikum nicht zu kümmern.
Letzteres delektiert sich an den Leistungen der Sänger, die in der stilisierten, atmosphärisch kalten, aus grauen Betonquadern bestehenden Bunkerszenerie (Pascale Arndtz) versuchen, trotz konventioneller Arrangements bis hin zum Rampensingen, ihr Bestes zu geben. Allen voran die in Neustrelitz bestens bekannte Fabienne Jost in der Titelrolle, deren divenhafter Auftritt (ganz in Weiß) und fortan bühnenbeherrschende Erscheinung allen Bravojubel verdient. Anfangs in ihrer Eifersucht noch etwas zurückhaltend, steigert sie sich zunehmend in den lyrischen Liebesrausch ......
.....Den im Dinnerjackett zu seiner Auftragsarbeit in der Kirche erscheinenden. Freiheit und Tosca liebenden, schließlich von Mussolini-Schergen durch Genickschuss hingerichteten Maler Cavaradossi singt Juilus Ursino mit heller und offener, jedoch des lyrischen Schmelzes entbehrenden Tenorstimme.....
Gewinn an Transparenz
Musikalische Unterstützung erhalten sie durch die Neubrandenburger Philharmonie unter Leitung von Frank Zacher, der das knallige Musikdrama dynamisch auf ein subtiles , zuweilen sehr breit musiziertes Kammerspiel zurückfährt
Dem Gewinn an Feinheiten, Transparenz und Klarheit steht allerdings der Verlust an dramatischer Wucht, Schärfe der Akzent und knackigen Orchesterfarben gegenüber. Packend jedoch das kraftvolle coram publico angestimmte ..Te Deum.......

 

Aschaffenburg
Spannungsreiche, doppelgesichtige Oper
Vogtland Theater Plauen brillierte mit Strawinskys „The Rakes Progress"
Wieder einmal brachte das Vogtland Theater Plauen ... eine Opern-Aufführung voller Eindruckskraft auf die Bühne der Aschaffenburger Stadthalle. Es war nicht unbedingt ein Reißer des gängigen Repertoires, der hier geboten wurde, sondern ein heutzutage etwas abseits liegender Opern-Sonderling in Gestalt der Oper The Rakes Progress von Igor Strawinsky...
Strawinsky hat in dieser Oper eine Musik geschaffen, die (ganz wie die Handlung) ein doppeltes Gesicht zeigt......
...... Dieses kompliziert in die Theaterpraxis umzusetzende Stück verlangt von der Regie eine gehörige Portion an Einfallsreichtum und von den Akteuren ein Höchstmaß stimmlicher wie körperlicher Anstrengung, weil angesichts der laufend wechselnden Handlung ... auf der Bühne selbst fortwährend Bewegung herrscht, die nicht selten sportliche Ausmaße annimmt. Eingeschlossen in die Turbulenz des Geschehens, kommt vor allem dem Chor besondere Bedeutung zu, weil er nicht nur sauber zu singen hat, was bei dem hierbei geforderten Part gar nicht so einfach ist, sondern überzeugend natürlich im schauspielerischen Bereich zu agieren hat. Diese vielseitige Aufgabe wurde denn auch von den Damen und Herren des Extrachors und Opernchors tadellosgelöst...
... wurde die blitzgescheite Regie von Wolfgang Ansei deutlich, die sich natürlich auch auf die Personenführung übertrug. Es gab nirgendwo einen Stillstand, jederzeit wurde die Bühne mit Bewegung und Ausdruck der jeweiligen Stimmung analog zur Handlung belebt. Den einzeln wirkenden Akteuren wurden dabei keinerlei Fesseln angelegt, sie sollten und konnten sich frei und gelöst ganz dem Ausdruck ihrer Rollen hingeben, was insgesamt für eine durchgehende Spannung und enorm verdichtete Intensität in Gesang und Schauspiel sorgte.
Judith Schubert (Ann), Jürgen Müller (Tom Rakewell), Hans-Georg Priese (NickShadow) und Claudia Tuch (Türkenbaba) bildeten das die gesamte Oper tragende Solisten-Ensemble, das unter nahezu grenzenlosem Einsatz die ihm übertragenen Parts mit echtem Leben erfüllte. ... Abgesehen von der Schwierigkeit, den Text verständlich über die Rampe zu bringen (Ausnahme waren hier die Rezitative), musizierte das Ensemble glänzend aufeinander abgestimmt, strömend in der Stimmführung und stets ebenmäßig im Klang. Es war einfach schön, ihm zuzuhören...
Einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen dieser Aufführung leistete das Philharmonische Orchester des Vogtland Theaters, das hierbei weitgehend kammermusikalisch-durchsichtig zu musizieren hatte. Oft bestand der Orchesterpart nur in paarweise solistisch angelegten Einsätzen der Bläser, wobei die Hölzer (Flöten, Oboen, Fagotte) ebenso delikat und kultiviert bliesen wie die sauber intonierenden Hörner, was bisweilen extreme Anforderungen an die Musiker stellte, die jedoch ohne Mühe gemeinsam mit den im Klang üppigen, dennoch dezent mitgehenden Streichern bewältigt wurden. Am Pult wirkte Franz Zacher, der kapellmeisterlich jederzeit Herr der Lage war, für dynamischen Ausgleich sorgte und trotz lebhaften Trubels die rhythmisch diffizile, raffiniert verfeinerte Musik Strawinskys unter Kontrolle hatte. Nimmt man zu dem musikalischen Ablauf und der klugen Regie das glänzend auf die Handlungsabschnitte eingestimmte Bühnenbild einschließlich der partiellen Beleuchtungs-Effekte hinzu, kann man dem Vogtland Theater Plauen zu dieser gelungenen Opern-Aufführung nur gratulieren.
(cm Das Orchester 7-8 ´97)


 

Jedermann - Gefangener seiner selbst
Zwiespältige Premiere von Igor Strawinsky Oper „The Rakes Progress" am Vogtland Theater Plauen (18.02.97 )
Von unserem Redaktionsmitglied Horst Philipp
Ein Haus mit winzigem Gärtchen, einem kleinen Hof gleich einer Terrasse, eingegrenzt von einem quer über die Bühne reichenden Zaun - das ist die Welt von Vater Trulove und Ann, seiner Tochter zu Beginn der Aufführung von Igor Strawinskys Oper „The Rakes Progress" am Vogtland Theater Plauen zur sonntäglichen Premiere. Wenn dann von Tom Rakewell auch noch gefordert wird, eine wie zu erwarten eintönige Beschäftigung anzunehmen, um Ann als Frau zu bekommen, kann der nur den Kopf schütteln.
Tom Rakewell, ein Jedermann, verschreibt sich der Gunst von Frau Fortuna. Er meint, ihr Füllhorn sei für ihn da. Von dem Moment an ist er in der Inszenierung von Wolfgang Ansei in der Ausstattung von Gerhard Ziegler der Gefangene seiner selbst. Er folgt dem Glück verheißenden Nick Shadow, der nichts anderes als der Teufel ist und zugleich das Gestalt gewordene Alter ego von Tom. Der Rakewell Jürgen Müllers tangiert Gestalten wie Faust oder Peer .......er läßt sich führen und wird verführt.
Der unaufhaltsame Abstieg der Persönlichkeit folgt auf dem Fuße. Hans-Georg Priese braucht als Nick Shadow keine Insignien des Teufels, er spielt ihn über die verschiedenen Haltungen, eifrig, überlegen, dienend, aber zugleich auch herrschend und hat doch seine Freude dran - am Jedermann, der sich fast immer wie Wachs von ihm kneten läßt. Beide erweisen sich auch als stimmkräftig, Müller oftmals mit einem Crescendo in die hohen Töne gleitend, Priese in klanglicher Direktheit, beide aber im Wechsel von lyrischen und dramatischen Farben.
Dadurch kann Frank Zacher dem Philharmonischen Orchester auch oftmals Gelegenheit zum mächtigen Forte geben, ohne daß die Sänger beeinträchtigt würden oder Transparenz verloren ginge. Zacher läßt spannungsreich und nuanciert musizieren und auch die solistischen Passgen klangvoll ertönen. ..... .........Das Publikum im nicht ausverkauften Vogtland Theater nahm die Premiere mit lang anhaltendem Beifall und vielen Bravi auf.

 

 

Dienstag, 2. November 1993
Gewürzt mit Schalk und einer Prise Ironie
Opernpremiere mit „Martha" am Plauener Theater
Von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Löbner

Von Musik- und Theaterwissenschaftlern gescholten, jedoch von Opernliebhabern wegen der eingängigen populären Melodien immer wieder gewünscht...... Aber nur „Martha" hat seit dem Erfolg der Uraufführung 1847 in Wien die Zeiten überdauert, obgleich sie inzwischen schon ein bißchen in die Jahre gekommen ist. Doch davon spürte man nichts zur jüngsten Premiere am Vogtland Theater Plauen. Die begeisterte Zustimmung des Publikums galt der niveauvollen Einstudierung, einer handwerklich gekonnten Inszenierung und einer soliden musikalischen Wiedergabe.
Gastregisseur Rainer Wenke setzte das Werk mit einigen dramaturgisch sinnvollen Straffungen in Szene. Die diesem Opernsujet eigenen Sentimentalitäten, die Tendenz zu Pseudoromantik und Kitsch wurden durch eine phantasievolle Szenerie kongruent zur Musik überspielt, gewürzt mit einer Portion Schalk und einer Prise Ironie. Zu den besten Regieeinfällen gehört eine kurze szenische Andeutung während der Ouvertüre......
.......In Reiner Wenkes Inszenierung herrschte eine lockere, lustbetonte Spiellaune vor, wodurch die Gesangssolisten zu ungezwungenen, gelösten Darbietungen inspiriert wurden. Die Solistenbesetzung war aller Ehren wert. Glockig, kristallklar war der Sopran von Bärbel Kubicek als Lady alias Martha - nicht nur in der kunstvollen Schlichtheit der „Letzten Rose". Sympathisch und wohltimbriert die Nancy der Kristiina Matti. Pawel Antkowiak bot einen lyrisch schönen, absolut zuverlässigen und differenziert
eingesetzten Tenor für die Partie des Lyonel auf.
Und Andreas Mitschke war ein stimmlich makelloser, gut nuancierender, trefflicher Plumkett. DieSolistenquartette der Hauptdarsteller erklangen in selten zu hörender homogener Schönheit.
Der Chor hat in Friedrich von Flotows. „Martha" große Aufgaben, die vom Opernchor des Vogtland Theaters und Mitgliedern der Singakademie Plauen glänzend bewältigt wurden (Einstudierung Eckehard Rösler).
Nicht zuletzt verdient die musikalische Leitung von Frank Zacher lobende Anerkennung. Sehr präzis führte er Szene und Orchestergraben zusammen, ließ nie die Sänger vom gut disponierten Philharmonischen Orchester des Vogtland Theaters übertönen, das einen wohlklingenden Beitrag zum guten Gesamteindruck der Premiere leistete.

 

 

Puccini, ein wenig geschrumpft
„La Boheme" hat im Vogtland Theater Plauen Premiere

Von unserem Mitarbeiter Hannes Roch

Puccinis meisterliche Oper nun am Vogtland Theater Plauen. Und man ist, nachdem man sie gesehen hat, zwiegeteilt. Zum einen: Allein, dieses Werk auf die Bühne zu bringen, ist schon verdienstlich, und gar so schlecht, wie sie Konwitschny -Verehrer machen werden, ist die Inszenierung nicht. Zum anderen: Die sängerische Herausforderung ist groß, an ihr wächst das gesamte Ensemble, vorausgesetzt, der einzelne ist zum Wachsen bereit und imstande, es hat jeder seine Grenzen. „La Boheme", eine Geschichte, die sich der Aktualisierung entzieht, die im Paris einer vergangenen Epoche spielt.
Die Boheme, mit der wir es zu tun haben, wird durch ein Männerquartett repräsentiert....
....Die Inszenierung Wolfgang Ansels vermeidet gottlob alle Sentimentalität, die so gefährlich nahe liegt......
....Puccini fordert seine Sänger, und er setzt voraus, daß sie seine Ariern mühelos beherrschen, ja, er verlangt selbst das gefürchtete hohe C. und das nicht nur geradeso. In sängerischer Hinsicht am souveränster war Isabell Ma-Zach als Musette Sie gab ihrer Figur auch das nötige Temperament, und sie zeigte Gefühl dort, wo es ihr angebracht schien. Mimi tat sich da, schon partiebedingt, schwerer. Das Herrenquartett kontrastierte vom Äußeren her recht gut, und jeder formte soweit Partie und Vermögen es zuließen, seine Figur, doch beim Singen zeigten sich deutlich Grenzer und Unterschiede, vor allem, wenn es in die Höhe ging. Ullrich Behnke zeigte sich dem noch am ehesten gewachsen...
...Uneingeschränktes Kompliment dem philharmonischen Orchester und seinem Dirigenten Frank Zacher. So hört man Puccini nicht immer. An den kraft vollen Stellen gab man dem Meister, was des Meisters ist, auch wenn die Sänger alle Mühe hatten durch- und mitzukommen, und an den lyrischen Passagen war das Orchester ganz zart.

 

 

Kurier-Kultur
Mit Schwung und Innigkeit
„Der Freischütz" aus Plauen in der Stadthalle (Nordbayerischer Kurier 02.03.99)

BAYREUTH Von Frank Ptontok

„Oh, es ist unsäglich, was uns Weber genützt hat. Und es wird so wenig anerkannt" Richard Wagner hatte, als er Cosima diesen Satz in ihre Tagebücher hineindiktierte, wie so oft recht. Weber, dieser einzigartige Mensch und Musiker .........
.......Aber seien wir froh, daß wenigstens «Der Freischütz" seinen festen Repertoireplatz hat Auch das Vogtlandtheater Plauen hat ihn im Programm, nun gastierte es mit der Produktion in der ausverkauften Stadthalle,........
Interessanter wird es natürlich auch dort, wo es um das Eigentliche, die Musik, geht.
Frank Zacher und das Philharmonische Orchester des Vogtland-Theaters interpretieren Webers subtile Partitur mit Schwung und dem rechten Maß an Innigkeit ,wer nur eines davon vermissen läßt, ist mit dieser Musik aufgeschmissen, die ernst genommen werden muß. Agathes erste Arie, jenes legendäre „Leise, leise", wird - dies zum Exempel - nicht sentimentalisch verschleppt, auch vom Orchester ganz wunderbar intoniert. Enorme Probleme gibt es, das konnte am Abend jeder Schüler hören, leider, leider bei den Hörnern, und diesmal kann nicht die Entschuldigung gelten, daß das Hörn doch ein sehr problematisches Instrument ist. .....
.........Auch Martin Fuhrmann, der dem Erbförster Cuno die recht sichere Stimme verleiht, muß innerhalb des sehr einheitlichen Ensembles - den guten Chor nicht zu vergessen - erwähnt werden. Wenn diese Leistungen beispielhaft für das Provinztheater stehen, so wird der Begriff der „Provinz" dankenswerterweise seines Unsinns beraubt.

Ein Abend, der den Grünröcken gehört
„Der Freischütz" von Carl Maria von Weber gilt als die deutsche Oper schlechthin - Mehrfacher Szenenapplaus für Vogtland Theater Plauen
Von Volker Müller

REICHENBACH. In fernen Ländern wie Japan oder Australien gilt der „Freischütz" von Carl Maria von Weber als die deutsche Oper schlechthin, ja, nicht selten sogar als anschauliche Verkörperung unseres Nationalcharakters. Die gut besuchte Aufführung des Stücks am Samstag im Neuberinhaus, ein Gastspiel des Vogtland Theaters Plauen, war bestens geeignet, Wohl und Wehe einer solchen Einschätzung deutlich werden zu lassen......
Strahlende Chöre, innige Arien
Am Ende, nachdem Fürst Ottokar Gnade vor Recht ergehen läßt und das Liebesglück und der berufliche Aufstieg von Max nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben werden, sind wir dann ein großer Gesangsverein, ein Jubelchor, der den Posaunen von Jericho nicht allzuweit nachsteht......
.......Mit Ausnahme der liebevoll verulkten Jungfernkranzszene nimmt . die Plauener Inszenierung von Michael, Apel die romantische Nationaloper ernst und scheut auch beim gruseligen Bühnenbild der Wolfsschluchtszene (Klaus Weber) keine Mittel und Wege, Märchen und Sagenhaftes wirkungsvoll in Szene zu setzen.
Gesang in idealer Ergänzung
Gesungen wird durchweg gut, wobei Judith Schubert als Agathe, die die leisen Töne nach Belieben beherrscht, und Andrea Moon als Ännchen mit ihrem strahlendem Sopran sich ideal ergänzen. Der junge Bariton Andreas Lettowsky als Kaspar ist überragend, wenn es auf der Bühne um Tod und Leben geht, während Volker Hörn als Max ansehnliche tenorale Kraft besitzt, leider aber darstellerisch zu blaß bleibt.
Der kräftige Chor weiß sich im Laufe des Abends in allen Belangen ausdrucksvoll zu steigern - mit Ausnahme der Textverständlichkeit.
Das Orchester unter dem musikalischen Leiter Frank Zacher glänzt insbesondere durch inspiriert musizierende Holzbläser und hat Streichsolisten in seinen Reihen, die die gefürchteten „Freischütz"-Arien sicher und mit Seele begleiten können.
Das Publikum spendete häufig Szenenapplaus und war auch zum Schluss des Lobes voll. (23.11.98 )

 

Natürlich, ohne falsches Pathos
Wagner-Oper „Der fliegende Holländer" zum Saison Abschluss in der Zweibrücker Festhalle
Von unserem Mitarbeiter , Karlheinz Dettweiler
Die Opern von Richard Wagner sind selbst für große Bühnen nicht unproblematisch. Wie würde sich denn ein kleineres Haus wie das Vogtlandtheater Plauen mit dem „Fliegenden Holländer" auf der ungewohnten Zweibrücker Festhallenbühne zurechtfinden? Die Skepsis war unbegründet. Die Gäste aus dem Vogtland imponierten mit einer grundsoliden, musikalisch wie ausstattungsmäßig überzeugenden und glaubhaften Wiedergabe der Ballade um den bleichen Seemann, die der 30jährige Wagner nach einem Heine-Text dichtete und komponierte.
Regisseur Wolfgang Ansel verwendete, wie beim „Sommernachtstraum" im letzten Jahr, eine schräge Bühne, die viel Übersicht erlaubte, sparsame, aber vielseitig verwendbare Versatzstücke wie Segel, Netze und Stellwände. Eine geschickte Lichtregie sorgte für geheimnisvolles Halbdunkel während der gesamten fast dreistündigen Aufführung, in die auch die Spinnstubenszene mit dem Kernstück der Oper - der Senta-Ballade - mit einbezogen war....
...Wolfgang Ansei stellte kein experimentelles Theater vor, er wählte den traditionsreichen Weg und siedelte die Oper im Jahr 1600 an, wo sie Wagner hinhaben wollte.... .
.......Dazu trug auch das vom 1. Kapellmeister Frank Zacher sehr umsichtig und präzise geleitete Orchester bei, das einen schlanken, durchsichtigen Klang präsentierte, sauber und engagiert musizierte und bis auf wenige Ausnahmen für deckungsgleiches Miteinander mit der Bühne sorgte. Gelegentliche Patzer bei den vielbeschäftigten Blechbläsern fielen angesichts des großen sinfonischen Atems nicht Ins Gewicht.
In der Ausstattung von Klaus Weber fühlten sich die etwa 40 Choristen, von Eckehard Rösler sorgfältig einstudiert, und die sechs Hauptdarsteller fühlbar und spürbar wohl. Auch wenn, wie zu hören war, erst am Aufführungsmorgen zwei Ersatzsänger für erkrankte Ensemble-Mitglieder einspringen mußten, ergab sich daraus weder ein musikalischer noch ein gestalterischer Bruch....
.......Das Publikum im ausverkauften Haus dankte..... mit langanhaltendem Beifall.

Das Zweibrücker Kulturprogramm der Saison 1994/95

 

 

Theater der Stadt Plauen: »Don Giovanni«
In Zeiten der Unsicherheit verliert Theater in der Regel an Politik, bangt zu Recht um die Kasse und gibt sich
- was immer das auch heißen mag - gern unterhaltsam und populär. Nachahmung tritt wieder auf den Plan, Handlungsabläufe werden sorgsam illustriert. Figuren und Szenen beschnitten auf |dürre Einschichtigkeit. Beachtung verdient, wer dem widersteht. Wolfgang Ansels »Don Giovanni« ist gewiß mehr als ein Versuch, anderes zu demonstrieren. Mit bewußter Durchgängigkeit stellt er Kunsthaftigkeit aus, ein Modell, eine Partitur....
........ Arien reißen Abgründe auf weisen auf Zerissenheit , fulminante Finali bergen die Dramatik unmittelbarer Konfrontation.
Frank Zacher musiziert kraftvoll, mit straffen Tempi, enormer Dynamik.....
(Frank Kämpfer/ Theater der Zeit - Mai/91)

Roter Samtvorhang hob sich zu
„Don Giovanni"
Plauener Theater würdigt Mozart zu dessen 200. Todestag

- Am Sonntag war Premiere: mit Beginn der ersten Takte wurde deutlich, daß man auf die Feinheiten der dramatischen Instrumentation sehr bedacht war. Die düstere Stimmung der Ouvertüre wurde ergänzt durch eine adäquate Einrichtung. Das Unheimliche war dominierend. Neben dem Schwarz gab es noch die starke rote Farbe - die Farbe der Liebe und des Lebens, aber auch der des Blutes. Die Geschichte wurde uns sehr direkt erzählt - sie wurde uns dargeboten auf einem Podest hinter rotem Samtvorhang mit wunderbaren Trotteln - das grausame Spiel im alten bürgerlichen Theaterguckkasten.
Sehr offen wurden die letzten Stunden des Wüstlings Don Giovanni dargestellt.
In seiner Inszenierung setzt Wolfgang Ansei ganz auf die psychologische Wirkung der Fabel. Er geht dabei mit der musikalischen Struktur der Partitur sehr genau nach. Musik und Szene gehen zusammen - die Geschehnisse erhalten Spannung - vor allem die bekannten Musiknummern verlieren dabei ihre Unverbindlichkeit und werden zwingend...
.......Auf der Bühne agierte ein überragendes Quo: Don Giovanni und sein wackeres Faktotum Leporello - mit Jürgen Kurth von der Leipziger Oper und Hans-Joachim Staub fanden sich Darsteller, die sängerisch und spielerisch das Spiel von Liebe, Verführung und Untergang im Griff hielten.
Auch die anderen solistischen Leistungen waren durchaus ansprechend....
.......Aber wesentlichen Anteil am guten Gelingen dieser Aufführung hatte das Orchester unter Frank Zacher.
Er hatte das Geschehen zwischen Bühne und Orchestergraben fest im Griff. Wichtiger als diese eigentliche Selbstverständlichkeit erschien mir, daß die Impulse für das Bühnengeschehen von einer auf Wirkung zielenden , genau charakterisierenden und den Tonfall zwischen freud- und leidvoll treffenden Wiedergabe der Musik gekennzeichnet war. Hier wurde die Vielfalt der Dynamik ausgelotet, ohne daß die Sänger vom Orchesterklang überdeckt wurden......Friedrich Reichel

„Saison Mozart" ist eröffnet - Start in Plauen mit Giovanni
Dynamische Mitgestaltung des Orchesters, sängerisch unausgewogen
Die „Saison Mozart" ist eröffnet. Im Jahre 1991 gedenkt die Musikwelt seines 200. Todestages. Deshalb werden Neueinstudierungen von Opern des Meisters, die ohnehin zum festen Repertoire unserer Bühnen gehören, mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt......
..... Der Gesamteindruck ist mehr statisch, selbst wenn der Titelheld kurzzeitig vom Rang aus und im Parkett agiert.
Die Spannungsmomente kamen zunehmend vom Orchester (Leitung Frank Zacher). Gewiß, die Ouvertüre hätte zu Beginn noch mehr Intensität und dann mehr Leidenschaft vertragen, aber insgesamt musizierten die Orchestergruppen klangschön und sauber. Das Plauener Theaterorchester spielte der Bühne die Mozartschen Impulse zu, nuancenreich und sängerfreundlich. Das war keine blasse Zutat, sondern dynamische Mitgestaltung......
.....Die Moral im Finale - die Überlebenden singen gemeinsam: „Also stirbt, wer Böses tat." Die Welt scheint für sie in Ordnung. Erst das nachträgliche Hohngelächter des „bestraften Wüstlings" schreckt Darsteller und Publikum auf.
Dr. Karl-Heinz Löbner

 

Deutsche Bühne
Kolportagestory ohne Kommentar

Versuch der Reanimation von Kreneks Zeitoper „Jonny spielt auf" am Landestheater Neustrelitz

„Nun ist die Geige mein!" Wenn der farbige Jazzbandmusiker Jonny in Ernst Kreneks „Jonny spielt auf" seinen Triumphgesang anstimmt, dann besingt er den Sieg der Neuen Welt über die alte: Er ist ein rechter Fiesling und bedient in dieser abstrusen Kolportagestory mit Krimieinschlag alle Negativklischees vom Schwarzen. Sollte man das von naiver Amerika-Begeisterung nur so strotzende Stück in heutiger Zeit spielen, wo Ausländerfeindlichkeit und Antiamerikanismus wuchern?.........
Einer Beantwortung dieser Frage entzieht sich die Inszenierung von Wolfgang Ansel am Landestheater Neustrelitz. Er entstaubt das Original des einstigen Bühnenhits, indem er die Handlung kommentarlos aufs Wesentliche konzentriert,Seelenkitsch von der Bühne verbannt, die Gletscherszenen als Sinnbild für Abgeschiedenheit und künstlerischen Intellektualismus eliminiert, Tingeltangel von der spartanisch ausstaffierten, bauhausnahen Szene (Ausstattung:PascaleArndtz) fern hält. .....
...Was sich in schnellen Verwandlungen abspielt, hat zwar inneres Tempo, kann aber die Schwächen des trivialen Textes (vom Komponisten) nicht vergessen machen. Von ihm versteht man ohnehin nicht allzu viel.
Faszinierend hingegen, wie die Neubrandenburger Philharmonie unter Frank Zacher die Kreneksche Mischung aus Shimmy und Blues.Schrekerscher Edelsüße und atonalen Schönberg-Sticheleien präzise und geschmeidig auskostet. Da wird noch in kompaktesten Stellen kammermusikalische Delikatesse gewahrt, eindrucksvoll das Tempo der zwanziger Jahre beschworen. Schmachtend bis aufbrausend begleitet Zacher die Liebesgockeleien des Geigenvirtuosen Daniello (Johannes Schwärsky), gestaltet das hämische Frohlocken des Fieslings Jonny (baritonbalsamisch: Serge Novique) nicht weniger prägnant. Der Beifall, auch für die lakonische Darstellung einiger Nebenrollen und den agilen Chor (Einstudierung: Gotthard Franke), fällt einhellig aus.
> PETER BUSKE

 

(Nordkurier)
Sehr faszinierend dagegen, wie die Neubrandenburger Philharmonie unter Frank Zacher die Kreneksche Mi-schung aus Shimmy und Charleston, tonaler Edelsüße eines Franz Schreker und atonalen Sticheleien a la Arnold Schönberg rhythmisch genau, präzise im Zusammenspiel, klangvoll und geschmeidig auskostet. Die Musiker spielen schräg und schroff, offenbaren in kompaktesten Stellen kammermusikalische Transparenz, beweisen Gespür für Zwischentöne, beschreiben spannend das Tempo der zwanziger Jahre. ....

 

 

Happy-End für alle

PLAUEN. - Es lebe Gaetano Donizettli „Der Liebestrank", seine bekannteste und meistgespielte Oper, hatte am Sonntag Premiere im Plauener Vogtland Theater und war so recht nach dem Geschmack des Publikums. ..........Für die Piauener Neuinszenierung wurde sie von Regisseur Rainer Wenke und Regieassistentin Sylvia Mannigel noch einmal bearbeitet: Aus den Rezitativen im Parlandostil wurden gesprochene Dialoge, was zu zügigem Ablauf beitrug.......
........Erzählt wird die Geschichte vom armen Bauern, der........ also, ein Happy-End für alle - ein Erfolgsrezept früher wie auch heute. In der Premierenaufführung stimmte einfach alles: Beschwingt musizierte das Philharmonische Orchester des Vogtland Theaters unter Frank Zacher die heiteren Melodien Donizettis gingen ins Ohr......
(19.06.96 Günther Schliwa)

Zaubermixtur ohne große Wirkung
Premiere von Donizettis „Der Liebestrank" am Vogtlandtheater Plauen
Von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Löbner
Die junge noch unvermählte Wirtin Adina verspottet und verlacht den in der Weltliteratur abgehandelten Tristan-Stoff, weil sie nicht an den Zauber eines Liebestranks glaubt. Und in ihrer Wahl der sie umwerbenden Männer ist sie so unentschlossen wie kurzschlüssig.
Für die Plauener Neuinszenierung von Gaetano Donizettis komischer Oper „Der Liebestrank die am Sonntag am Vogtlandtheater Premiere hatte, erarbeitete der Regisseur Rainer Wenke eine eigene Fassung. Das Textbuch ist gestrafft und in Einzelheiten verändert.........
......Stimmlich herausragend in Kantilenen und Koloraturen war die Adina der Judith Schubert, während der sympathische Nemorino mit Pawel Antkowiak recht blaß geriet. Opernchor und Singakademie waren wie immer in guter Verfassung (Einstudierung Eckehard Rösler), und Frank Zacher am Dirigentenpult animierte das Philharmonische Orchester des Vogtlandtheaters Plauen zu kultivierter und flexibler Begleitung.

 

 

Dr. Dieter David Scholz
Tel. 030/ 453 48 16 Fax (030)454 2163
Berlin, 19.12.1994
Rezension für MDR-Kultur, Frühstücksjournal" am 20.12.1994:
"Ritter Blaubart“ (Qffenbach) - Vogtlandtheater Plauen, Prem. 18.12.1994

Nachdem die Komische Oper in Berlin vor zwei Jahren die legendäre Inszenierung des Offenbachschen "Blaubart" von Walter Felsenstein, die fast 30 Jahre hindurch mit dem größten Publikums-Zuspruch an die vielhundertmal gezeigt wurde, nachdem die Komische Oper dieses Markenzeichen Felsensteins und seines Hauses 1992 sang und klanglos, vor allem grundlos in der Versenkung verschwinden lies, muß man in die sogenannte Provinz fahren, um Offenbachs funkensprühende Bearbeitung der blutrünstigen Blaubart-Legende zu erleben.
......auch an kleinen Häusern besetzt und zufriedenstellend realisiert werden kann, wie eben auch die Neuproduktion am Vogtlandtheater in Plauen zeigt, ......
Freilich: die sarkastischen Untertöne, das beängstigende Rumoren im Untergrund, die beißende Zeitkritik des "Blaubart", die einst einen Karl Kraus so faszinierte, die politischen Warnschüsse dieser Opera-bouffe und ihres Humors, dem nicht zu trauen ist, sie bleiben in Plauen unverstanden und verborgen. Auf der Bühne jedenfalls!
Aus dem Orchestergraben hingegen tönte ein Offenbach von weit schärferer Kontur und vielschichtigerer Dimension. Mit Frank Zacher am Pult des Philharmonischen Orchesters des Vogtland Theaters hatte Offenbach eben kompetenten und temperamentvollen Anwalt seiner Opera Bouffe gefunden, wie man ihn selbst an größeren Bühnen nicht oft findet . Die Rasanz, mit der der junge Dirigent durch Offenbachs musikalische Blaubart-Parodie fegte, die stürmische Dramatik, zu der er sich hinreißen ließ, der Ernst; mit dem er sich Offenbachs differenzierter und intelligenter Partitur annahm ohne deswegen humorlos zu sein, verhalfen der Aufführung zu außergewöhnlich erfreulicher Qualität; die auch von Chor und Solisten des Plauener Theaters nicht enttäuscht wurde....
...........der stimmungsmachende Mittelpunkt einer Aufführung, die wieder einmal beweist, daß es sich durchaus lohnen kann, auch in der Provinz nach Offenbach Ausschau zu halten, die aber noch deutlicher darauf hinweist daß der "Ritter Blaubart" endlich auch an den großen Bühnen gleichnamig neben "Orpheus in der Unterwelt oder "Pariser Leben" gestellt zu werden verdient.

 

 

Operetten

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Jugendliche Frische
und echt saustark

Gelungene Premiere des Zigeunerbarons in der Festhalle

Von Kathrin Beier

PLAUEN. „Hoffentlich bringt uns das ..Schwein. Glück,, und die Tierschützer haben die paar Minuten gerade einmal weggeschaut."Die Begeisterung, mit der die zwei Plauenerinnen am Samstag.abend nach der Vorstellung im Foyer der Festhalle von der eben erlebten Operette „Der Zigeunerbaron“ schwärmten, ist exemplarisch für die Meinung des Premierenpublikums....
................Mit nicht enden wollendem Applaus honorierte das Publikum am Schluss der Vorstellung die in allen Bereichen gelungene Inszenierung: Das Bühnenbild, die Rollenbesetzung, tänzerische Leistungen, stimmliche Qualitäten nicht, nur der Schauspieler, sondern auch des Chores und der Mitglieder der Singakademie Plauen sowie die musikalisch meisterhafte Begleitung durch das Orchester des Vogtland-Theaters unter der musikalischen Leitung von Frank Zacher.
........Und wäre das Premierenpublikum ebenso frisch wie die 99-er Inszenierung des Zigeunerbarons, so hätte die Jugendsprache für diese Vorstellung wohl passend den Ausdruck „saustark" parat. ( Okt.1999)

 

 

ZEITSPIEGEL
Das „Schwarzwäldmädel" des Plauener Vogtlandtheaters
Ein Panorama-Spektakel
Von Michael Thumser (18. April 1994)

PLAUEN. - Ein leichtgewichtiges Singspiel ist dies.....
....Wer Leon Jessels musikalisches Lustspiel in Plauen erlebt - was seit Samstag möglich ist -, bekommt es mit einer Art Gesamtkunstwerk zu tun; mit einem von ganz eigener Art freilich, bei dem neben den Sinnen des Sehens und des Hörens auch noch die Nerven des Geschmacks auf ihre Kosten kommen können. Denn anders als sonst verfügt sich der Zuschauer nicht tatenlos vor die Bühne des Vogtlandtheaters; er begibt sich in die Festhalle und hier mitten hinein ins Spiel, nimmt am Biertisch Platz, läßt sich womöglich gar badischen Wein und oberrheinische Spezialitäten schmecken, derweil rund herum Theater wie ein Volksfest sich ereignet. Manch wackerer Esser läßt sich vom Auftakt der Ouvertüre noch lange nicht aus der Ruhe bringen......
Unter Auditorium und Gastronomie mischt sich, knapp zwei pausenlose Stunden lang, ein alemannischer Komödienstadl, den Gastregisseur Detlef Rogge mit allen nur erdenklichen..... Übertreibungen, Albereien, naiven Hemmungslosigkeiten ausgestattet hat. Von all der Possenreißerei läßt sich das Publikum rasch, intensiv und anhaltend begeistern........

Dabei hält, was im allgemeinen Trubel zuweilen überhört wird, das Spektakel ein beeindruckendes musikalisches Niveau: Dirigent Frank Zacher führt das Orchester zu illustrativer, aber nirgends tumb differenzierungsloser Volkstümlichkeit (von den Bläsern etwa kommen sentimentale Beiträge von eindrucksvoller Prägnanz). Und die Sänger zeigen sich, von der Laune der Schau-, Hör- und Trinklustigen angespornt, fast durchweg zu guter Form aufgelegt.....

 

Beschwingtes macht Alltag vergessen
Vogtland Theater: Philharmonisches Orchester präsentiert mit viel Erfolg „Weniger Streß mehr Strauß" (31.06.96)
Von unserem Mitarbeiter AxelRöhrborn
PLAUEN. „Nur nicht den Humor verlieren" - dieses Motto von Johann Strauß begleitete den Meister des Wiener Walzers durch sein gesamtes Leben und Schaffen. Die Wiener Strauß-Familie führte im 19. Jahrhundert den Walzer zu einem ungeahnten Höhepunkt. Von dem Zauber ihrer Melodien haben sich am Sonntag im Plauener Vogtland Theater sehr viele Musikliebhaber einfangen lassen. Das Strauß-Konzert der Philharmoniker unter Leitung von Frank Zacher stand unter dem Motto „Weniger Streß - mehr Strauß"....
Mit einer abwechslungsreichen Zusammenstellung populärer Melodien machten die Musiker tatsächlich den alltäglichen Streß vergessen.......Gleich zu Beginn stand die „Waldmeister-Ouvertüre" auf dem Programm. Dieses Werk von Johann Strauß wirkte in seiner transparenten und leicht erscheinenden Interpretation durch das Philharmonische Orchester stellvertretend für den gesamten Abend. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den tiefen Streichern und der Flöte im Solo war genauso kennzeichnend für dieses Stück wie eine gelungene dynamische Arbeit und präzise Tempiwechsel. , t.
Gesangssolisten, Opernchör und die Singakademie sowie das Ballett sorgten zudem für attraktive Abwechslung............... Die Freude der Ausführenden übertrug sich schnell auf das Publikum.
.......Wer kennt sie nicht, die „Fledermaus", eine der berühmtesten Operette ja die Krone des Genres. Die Ouvertüre zu diesem Werk stand im folgenden auf dem Programm. Ein schön klingender, transparenter Orchesterklang; vor allem der kräftige Streicherteppich und die anmutigen Soli der Oboen und der Celli wurden für diesen Teil charakteristisch.......
........ Beschwingt und kräftig führte das Orchester mit diesem Werk ein gelungenes Konzert zum Ende. Die von der Musik ausgehende Freude ließ wahrhaftig den alltäglichen Streß vergessen, so wie es das Orchester zuvor versprochen hatte......

Premiere eines Musiktheater-Streifzuges im Vogtland Theater
Das Studium der Weiber ist schwer - das der Männer nicht weniger

PLAUEN. - Es ist legitim, wenn ein regionales Theater ab und zu ein gemischtes Programm von musikalischen Zugnummern geschickt zusammenstellt, mit Texten verbindet und das serienmäßig in den Spielplan aufnimmt. Das kommt meistens beim Publikum ganz gut an......
.....doch noch ein Titel eingefallen: „Und ewig schockt das Weib". Der Titel sollte zugleich Motto sein...,. Musikalische Belege dafür aus allen Sparten des Musiktheaters sollen ihn dabei unterstützen.
Das begann recht witzig. Im ersten Teil wurde vieles nicht ernst genommen, manches durch den Kakao gezogen.
Die Musikfragmente wurden bunt gemischt. Das reichte von Wagner über Humperdinck, Flotow, R- Strauß über Kalmann, Millöcker, Leo Fall und Offenbach bis zu Irving Berlin, Cole Porter und anderen. Wenn Joachim Giering die Hexe mimte und sang und gleichzeitg die Königin der Nacht anklingen ließ, dann war das schon komisch. Auch wenn Martha mit dem Portemonnaie verschwand (P. Antkowiak). Es gab aber auch „echte" Musikszenen - so mit Andrea Moon, Claus-Peter Schumann, Andreas Lettowsky und weiteren - und auch zwei hübsche Balletteinlagen....... Das Publikum fühlte sich gut unterhalten, war aber ein wenig enttäuscht, weil es schon so bald zu Ende ging....
Am meisten beschäftigt war an diesem Abend naturgemäß das Philharmonische Orchester, das frisch und klangvoll musizierte - ein eindeutiges Plus der Vorstellung. Frank Zacher erwies sich dabei als wendiger und erfahrener Theaterkapellmeister, der über alle Klippen hinwegführte. Die Lehar-Melodienfolge am Beginn des zweiten Teils hatte Schmiß und musikalische Verve.......
Gerhard Piehler (Montag 22. Dezember 1997)


 

Glaubhaftes Liebesdrama
statt Schmarrn
„Land des Lächelns" in Neustrelitz Feuilleton (04.12.2000)
Von unserem Mitarbeiter Peter Buske
Neustrelitz« „Ich meine aber, dass . in der Operette niemals der Zusammenhang mit dem Menschlichen verloren gehen darf", verkündet Franz Lehar sein Credo über das gefällig-anspruchsvolle Genre.....
...Der neue 1. Kapellmeister Frank Zacher zeigt den richtigen, weil spannenden Umgang mit den Lehar-Noten. Unter seiner Leitung zwingt die Neubrandenburger Philharmonie aus der Partitur den Schmalz raus, aber nicht immer den erforderlichen Schmelz rein. Nie wird dick aufgetragen, sondern schlank und entschlackt musiziert.

Die „Fledermaus" zum Auftakt
Aus der Sicht eines Theaterfreundes: Eklat im Foyer - Harmonie auf der Bühne
PLAUEN.

.......Außerdem war ja dieser Fledermaus Abend keine Premiere.
Diese fand bereits am 18. September 1989 statt, also noch vor der Wende. Gewendet hat sich bei der Operettenübernahme indessen ,auch einiges, aber zum Guten. Da sind zahlreiche Neubesetzungen.....
..... Der größte Gewinn der Wiederaufnahme des Werkes aber ist die Leistung des Orchesters unter der Stabführung von Frank Zacher. Nichts drängt sich klanglich in den Vordergrund, was sich für alle Vokalisten höchst vorteilhaft auswirkt. Dazu ein ausgezeichneter Kontakt mit der Bühne, ein beschwingtes und leichtes Musizieren so, wie es Johann Strauß verlangt. Das allein sollte genügen, sich diese „alte" und „neue" „Fledermaus" auch ein zweites Mal anzusehen und vor allem anzuhören. (Vogtland Anzeiger 03.09.1990)

 

 

Musikalisch prickelnd wie Prosecco
Neustrelitzer „Fledermaus" beifallsfreudig aufgenommen
Von unserem Mitarbeiter Peter Buske ( Montag, 14. Oktober 2002 )

Neustrelitz. Kaum eine Ouvertüre, die so geistsprühend auf das Kommende einstimmt wie die zur „Fledermaus". Prickelnd wie Prosecco, leicht und elegant klingt sie am Freitagabend bei der Premiere am Landestheater Neustrelitz aus dem Orchestergaben herauf, wo die Neubrandenburger Philharmonie unter Leitung von Frank Zacher im Verlaufe des Abends den Sekt der Marke Johann Strauss unentwegt moussieren lässt. Die Sänger erfreuen sich durchgängiger dirigentischer Sorgfalt, was sie mit respektablen Leistungen danken. Wenn Kammerzofe Adele (Franka Krancis) von den Möglichkeiten ihrer theatralischen Verwandlungskunst singt, ist nicht nur Gefängnisdirektor Frank (mit kraftvoller Baritonpranke: Thomas K. Schmidt) beeindruckt, sondern auch das Publikum spendet immer wieder Szenenapplaus......

Schön verlogen übersüß
Fulminanter Operetten-Auftakt bei den Schlossgarten-Festspielen
Von unserer Mitarbeiterin Bea Bernstein (Juli 2003)
Neustrelitz. „Joi. Mama!" - machen wirs wie die Ungarn und schwatzen drauf los wie... nun sagen wir wie „Die Csárdásfürstin". Warum renne ich im 21. Jahrhundert noch in die Operette von Emmerich Kaiman? Nun, fast der Hauptgrund, die „Csárdásfürstin"-Premiere der Neustrelitzer Schlossgartenfestspiele am Freitagabend zu besuchen, ist nämlich der Graf Boni und Tenor-Buffo (Hardy Lang).
.......Anpassungsfähig und fantasievoll, manchmal lyrisch sensibel, machmal den Schmelz der Operette ironisierend, so verstanden Frank Zacher und die Neubrandenburger Philharmonie die „Csárdásfürstin".
Und lausche ich dem Jubel der über 2000 Gäste für die 180-Mann-Aufführung, fällt mir doch ausgerechnet Karl Kraus ein: „Orphischen Lied des Reim, ich wette, er steht auch in der Operette."

 

 

Donnerstag, 20. Januar 1994

Vogtland-Theater aus Plauen mit der »Csárdásfürstin« in der Aschaffenburger Stadthalle


.....Der junge Kapellmeister Frank Zacher bewies dabei ein hohes Maß an Übersicht und korrekter Einschätzung der Akustik. Gemeinsam mit seinem delikat und schmissig musizierenden Orchester verlieh er der einschmeichelnden Musik Kalmans das typische elegant-duftige, melodisch schwingende Flair. Gestützt auf diese musikantische, niemals überlagernde und zuverlässige Instrumentalbegleitung, konnten sich die Gesangssolisten vorteilhaft in Szene setzen.

15.01.2009

Moshammer's Tawdry Tale Turned to Fodder for Opera Stage

A new opera about the rise and ultimate fall of Rudolph Moshammer, a B-grade German fashion designer and gossip-column staple, is set to open in Berlin.

The producers call the story of the man called "Mosi," which depicts Moshammer's glittery rise to the top of Munich society and his subsequent murder at the hands of a male prostitute, a modern day fable about consumerism, the media and the price of fame.

 

Others may call it pandering.

 

Either way, turning the story of the eccentric fashion designer into an opera was a sure-fire recipe for publicity.

 

And your little dog Daisy, too

 

The murder Moshammer -- a Liberace-esque figure who was never seen without his tiny Yorkshire Terrier, Daisy, in his arms -- in January 2005, dominated headlines for weeks.

 

Herisch A., an Iraqi asylum seeker whom Moshammer had picked up on the street, strangled the designer with a telephone cable in a dispute over payment for sex. The killer was sentenced to life in prison.

 

Now, the tawdry tale has been set to music by Dutch composer Bruno Nelissen and librettist Ralph Hammerthaler. "Moshammeroper" opens at the Neuköllner Opera House on Aug. 23.

 

Tale of the times

 

"The material was lying there on the street, crying out to be formed," Hammerthaler told the Tagesspiegel newspaper.

 

He worked for over a year and a half on the opera, reading Moshammer's books "Mama and Me," about the Munich star's close relationship with his mother, and "I, Daisy: Confessions of a Lady Dog," about the beloved pooch, as well as biographies.

 

"The Moshammer phenomenon is symptomatic of our times," Hammerthaler told the paper. "It shows how a man without particular talent can turn himself into an artistic figure."

 

Anyone who thinks an opera about the media-hungry socialite is trash is dead wrong, director Robert Lehmeier insisted. He said the piece really explores how Moshammer used the media and vice versa, and the interplay between fame, the media, and consumers.

 

Pop culture under the microscope

 

"I could have told the whole story in five minutes, but that would have been too boring," Lehmeier told the Tagesspiegel.  "It's about how everyone has a role, and the performance depends on everyone who plays along."

 

Pop culture and political topics are commonplace for the Neuköllner Opera House, which has previously staged an opera on Angela Merkel and made a musical about the Iraq war.

 

Robert Lehmeier will direct "Moshammeroper."  Frank Zacher and Roland Vieweg are musical directors.


AuthorDW staff (jen)